Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine hat Russland nach britischer Einschätzung bereits Tausende Kampfpanzer und weitere Fahrzeuge verloren. Im vergangenen Jahr seien jedoch erheblich weniger Fahrzeuge zerstört worden als noch 2022. Unterdessen will die ukrainische Armee ihre Stellungen am Ostufer des Dnipro weiter ausbauen.
Russland hat seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nach britischer Schätzung etwa 2.600 Kampfpanzer verloren. In den 23 Monaten bis zum 25. Januar 2024 seien zudem 4.900 weitere russische gepanzerte Kampffahrzeuge zerstört worden, teilte das britische Verteidigungsministerium unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit.
Im vergangenen Jahr habe Russland etwa 40 Prozent weniger Fahrzeuge verloren als noch 2022. Das liege wahrscheinlich daran, dass der Krieg 2023 viel statischer gewesen sei und die russischen Einheiten den Großteil des Jahres eher defensiv agiert hätten, hieß es in London weiter.
Seit Oktober 2023 gehe Russland in der Ostukraine wieder in die Offensive. Seitdem hätten die russischen Verluste zugenommen auf vermutlich bis zu 365 Kampfpanzer und 700 Kampffahrzeuge. Allerdings habe Russland nur geringe Geländegewinne erzielt.
Briten: Russland kann Verlust auf Schlachtfeld ausgleichen
Das britische Ministerium betonte zugleich, Russland könne wahrscheinlich mindestens 100 Panzer im Monat produzieren und verfüge deshalb über die Fähigkeit, Verluste auf dem Schlachtfeld auszugleichen und die Offensive auf absehbare Zeit fortzusetzen.
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.
Ukrainische Armee will Stellungen am Ostufer des Dnipro ausbauen
Die ukrainische Armee versucht nach eigenen Angaben derzeit, ihre Stellungen auf der östlichen Seite des Flusses Dnipro auszubauen, die derzeit von Russland besetzt ist. Ein bereits bestehender kleiner Brückenkopf auf der östlichen Flussseite solle ausgebaut werden, erklärte die ukrainische Militärführung am Montag. Dies geschehe trotz massiver russischer Angriffe auf die ukrainischen Truppen vor Ort.
Die ukrainische Armee hatte im November auf der Ostseite des Dnipro in der Region Cherson im Süden der Ukraine ein kleines Gebiet erobert. Seitdem geht es aber nicht weiter voran, der Brückenkopf wird zudem immer wieder von Russland angegriffen. "Trotz erheblicher Verluste versucht der Feind weiterhin, unsere Einheiten von ihren Positionen zu vertreiben", erklärte die Armeeführung. Dessen ungeachtet solle der Brückenkopf ausgebaut werden.
Auch im Nordosten der Ukraine wird weiter gekämpft. Die russische Armee meldete am Montag die Einnahme eines Dorfes in der Region Charkiw, was Kiew zurückwies. Das Dorf Tabaijiwka sei "befreit" worden, erklärte das russische Verteidigungsministerium auf Telegram. Dies wies ein Sprecher der ukrainischen Armee zurück: "Der Feind behauptet, Tabaijiwka eingenommen zu haben. Das ist nicht wahr."
Ukraine will Atomkraftwerk Chmelnyzkyj mit vier neuen Reaktoren aufstocken
Die Ukraine will zur Stromerzeugung noch in diesem Jahr mit dem Bau von vier neuen Atomreaktoren beginnen – und damit den kriegsbedingten Verlust des von Russland besetzten ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ausgleichen. Alle vier Reaktoren würden im Atomkraftwerk Chmelnyzkyj gebaut, sagte der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko am Montag im ukrainischen Fernsehen. Mit der Leistung von insgesamt sechs Reaktoren werde es damit Saporischschja als größtes Atomkraftwerk Europas ablösen und "sogar leistungsstärker" als dieses sein.
Bei zwei der neuen Reaktoren handelt es sich Haluschtschenko zufolge um den vom US-Unternehmen Westinghouse entwickelten Reaktortyp AP1000, bei den anderen beiden um Reaktoren sowjetischer Bauart vom Typ WWER-1000.
Das in den 80er Jahren errichtete Atomkraftwerk im Westen der Ukraine verfügt derzeit über zwei Reaktoren. Zwei weitere sind seit Langem geplant, ihr Bau hatte sich aber verzögert.
Bau neuer Reaktoren wird viele Jahre dauern
Der Bau der vier neuen Reaktoren wird sich dem Minister zufolge über viele Jahre hinziehen. Der erste neue Reaktor soll demnach in etwa zweieinhalb Jahren fertiggestellt sein.
Bislang ist Saporischschja im Süden der Ukraine Europas größtes Atomkraftwerk. Die russische Armee brachte die Anlage bereits im März 2022, also kurz nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine Ende Februar, unter ihre Kontrolle. Seine insgesamt sechs Reaktoren sind mittlerweile abgeschaltet.
Das Kraftwerk geriet bereits mehrfach unter Beschuss, zudem war es öfter von der Stromversorgung abgeschnitten. Zuletzt hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mitgeteilt, dass um die Anlage erneut Landminen ausgelegt worden seien. (dpa/AFP/tas)
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