Andrij Melnyk, der ehemalige ukrainische Botschafter in Deutschland, fordert eine Ausweitung deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine. Große Hoffnung setzt er dabei auf einen Kanzler Friedrich Merz.

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Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hat eine massive Ausweitung deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert. "Ich erwarte von der neuen Bundesregierung, dass die Militärhilfe für die Ukraine im Koalitionsvertrag auf eine stabile Basis gestellt wird", sagte Melnyk den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). "Die künftige Koalition sollte für die nächsten vier Jahre mindestens 80 Milliarden Euro einplanen, also 20 Milliarden Euro pro Jahr."

Die Summe wäre "eine gewinnbringende Investition auch für Deutschlands Sicherheit", fuhr Melnyk fort. Außerdem sende Deutschland damit ein Signal der Stärke an den designierten US-Präsidenten Donald Trump, an die Europäer und vor allem an Russlands Präsidenten Wladimir Putin.

Deutschland habe zwar im Vergleich zum Beginn des Krieges einen "Riesensprung" gemacht und Hilfen in Milliardenhöhe geliefert. "Bei allem Lob für die Bundesregierung lautet die Schlüsselfrage: Ist diese Hilfe ausreichend, um den Andrang der Russen zu stoppen und sie zu vertreiben? Leider ist die Antwort Nein", betonte Melnyk in dem Zeitungsinterview.

Melnyk ruft EU-Länder zu Aufrüstungsprojekt auf

Die Europäer seien mit Blick auf einen möglichen Wegfall der US-Militärhilfe unter dem künftigen Präsidenten Trump besonders gefordert, sagte der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland. Melnyk rief die EU-Länder auf, ein "großes gemeinsames Aufrüstungsprojekt" in Höhe von 680 Milliarden Euro pro Jahr zu starten.

Besondere Hoffnungen setzt der ukrainische Diplomat bei der Aufstockung der Militärhilfe auf den Unions-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. "Persönlich traue ich Friedrich Merz, den ich gut kenne, diesen großen Wurf zu. Die Frage ist, ob der Koalitionspartner, mit dem er regieren wird, dies zulässt." Für Melnyk wären die Grünen mit Robert Habeck ein idealer Partner.

Melnyk war von 2015 bis Oktober 2022 ukrainischer Botschafter in Berlin, danach löste ihn der jetzige Botschafter Oleksii Makeiev ab. Melnyk war wegen seiner oft als provokativ empfundenen Äußerungen umstritten.

Im November 2022 wurde er zunächst zum Vize-Außenminister ernannt und wechselte dann im Juni 2023 nach Brasilien. (AFP/bearbeitet von mbo)  © AFP

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