Die Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gange. Bei "Markus Lanz" lobte CDU-Politiker Herbert Reul die positive Stimmung im Land und erklärte, warum der Mannschaftssport auch bei Problemen in der deutschen Gesellschaft Abhilfe schaffen könnte.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Natascha Wittmann dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Nach der Messer-Attacke in Mannheim und dem Vorfall auf der Hamburger Reeperbahn, bei dem ein Mann mit einem Schieferhammer und einem Brandsatz bewaffnet war, steigt das Gefühl des Unbehagens im Land.

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Bei "Markus Lanz" erklärte CDU-Politiker Herbert Reul, warum ausgerechnet die Fußball-Europameisterschaft bei den vorherrschenden, gesellschaftlichen Problemen helfen könnte.

Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Am Donnerstag sprach Markus Lanz über die aufgeheizte Stimmung im Land, die Sicherheitslage während der EM und die Verbindung zwischen Politik und Fußball.

Das sind die Gäste

  • Herbert Reul, CDU-Politiker und Innenminister von Nordrhein-Westfalen: "Die Gesellschaft ist wirklich in Höchstspannung."
  • Thomas Hitzlsperger, Ex-Nationalspieler: "Die deutsche Mannschaft ist schon sehr gut."
  • Katja Kraus, Ex-Nationalspielerin: "Ich habe mich zum ersten Mal gefragt, ob es eine gute Idee ist, mit meinen zwei Töchtern ins Stadion zu gehen."
  • Philipp Köster, Sportjournalist: "Klar ist Fußball politisch."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Mit Blick auf die zwei EM-Siege der deutschen Nationalelf wollte ZDF-Moderator Markus Lanz wissen, ob ein "Sommermärchen 2.0" vor der Tür stehe. "Warum nicht noch mal?", antwortete Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hoffnungsvoll. Er ergänzte, dass "dieses Verlangen" nicht verwerflich sei, "wieder feiern zu können, leichte Themen zu haben, Emotionen zu erleben".

Sportjournalist Philipp Köster gab jedoch zu bedenken, dass "die gesellschaftlichen Gräben" im Vergleich zu 2006 "viel, viel tiefer" seien. Daher sollte man laut Köster dem Begriff Sommermärchen "nicht so hinterherhecheln", sondern "gucken, dass man vier Wochen eine gute Zeit hat".

Lanz ergänzte dazu ernst: "Die Europameisterschaft findet aber natürlich statt unter dem Eindruck von großen Krisen, (...) findet auch statt vor dem Hintergrund einer islamistischen Bedrohung."

CDU-Politiker Herbert Reul nickte energisch: "Eine Krise jagt die andere. Und die Gesellschaft ist wirklich in Höchstspannung. Und wir haben sehr viele Probleme. Wir haben eine Europawahl, wo wir Ergebnisse haben am äußeren Rand, die alle total beunruhigen müssen."

Dennoch betonte Reul, dass es "super" sei, dass die EM eine gute Stimmung im Land verbreite, denn: "Vielleicht hilft das auch beim Lösen von Problemen, wenn man nicht immer nur verkrampft rangeht."

Markus Lanz wollte in dem Zusammenhang wissen, wie politisch der Fußball sein dürfe. Ex-Nationalspielerin Katja Kraus erklärte dazu, dass der Fußball automatisch "ganz viele gesellschaftliche Themen aus sich heraus" verhandle und daher "ganz wichtige Impulse setzen" könne - darunter Themen wie "Integration, Diversität, Leistungskultur".

Sportjournalist Philipp Köster fügte hinzu: "Wenn der Fußball akzeptiert, dass er per se politisch ist, dann ist gar nicht die Frage, ob er sich parteipolitisch ausnutzen lässt. Dann müssen wir die Kraft des Fußballs nutzen."

In dem Zusammenhang machte CDU-Politiker Reul darauf aufmerksam, wie wichtig der Fußball und die darin gelebte Leistungskultur für das Land sei. Mit Blick auf viele deutsche Schulen sagte er: "Das ist ein Fehler, dass man Leistung nicht als ein wichtiges Element von menschlichem Zusammenleben sieht. Wenn man Regeln einhalten als nicht notwendig ansieht. (...) Das Umgehen mit Niederlagen lernt man auch in Mannschaften besser. Und das können viele nicht mehr. Und dann flippen die aus und dann habe ich nachher auf der Straße Leute, die meinen: Wenn ich meinen Willen nicht bekomme, (...) dann kommt ein Messer raus."

Diese Ansicht teilte auch Katja Kraus, die zugab, dass sie sich "zum ersten Mal" aus Sicherheitsgründen fragte, "ob es eine gute Idee ist, mit meinen zwei Töchtern ins Stadion zu gehen". Als Lanz überrascht fragte, wovor sie genau Angst habe, erklärte Kraus: "Es passieren gerade so viele unberechenbare, irrationale Dinge."

Eine Angst, die Reul weiter befeuerte und sagte: "Wir haben Gewalttätigkeiten in dieser Gesellschaft wie noch nie! Im Moment erwischen wir 14-, 15-, 16-Jährige, die Anschlagsplanungen machen."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz schaffte es, nicht nur über die positive EM-Stimmung im Land, sondern auch über die Gefahrenlage in der Gesellschaft zu sprechen. Dabei ließ er alle seine Gäste zu Wort kommen und tauchte vor allem mit Herbert Reul tiefer in die Thematik der islamistischen Bedrohung ein.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Bei "Markus Lanz" stand die Gefahrenlage in der Gesellschaft und auch in deutschen Fußballstadien im Fokus. Als Lanz von "viel mehr Aggression" sprach, mahnte Philipp Köster jedoch: "Ich glaube, dass dieses 'immer mehr Aggressionen in der Gesellschaft' zumindest im Stadion nicht automatisch ablesbar ist."

Es gebe laut Köster ein allgemeines "Unbehagen", wenn es um Menschenmassen gehe, "ich glaube aber, dass der Fußball eigentlich viel bewusster geworden ist in den letzten Jahren".

Herbert Reul konnte dem jedoch nicht ganz zustimmen und wies auf das aufgestockte Polizeiaufgebot in Stadien hin. Dies nahm Katja Kraus zum Anlass, um für mehr Vertrauen in Politiker zu plädieren, die die "Verantwortungsmacht" hätten, um die Gefahrenlage "entsprechend zu lösen". "Ich möchte mein Leben nicht verändern. Ich möchte weiter ins Stadion gehen", bekräftigte die Ex-Nationalspielerin entschlossen.  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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