Nach der Beerdigung des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny haben sich auch am Samstag trotz Polizeiaufgebots weiter Menschen an seinem Grab auf dem Friedhof Borissowskoje in Moskau von ihm verabschiedet. Die Polizei ließ die Trauernden ungehindert am Grab verweilen und Blumen niederlegen, wie unabhängige russische Medien meldeten.
Meer von Blumen und Kränzen
Auf Bildern von der Grabstätte war ein Meer von Blumen und Kränzen zu sehen – und ein russisch-orthodoxes Kreuz mit einem Foto von einem lächelnden
Nawalnys Team hatte am Freitagabend nach der Beerdigung noch einmal betont, dass der Kampf der ins Exil ins Ausland geflüchteten Opposition gegen Korruption und Putins Machtapparat fortgesetzt werde. Nawalnys Vermächtnis bleibe am Leben, "solange es in Russland und in der Welt Millionen Menschen gibt, denen das nicht gleichgültig ist. Deshalb darf man nicht aufgeben."
Über 100 Festnahmen bei landesweiten Traueraktionen
Am Tag der Beerdigung Nawalnys hatte es landesweit Traueraktionen gegeben, dabei gab es Dutzende Festnahmen. Das Bürgerrechtsportal ovd.info meldete am Samstagmorgen, dass die Zahl der Festnahmen bei mehr als 100 liege, verteilt auf 20 Städte, davon etwa allein etwa 20 Menschen in Nowosibirsk.
In Moskau hatten sich am Freitag Tausende Menschen zur Trauerfeier an der Kirche und am Friedhof eingefunden. Viele skandierten "Putin ist ein Mörder!" und "Russland ohne Putin". Angehörige, Unterstützer und auch Menschenrechtler werfen Putin die Ermordung seines Gegners im Straflager vor.
Unerklärliche Umstände und Diskrepanzen in offiziellen Angaben
Nawalny starb am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Der durch einen Giftanschlag 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Nach Angaben von Nawalnys Team ist im Totenschein von "natürlichen" Ursachen die Rede. © dpa
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