Nach dem Terroranschlag bei Moskau mit mehr als 130 Toten haben Menschenrechtler die mutmaßliche Folter der Tatverdächtigen durch russische Sicherheitskräfte verurteilt. "Die Antwort auf Barbarei darf nicht Barbarei sein", teilte die russische Vereinigung "Komanda protiw pytok" (deutsch: Team gegen Folter) am Montag mit. Gewalt und Schikane wirkten sich zudem äußerst negativ auf die Ermittlungen aus, betonten die Aktivisten: "Wir haben immer gesagt und werden immer sagen, dass der Wert von Beweisen, die Sicherheitskräfte durch Folter erreichen, kritisch niedrig ist. Anstelle der Wahrheit sagt ein Mensch meist das, was diese Folter stoppen oder zumindest unterbrechen kann." Erzwungene Geständnisse könnte die Ermittlungen in eine ganz falsche Richtung führen.

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Gegen die vier mutmaßlichen Haupttäter, die am vergangenen Freitag in der Konzerthalle Crocus City Hall um sich geschossen haben sollen, wurde in Moskau Haftbefehl erlassen. Als sie in den Gerichtssaal gebracht wurden, fielen Verletzungen wie Schwellungen und Blutergüsse auf. Einer der Männer konnte nicht mehr selbst laufen und verlor laut Berichten zwischenzeitlich immer wieder das Bewusstsein. In sozialen Netzwerken kursierten schon zuvor Videos, die zeigen sollen, wie die mutmaßlichen Attentäter gefoltert wurden und einem von ihnen gar ein Ohr abgeschnitten wurde.

Das Quälen von Häftlingen erhöhe auch die Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft, führten die russischen Menschenrechtler von "Komanda protiw pytok" aus. In Russland, wo Repressionen insbesondere seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine vor mehr als zwei Jahren stetig zunehmen, wird der Organisation zufolge immer wieder gefoltert - meist jedoch hinter verschlossenen Türen. "Dieses Mal wurden wir nicht nur Zeugen eines monströsen Terroranschlags, sondern auch öffentlicher Folter. Das ist eine Methode, um Menschen durch Angst zu lähmen und die gesamte Gesellschaft zu indirekten Gewaltopfern zu machen."  © dpa

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