Unmittelbar vor dem Bundesparteitag und nach dem Austritt von Sahra Wagenknecht und ihren Anhängern haben führende Linken-Politiker einen Neuanfang der Partei ausgerufen. "Jetzt haben wir die Chance, wieder nach vorne zu gehen, unsere politische Rolle in der Gesellschaft wieder besser auszufüllen", sagte Linkenchef Martin Schirdewan der "Stuttgarter Zeitung" vom Freitag.

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Der Ko-Parteivorsitzende warb nach dem Wagenknecht-Austritt um neue Mitglieder: "Kommt wieder zu uns, macht mit uns gemeinsam Politik für soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden", appellierte er an interessierte Bürgerinnen und Bürger. Die Partei freue sich darauf, mit neuer Kraft und vielen neuen Mitgliedern wieder in die Offensive zu kommen.

Vom Parteitag erhofft sich Schirdewan "das Startsignal für eine erneuerte und gestärkte Linke". Diese wolle dabei zwei Botschaften senden: "Die Linke ist geschlossen. Und wir sind entschlossen, im Kampf für ein soziales, friedvolles und solidarisches Europa." Der Parteichef betonte: "Wir haben keine Angst, uns mit den Reichen und Mächtigen anzulegen."

Wagenknecht war vergangenen Monat gemeinsam mit neun weiteren Abgeordneten aus der Linken ausgetreten und stellte später ihr eigenes "Bündnis Sahra Wagenknecht" vor. Sie kündigte an, im Januar eine neue Partei zu gründen.

Nach Ansicht Schirdewans hat die Linke den Austritt Wagenknechts und ihrer Unterstützer gut überwunden. In der "Augsburger Allgemeinen" sprach der Parteichef von "ungefähr doppelt so vielen Eintritten wie Austritten". In dem Interview kündigte er zudem prominente Neumitglieder aus dem sozialen und künstlerischen Bereich an, "die sich an unsere Seite stellen".

Thüringens Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow rief ebenfalls zum Neuanfang auf. "Ja, das ist ein Scherbenhaufen", sagte er dem Rundfunk Berlin-Brandenburg. Er betonte zugleich: "Schön ist anders, aber auch Scherben sortieren macht Freude." Jetzt gehe es darum, aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas "Neues, Schönes, Gutes zu bauen".

Ramelow wünscht sich dabei, dass die Partei eine deutliche Botschaft aussendet: Die Linke müsse klar machen, dass sie "für die Schwächsten in der Gesellschaft da ist". Sie müsse "eine laute Stimme für die sein, deren Stimme gar nicht mehr gehört wird".

Die Linke kommt am Freitag zu einem dreitägigen Bundesparteitag in Augsburg zusammen. Sie will dort ihr Programm für die Europawahl am 9. Juni 2024 verabschieden und die Kandidatenliste aufstellen. Spitzenkandidat soll Schirdewan werden, der bereits seit 2017 im EU-Parlament sitzt.  © AFP

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