• Kamala Harris war nach der US-Wahl 2020 die Hoffnungsträgerin und ein Vorbild für Frauen und Afroamerikanerinnen.
  • Von vielen wurde sie als Nachfolgerin für Joe Biden gehandelt.
  • Zwei Jahre später ist von der anfänglichen Begeisterung um ihre Person wenig zu spüren.

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Das Video ging um die Welt: Kamala Harris war darin zu sehen, wie sie während einer Jogging-Runde erfuhr, dass sie und Joe Biden die Wahl gewonnen hatten. Es war ein Zeichen des Neustarts nach vier düsteren Jahren für die Demokraten. Eine junge, afroamerikanische Frau hatte gegen den alten weißen Mann Donald Trump gesiegt, so die Botschaft des kurzen Clips, den Harris auf Twitter teilte. Ein historischer Sieg: Sie war die erste Frau im Amt des Vizepräsidenten, die erste Afroamerikanerin noch dazu. Für viele war die Senatorin aus Kalifornien die eigentliche Wahlsiegerin und Symbol der gewonnenen Wahl, nicht der damals bereits 77-jährige Joe Biden.

Zwei Jahre später ist wenig von der Hoffnung übrig, die in Kamala Harris gesetzt wurde. Die Vize-Präsidentin ist blass, unbeliebt und wegen schlechter Personalpolitik in die Kritik geraten. Wenn überhaupt richtet sich die Aufmerksamkeit lediglich auf sie, sobald über Joe Bidens Gesundheit spekuliert wird, so wie zuletzt, als dieser sich bei einem Fahrradunfall verletzt hatte.

Plötzlich steht die Frage wieder im Raum: Könnte Kamala Harris Präsidentin? Und sollte sie 2024 antreten? Die Analysen dazu fallen eher negativ aus. Stattdessen wird sogar die 79-jährige Hillary Clinton ins Spiel gebracht, die bereits 2016 Donald Trump unterlag.

Harris ist vor allem für Joe Bidens Wahlkampf wichtig gewesen

Dass Bidens Stellvertreterin bisher nicht sonderlich in Erscheinung getreten ist, ist auch dem Amt geschuldet. Das Vizepräsidentenamt ist der mächtigste Job ohne Macht, den es gibt. Zwar ist Harris offiziell die Nummer Zwei und im Falle des Todes des Präsidenten automatisch selbst Präsidentin, kann aber ansonsten wenig selbst entscheiden oder gestalten.

Lediglich im Senat wird die Stellvertreterin wirklich gebraucht. Und zwar dann, wenn es zu keiner eindeutigen Mehrheit bei den Abstimmungen kommt. Die ehemalige Senatorin Harris hatte in ihrer bisherigen Amtszeit vor allem als zusätzliche Stimme aufseiten der Demokraten herhalten müssen, um die 50 Republikaner in dem 100 Sitze fassenden Parlament zu überstimmen.

Hinzu kommt, dass auch Joe Biden wenig Interesse gezeigt hat, Harris glänzen zu lassen. Der Präsident hätte ihr ein Thema wie die Bekämpfung der Covid-Pandemie übergeben können, in dem sie öffentlichkeitswirksam Erfolge vorweisen hätte können. Stattdessen musste sie sich um das unpopuläre Thema Migration kümmern und ist durch unüberlegte Äußerungen zur Grenze nach Mexiko aufgefallen.

Die Wertschätzung bei Biden scheint gesunken zu sein, seit dem Video der joggenden Harris. Für den ehemaligen Vizepräsidenten Obamas hatte die ehemalige Generalstaatsanwältin vor allem den Zweck, die afroamerikanischen Wähler für die Präsidentschaftswahl zu mobilisieren, so die Meinung vieler Beobachter. Ohne Harris hätte Biden Trump nicht schlagen können.

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Wie sieht Kamala Harris' Zukunft aus?

Andersherum zeigt aber auch Harris wenig Engagement, über das nötige Maß hinaus in Erscheinung zu treten. Die passive Haltung der Vizepräsidentin könnte ihrer kalkulierenden Natur geschuldet zu sein: Bereits seit Längerem war absehbar, dass die Zwischenwahlen am 8. November nicht gut für die Demokraten ausgehen würden. Für Harris war es daher schlau, sich wegzuducken und die Schuld für die (erwartbar) schlechten Ergebnisse Joe Biden zukommen zu lassen.

Für die Vizepräsidentin bleibt letztlich nur entscheidend, ob Biden eine weitere Amtszeit anstreben wird oder nicht. Falls nein, könnte Harris nach ihrer gescheiterten Kandidatur 2020 einen weiteren Versuch starten. Durch ihr Amt hätte sie eine größere Chance bei den Vorwahlen als Präsidentschaftskandidatin der Demokraten ins Rennen geschickt zu werden.

Sollte Biden nochmals kandidieren, braucht er Harris für die afro-amerikanischen Wähler. Dann läge ihre Chance, so makaber das klingen mag, im fortgeschrittenen Alter des Präsidenten: Biden wird zu Amtsantritt 82 Jahre alt sein. Er wäre nicht der erste US-Präsident, der im Amt gestorben ist – aber der älteste.

Für Harris eine Chance, die sie sicher einkalkuliert hat und die auch die Wähler beschäftigen wird. Letztlich bleibt noch eine dritte Möglichkeit: Joe Biden übergibt das Amt in der laufenden Legislatur an seine Stellvertreterin. Das hatten viele bereits nach der letzten Wahl gehofft. Der amtierende Präsident scheint selbst wenig Interesse daran zu haben und Harris auch nicht für tauglich zu halten, sonst hätte er sie längst in Stellung gebracht.

Verwendete Quellen:

  • sueddeutsche.de: Was macht eigentlich Kamala Harris?
  • sfgate.com: Kamala Harris was out on a jog when Joe Biden was declared president-elect
  • rnd.de: Die vielen Probleme der Kamala Harris: Kann die Vize auch Präsidentin?
  • thepioneer: Wo ist Kamala Harris?
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