• Der Preisdeckel für russisches Öl könnte nach Ansicht des Energieexperten Adnan Vatansever die Gefahr von Umweltkatastrophen erhöhen.
  • Dieser warnt vor Risiken durch ältere, von Russland genutzte Tankschiffe.

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Der von westlichen Staaten verhängte Preisdeckel für auf Tankschiffen transportiertes russisches Öl könnte nach Ansicht des Energieexperten Adnan Vatansever die Gefahr von Umweltkatastrophen erhöhen. Dieser sagte dem "Spiegel" laut Vorabmeldung vom Dienstag, dass Russland zur Umgehung der Maßnahme eine "Schattenflotte" aus 100 gebrauchten Tankschiffen zusammengekauft habe, um die Restriktionen des Westens zu umschiffen. "Die meisten dieser Schiffe sind ziemlich alt", sagte Vatansever.

"Das Risiko eines Tanker-Unglücks ist so groß wie lange nicht mehr", warnte der Leiter des Russland-Instituts am Londoner King's College. "Ich weiß nicht, in welchem Zustand zum Beispiel die Schiffe aus Iran und Venezuela sind – Staaten, deren Wirtschaft seit Jahren unter westlichen Sanktionen leidet", fügte der Experte an. Außerdem bezweifle er, dass russische Schiffsversicherer den Zustand genau überprüfen würden.

"Schattenflotte": Russland kommt wohl nicht ohne westliche Schiffe aus

Seit Montag gilt eine Regelung, die Russland dazu zwingen soll, Erdöl für höchstens 60 Dollar pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Der Preis von umgerechnet etwa 57 Euro wird dann um bis zu neun Euro unter dem jüngsten Marktpreis für russisches Rohöl liegen.

Rohöl aus Russland darf seit Montag zudem nur noch in Ausnahmefällen in die EU importiert werden. Russland könnte als Reaktion darauf versuchen, eine eigene Tankerflotte aufzubauen, die es ohne Beteiligung westlicher Firmen versichert und betreibt. Einem EU-Vertreter zufolge dürfte der Aufbau einer solchen Flotte aber kurzfristig "sehr kompliziert" sein. Er rechnete auch damit, dass Russland Schwierigkeiten haben werde, Kunden zu gewinnen.

Vatansever bezweifele, dass es Moskau gelingen wird, ohne westliche Schiffe auszukommen. "Die Schattenflotte" sei nicht groß genug. Laut Insidern würde die russische Ölindustrie etwa 240 Tanker benötigen, um ihre Exporte von Rohöl und Produkten wie Benzin und Diesel abzuwickeln. (afp/dpa/tas)

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