Margot Friedländer überlebte den Holocaust. Nun wählt sie in einem Interview eindrückliche Worte: "Es gibt weiterhin Menschen, die in uns keine normalen Menschen, sondern ein Zerrbild sehen. Mir ist das unverständlich."

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Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer will für den Terrorismus der Hamas nicht die gleichen Worte verwenden wie für die Taten der Nationalsozialisten. "Wir brauchen andere Begriffe. Es ist nicht dasselbe", sagte Friedländer zu "Zeit Online". Nach dem Massaker von Terroristen der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Hamas als "die neuen Nazis" bezeichnet.

Weiter sagte Friedländer, der Holocaust und ihre Erlebnisse seien ihr immer präsent. "Ich werde die Sache nicht los, als ob es gestern wäre. Und natürlich sehe ich nach diesen Morden die Bilder von damals wieder vor mir."

Friedländer ist bestürzt über Solidaritätsbekundungen für die Hamas

Solidaritätsbekundungen mit der Hamas auf Kundgebungen und Demonstrationen in Deutschland versuche sie zu ignorieren, das gelinge ihr aber nicht, sagte die 101-Jährige. "Es ist einfach traurig. Und bestürzend. Die Hamas ist schlecht zu den Palästinensern in Gaza. Sie respektieren ihre eigenen Leute nicht. Denn sie nehmen die als Schutz für sich. Das ist doch nicht menschlich. Und es ist feige."

"Ihr braucht andere Menschen nicht zu lieben. Aber Respekt vor anderen ist unverzichtbar."

Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende

Über Flüchtlinge mit antisemitischen Einstellungen in Deutschland sagte Friedländer: "Vielleicht sind wir zu freundlich." Sie sage immer: "Ihr braucht andere Menschen nicht zu lieben. Aber Respekt vor anderen ist unverzichtbar."

Auf die Frage, ob sie den Eindruck habe, dass jüdisches Leben in Deutschland sich nun für eine Weile zurückziehe, sagte die Holocaustüberlebende, sie fürchte, nicht nur für eine Weile. "Es gibt weiterhin Menschen, die in uns keine normalen Menschen, sondern ein Zerrbild sehen. Mir ist das unverständlich."

Friedländer war 1921 als jüdische Deutsche in Berlin geboren und 1944 von den Nationalsozialisten ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt worden. Nach ihrer Befreiung lebte sie 64 Jahre in den USA im Exil, bevor sie im Alter von 88 Jahren zurück nach Berlin kam. Sie bemüht sich als Zeitzeugin um Aufklärung über die Verbrechen der NS-Zeit und wirbt um Toleranz und Respekt. (dpa/ank)

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