Nach der Strache-Affäre sieht die österreichische "Kronen Zeitung" ihre Beziehung zur FPÖ in ihren Grundfesten erschüttert. In dem von "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichten Video war unter anderem von der Übernahme der Boulevardzeitung durch eine angebliche russische Oligarchin die Rede.
Die "Kronen Zeitung" in Österreich sieht seit dem Skandal-Video von Ibiza ihr Verhältnis zur FPÖ extrem beschädigt. "Unsere Beziehung zur FPÖ ist natürlich in den Grundfesten erschüttert", sagte der Chefredakteur des einflussreichen Blatts, Klaus Herrmann, in einem Interview der "Welt am Sonntag".
In der Vergangenheit habe die Zeitung tendenziell freundlicher als viele andere Medien berichtet. "Wir haben aber auch immer wieder sehr kritisch über die FPÖ geschrieben", sagte Herrmann. So sei vor wenigen Wochen der FPÖ in einem Kommentar die Regierungsfähigkeit abgesprochen worden.
In dem von "Spiegel" und "Süddeutscher Zeitung" veröffentlichten Video von 2017 spricht der frühere Vizekanzler und Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache mit einer angeblichen russischen Oligarchen-Nichte über die großen Chancen, die der Kauf der Zeitung durch die Frau für die FPÖ haben könnte.
"So was hat sich niemand vorstellen können"
Tatsächlich sei die "Kronen Zeitung" weiterhin sehr erfolg- und damit einflussreich, sagte Herrmann. Das Blatt erreiche sonntags 2,5 Millionen Leser in Österreich, und das bei kaum neun Millionen Einwohnern.
"Das ist eine unglaubliche Größe und verschafft uns tatsächlich Macht, wenn Sie so wollen", sagte Herrmann der "Welt am Sonntag" weiter. "Bei allem, was wir von der FPÖ geahnt hätten: so etwas hat sich in Österreich niemand vorstellen können."
Allerdings sei es "zu leicht und zu billig", die FPÖ als Populistenpartei abzustempeln. "Manches von dem, was die FPÖ angestoßen hat, ist durchaus als positiv zu sehen. Vieles, was man gern abwertend als populistisch bezeichnet, muss deshalb nicht schlecht sein", so der Chefredakteur. © dpa
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