Mein Leben, ein Scherbenhaufen: In der Sendung "Menschen bei Maischberger" gewähren die Gäste einen sehr persönlichen Einblick in ihr Leben in der Insolvenz, darunter auch drei Prominente. Der finanzielle Ruin bedeutet für sie Existenzangst, soziale Not und Scham. Ihren Mut haben sie aber trotzdem nicht verloren.
Früher hatten sie ein Millionenpublikum im Fernsehen, Tausende Fans auf den Stadionrängen oder ein gigantisches Vermögen auf dem Konto. Doch heute teilen Britta von Lojewski, Dieter Eckstein und Florian Homm das gleiche Schicksal wie 6,7 Millionen Menschen in Deutschland, die als überschuldet gelten.
Besonders eindrücklich erzählt Britta von Lojewski ihre Geschichte. Die Fernsehmoderatorin hatte sich drei Mietwohnungen in Leipzig und Dresden als Altersvorsorge gekauft - die berüchtigten Ostimmobilien, mit denen sich viele Menschen nach der Wende verspekuliert haben.
So war es auch bei Lojewski. Bauarbeiten an den Wohnungen verursachten weitere Kosten. Gleichzeitig brachen ihr nach der Absetzung ihrer Sendung "Kochduell" die Einnahmen weg, weitere Aufträge blieben aus. Bald konnte sie die Raten ihrer Kredite nicht mehr bezahlen.
"Diesen Kampf kann man nicht gewinnen"
Die Situation spitzte sich zu, als all ihre Konten eingefroren wurden. Plötzlich hatte Lojewski kein Geld mehr zur Verfügung. "Ich habe alles verkauft, was nicht bei drei auf dem Baum war", schildert sie offen ihre Situation. "Zwei Wochen habe ich sogar von Haferflocken und Wasser gelebt." Gerichtsvollzieher standen regelmäßig vor der Tür.
Die Zinsen befeuern den fatalen Kreislauf, da sie den Schuldenberg immer weiter anwachsen lassen. "Diesen Kampf kann man nicht gewinnen", stellt Lojewski fest. Vor zwei Jahren hat sie Hartz IV beantragt: "Es blieb mir gar nichts anderes übrig."
Zu den finanziellen Problemen kamen in diesem Jahr gesundheitliche hinzu. Im Mai wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Lojewski glaubt an einen Zusammenhang der Krankheit mit ihrer Verschuldung: Der Stress hat den Krebs bei ihr ausgelöst, ist sie überzeugt.
Doch die Erkrankung habe ihr auch Klarheit gegeben. Im August hat Lojewski Privatinsolvenz angemeldet. Trotz allem will sie sich nicht unterkriegen lassen und fröhlich sein. "Es heißt: Später können wir darüber lachen. Warum warten?", erklärt sie ihre Haltung. In Zukunft will sie Coaching für Krisen geben. Ihre wichtigste Erkenntnis: "Ohne gute Freunde kann man das nicht schaffen."
Dieter Eckstein: Sozialamt statt Golfplatz
Dieter Eckstein erkennt in Lojewskis Erzählung "viele Parallelen". Der frühere Fußballer machte einen für seine Branche typischen Fehler: Er vertraute dem falschen Berater. Auf einer Autofahrt unterschrieb der junge Nationalspieler einen Kaufvertrag. Die versprochenen Häuser entpuppten sich allerdings als Bauernhofruine, Abriss und Neubau trieben die finanzielle Belastung in die Höhe.
Nach einer Verletzung ging es mit Ecksteins Karriere bergab. Die Ligen, in denen er spielte, wurden immer niedriger - ebenso sein Gehalt. Nur die Rechnungen blieben weiterhin hoch. Insgesamt habe er Ersparnisse in Millionenhöhe verloren, berichtet Eckstein: "Ich bräuchte heute nicht mehr arbeiten."
Stattdessen blieb dem Ex-Bundesliga-Profi nur noch der Gang ins Sozialamt. "Es war schon eklig", meint Eckstein. Doch nach vielen Schicksalsschlägen hat er einen Schlussstrich gezogen: "Die Privatinsolvenz war eine Erleichterung für mich."
Vom Luxusleben zu Hartz IV: Die große Fallhöhe bei Prominenten lässt ihren finanziellen Absturz besonders dramatisch erscheinen. Aber natürlich geraten auch normale Menschen in die Schuldenfalle. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zu große Naivität, Selbstüberschätzung oder einfach Pech.
Gescheitert beim Traum vom eigenen Café
Was genau bei Martina Leisten schief gelaufen ist, weiß sie selbst nicht so genau. Die junge Sozialwirtin hatte ein Café in einem Berliner Szeneviertel eröffnet und dafür einen Kredit bei einer Bank aufgenommen. Sehr besonnen ging sie an ihr Projekt heran, stellte einen Businessplan auf und ließ sich beraten.
Doch am Ende fehlten schlicht die Gäste. "Ich hätte nie gedacht, dass man 0 Euro Umsatz am Tag machen kann", sagt Leisten bei Maischberger. Ein Jahr hielt sie durch, dann reichte das Geld nicht einmal mehr für die Stromrechnung. In dieser Zeit hat sie Schulden von 40.000 Euro angesammelt.
Auch wenn der Betrag wesentlich kleiner ist als bei den anderen Gästen, hat sie doch die gleichen Probleme. Einfachste Dinge wie der Abschluss eines Handyvertrags sind plötzlich kaum noch möglich. Die Privatinsolvenz bedeutet auch viele Einschränkungen, ihre Freiheit vermisst Leisten besonders. Ihren Mut hat sie aber wiedergefunden: Sie will sich als Tortenbäckerin selbstständig machen.
Ex-Millionär Florian Homm: Glücklicher ohne Geld
Eine Ausnahme in der Runde bildet der ehemalige Börsenspekulant Florian Homm. Zeitweise gehörte er zu den reichsten Menschen in Deutschland und erfüllte in den Medien das Klischee des gewissenlosen Abzockers. Dann tauchte er plötzlich ab und ließ viele Anleger zurück, die sich von ihm betrogen fühlten. Es laufen Ermittlungen gegen ihn wegen Manipulationsverdachts.
Bei Maischberger gibt sich Homm geläutert und betrachtet sein früheres Leben mit Abstand: "Mein Tag bestand daraus, mit kleineren und größeren Haien herumzuschwimmen", fasst er zusammen. "Das Wesentliche hat mir gefehlt." Geld sei ihm nun nicht mehr so wichtig.
Homm lebt heute von Invalidenrente und der Unterstützung von seiner Mutter und eines Freundes. Er sei nun aber "glücklicher und ruhiger". Was er vielleicht durch seine Spekulationen im Leben anderer Menschen angerichtet hat, daran zeigt er wenig Interesse. Er gibt zwar zu, dass sein früheres Verhalten unethisch war, doch wirklich Verantwortung übernimmt er nicht. Die Finanzwelt sei eben so, erklärt er achselzuckend.
So unterschiedlich Maischbergers Gäste auch sind: Ihre Geschichten erzählen viel davon, wie schnell ein Leben ins Rutschen geraten kann. Aber auch, dass Scheitern eine neue Chance bedeutet.
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