Drohungen und Schmähungen gehören im Krieg zum Tagesgeschäft – entsprechend beharken sich Moskau und Kiew immer wieder. Allerdings folgen den Worten meist auch Angriffe. Im Folgenden ein Überblick über Ereignisse in der Nacht und ein Ausblick auf den Tag.
Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak betrachtet Russlands Drohungen mit weiteren Angriffen gegen die Ukraine als pure Prahlerei. Denn eigentlich sei Russland "schon längst tot". Doch sei sich der Kreml dieser Tatsache noch nicht bewusst, sagte das Mitglied von Präsident Wolodomyr Selenskyjs Beraterstab am Neujahrstag in Kiew.
"Manchmal, wenn der Mensch stirbt, weiß er das nicht, aber er ist tot. Und genau das ist der Fall mit Russland – es ist bereits tot, aber es versteht dies noch nicht ganz", wurde Podoljak weiter von der Agentur Unian zitiert.
Kremlchef
Einen Krieg mit der Ukraine vom Zaun zu brechen sei die "fatale Entscheidung eines ungebildeten Wesens mit dem Nachnamen Putin" gewesen, sagte Podoljak zu der Kriegsplanung des russischen Präsidenten vor fast zwei Jahren.
Podoljak vertrat die Ansicht, Russland sei durch diesen Krieg nicht nur militärisch auf die Verliererstraße geraten. "Grob gesagt, Russlands Ansehen wird zunichte gemacht, Russlands historisches Gewicht wird zunichte gemacht, Russlands Einfluss, seine Beteiligung an internationalen Institutionen, seine wirtschaftliche Beteiligung an der modernen Welt werden zunichte gemacht", sagte Podoljak.
"Die Agonie Russlands findet jetzt statt, und sie sind sich dessen noch nicht bewusst, deshalb feiern sie ein Fest während der Pest", sagte Podoljak.
Selenskyj warnt Westen vor Schwäche
Der ukrainische
Selenskyj sah aktuell keinen gangbaren Weg zu einem Frieden. Er selbst erkenne auf russischer Seite "keine fundamentalen Schritte" dorthin. Stattdessen gebe es von russischer Seite nur ständige Luftangriffe. "Ich erkenne nur die Schritte eines terroristischen Staats." Russland sende höchstens vermeintliche Friedenssignale aus, wenn die Arsenale leergeschossen seien. Doch nach einer Atempause gehe es wieder "mit aller Gewalt" weiter.
Die Kriegsziele der Ukraine für 2024 wollte Selenskyj nicht verraten, da im Vorjahr durch Lecks die Vorbereitungen zur Sommeroffensive der Ukraine verraten worden seien und die Vorbereitungen der Russen ermöglicht hätten. Allerdings werde daran gearbeitet, die militärischen Kapazitäten Russlands auf der Krim zu reduzieren. "Dies ist für uns extrem wichtig, da wir dadurch die Zahl der Angriffe aus dieser Region senken könnten", sagte Selenskyj. Ein Großteil der Drohnen, mit denen die ukrainischen Städte angegriffen werden, starten von der Krim.
Um die Halbinsel von ihrer Versorgung abzuschneiden, benötige die Ukraine die deutschen Taurus-Marschflugkörper, sagte Selenskyj. Damit könnte etwa die Kertsch-Brücke angegriffen werden. "Russland muss wissen, dass dies für uns ein militärisches Ziel ist." Bisher hat Bundeskanzler Olaf Scholz die Lieferung der Taurus an Kiew abgelehnt.
Erneut Drohnenangriffe auf ukrainische Städte
Das russische Militär startete am Neujahrstag erneut eine Angriffswelle mit Kampfdrohnen und Raketen gegen ukrainische Städte, darunter auch die Hauptstadt Kiew. Die Bevölkerung wurde am Montagnachmittag aufgerufen, die Schutzräume aufzusuchen, wie ukrainische Medien berichteten. Kurz darauf waren rund um die Stadt Explosionen zu hören, als die Flugabwehr in Aktion trat. Auch aus anderen Städten im Osten der Ukraine wurden Angriffe von Drohnen und Raketen gemeldet. Bei Sumy starben zwei Menschen beim Einschlag einer Drohne in ein Wohnhaus.
Russland hatte in der Silvesternacht 90 sogenannte Kamikaze-Drohnen zu Zielen in der Ukraine gestartet. Die ukrainische Flugabwehr zerstörte nach eigenen Angaben 87 dieser Drohnen.
Kämpfe im Osten der Ukraine
Von den verschiedenen Frontabschnitten wurden am Neujahrstag heftige Kämpfe gemeldet. Allein im Osten des Landes seien 38 Angriffe russischer Truppen abgewehrt worden, teilte der ukrainische Generalstab in Kiew am Abend mit. Der ukrainischen Raketenartillerie sei es gelungen, mehrere Aufmarschgebiete russischer Infanterie sowie Artilleriestellungen zu treffen. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.
Norwegen verkauft Waffen und Rüstung direkt an Kiew
Norwegen wird per Regierungsbeschluss ab sofort Waffen und Rüstungsgüter direkt an die Ukraine verkaufen. Das teilte die Regierung in Oslo am Montag auf ihrer Webseite mit. Nunmehr könnten norwegische Firmen entsprechende Exportgenehmigungen beantragen. Die Unterstützung der Ukraine in ihrem Kampf gegen die russische Aggression sei wichtig für die Sicherheit Norwegens und Europas, begründete Außenminister Espen Barth Eide die Entscheidung Oslos.
Das wird am Dienstag wichtig
Im Osten der Ukraine sind erneut schwere Kämpfe zu erwarten. Kiew stellt sich zudem auf weitere Angriffe des russischen Militärs mit Kampfdrohnen und Raketen gegen ukrainische Städte ein. (dpa/tas)
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