US-Präsident Joe Bidens desaströser Auftritt beim TV-Duell mit Donald Trump hat die Demokraten in Panik versetzt. Die Zweifel sind groß, ob er überhaupt noch in der Lage ist, erneut das mächtigste Land der Welt anzuführen. Doch was wären die Alternativen?
Statt Aufbruchstimmung hat dieses TV-Duell bei den US-Demokraten vor allem eins ausgelöst: Angst. Der Schlagabtausch zur besten Sendezeit zwischen Präsident Joe Biden und Donald Trump geriet für den Amtsinhaber zu einem Desaster.
Biden wirkte fahrig, unsicher und bisweilen abwesend. Von Angriffslust und Stärke, die es bräuchte, um den Republikaner Trump bei den kommenden Präsidentschaftswahlen zu besiegen, schien er Lichtjahre entfernt zu sein.
Wenig überraschend brandete direkt nach dem TV-Duell eine Debatte über eine mögliche Ablösung Bidens als Kandidat der Demokraten auf. Doch wer könnte
Wir stellen die vier aussichtsreichsten Kandidatinnen und Kandidaten vor.
Kamala Harris
Zunächst kommt natürlich Vizepräsidentin
Harris gilt als moderat und pragmatisch, aber als thematisch kaum profiliert. In den vergangenen Monaten schärfte sie ihr politisches Profil nach, äußerte sich wiederholt zum Thema Abtreibungsrecht und sammelte damit vor allem bei Frauen Sympathiepunkte. Ebenfalls oben auf ihrer Agenda steht der Krieg in Nahost, zuletzt hat sie sich für die Palästinenser starkgemacht.
Ein Duell mit
Gavin Newsom
Newsom ist charismatisch, erfolgreich und verkörpert die liberalen Werte Kaliforniens. Als Bürgermeister von San Francisco führte er eigenmächtig die Ehe für Homosexuelle ein und ist bekannt für seine provokanten Initiativen und seine links-grüne Politik, insbesondere beim Klimaschutz.
Der demokratische Gouverneur setzt sich vehement für das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe, Schwangerschaftsabbruch, allgemeine Gesundheitsversorgung auch für illegale Einwanderer, Legalisierung von Marihuana, strikte Waffenkontrolle und die Rechte von Immigranten ein.
Den historischen Umgang mit indigenen Völkern bezeichnet er als Völkermord, er ist ein entschiedener Gegner der Todesstrafe. Politisch steht Newsom deutlich weiter links als Joe Biden.
Gretchen Whitmer
Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer schneidet im direkten Vergleich mit Trump noch schlechter ab, sie würde in einem Duell mit dem Ex-Präsidenten nur auf 33 Prozent kommen, Trump dagegen auf 45 Prozent.
Die 52-Jährige zieht immer wieder scharfe Kritik der Rechten auf sich. Vor allem Trump-Anhänger machen sie gern zur Zielscheibe.
Trotzdem zeigt Withmer stets klare Kante: Zu ihrem Stellvertreter ernannte sie Garlin Gilchrist, den ersten Afroamerikaner im Amt des Vizegouverneurs von Michigan. Die Stärkung der Bürgerrechte, die Verbesserung des Zugangs zur staatlichen Gesundheitsversorgung und der Schutz des Rechts auf Abtreibung sind zentrale Punkte ihrer politischen Agenda.
Josh Shapiro
Josh Shapiro, Gouverneur von Pennsylvania, wird ebenfalls als möglicher Biden-Ersatz gehandelt. Er ist für seine rhetorischen Fähigkeiten bekannt, sein politisches Potenzial gilt als groß.
Shapiro genießt laut regionalen Umfragen eine breite Unterstützung. In Pennsylvania würde er Trump laut aktuellen Umfragen mit 48 Prozent zu 37 Prozent hinter sich lassen. Doch seine politische Bilanz fällt bisher eher durchwachsen aus, viele seiner Wahlversprechen hat er nicht erfüllt.
Kann Biden jetzt überhaupt noch aus dem Rennen genommen werden?
Doch ist Biden die Kandidatur überhaupt noch zu nehmen? Eine Ablösung wäre theoretisch möglich. Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August in Chicago könnte Biden freiwillig zurückziehen.
Formal sind die Delegierten durch Bidens Siege in den Vorwahlen an die Ergebnisse gebunden, es sei denn, der Präsident selbst gibt seine Kandidatur auf, etwa aus gesundheitlichen oder familiären Gründen. Wonach es derzeit allerdings nicht aussieht. Sowohl Biden als auch seine Frau Jill empfanden das TV-Duell als nicht halb so desaströs wie die Kommentatoren und die Parteifreunde.
Das große Problem ist auch, dass den Demokraten ein klarer Plan B fehlt. Biden hat es unterlassen, einen Nachfolger aufzubauen - weil er sich selbst für den besten Kandidaten für das Amt hält. Und Harris, seine natürliche Nachfolgerin, ist zwar in den letzten Monaten vermehrt in Erscheinung getreten, ihre Beliebtheitswerte sind jedoch lausig, sie wäre nicht mehr als eine Notlösung.
Und so ist es politisch äußerst schwierig, noch dazu in einer von Flügelkämpfen zerrütteten Partei wie den Demokraten, innerhalb von vier Monaten einen neuen Kandidaten auf nationaler Ebene zu etablieren, der es mit Trump aufnehmen könnte. Keiner der vier käme auch nur auf annähernd so hohe Bekanntheitswerte wie der Republikaner, der ja selbst schon im Weißen Haus saß.
Verwendete Quellen
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