Ein wichtiger Staudamm ist im Süden der Ukraine durch eine Explosion teilweise zerstört worden. Was droht, sind schwere Überflutungen. Zudem sollen 150 Tonnen Motoröl in den Dnipro geflossen sein.

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Angesichts der folgenschweren Explosion am Staudamm in der südukrainischen Stadt Nowa Kachowka haben die russischen Besatzer dort den Notstand ausgerufen. Das Wasser sei bereits um zwölf Meter angestiegen, sagte der von Russland eingesetzte Bürgermeister Wladimir Leontjew am Dienstag im russischen Staatsfernsehen. "Die Stadt ist überflutet."

Ukraine meldet nach Staudamm-Beschädigung Überflutung: Größenvergleich Kachowka-Staudamm und Bodensee. © AFP

Auch das an den Staudamm angrenzende und völlig zerstörte Kraftwerk stehe unter Wasser. Auf der russisch besetzten Seite des Flusses Dnipro sind Leontjews Aussagen zufolge insgesamt 600 Häuser in drei Ortschaften von den schweren Überschwemmungen betroffen.

Für das nordöstlich gelegene Atomkraftwerk Saporischschja besteht laut Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) derweil keine unmittelbare Gefahr. In dem von Russland besetzten AKW würden jedoch Maßnahmen zum Weiterbetrieb der Kühlsysteme getroffen, die normalerweise mit dem aufgestauten Wasser gespeist werden, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag in Wien.

"IAEA-Experten am Atomkraftwerk Saporischschja beobachten die Situation genau", teilte Grossis Behörde auf Twitter mit. Auch ein Sprecher des russischen Atomkonzerns Rosenergoatom sagte der Agentur Interfax, das AKW - das ebenso wie der Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro liegt - sei nicht betroffen.

Kiew: 150 Tonnen Motoröl in den Dnipro geflossen

Nach ukrainischen Angaben sollen zudem 150 Tonnen Motoröl in den Fluss Dnipro geflossen sein. In den Online-Netzwerken warnte die Presseberaterin des Chefs des ukrainischen Präsidialamtes, Daria Sariwna, vor einer Gefährdung der Umwelt.

"Es besteht auch die Gefahr neuer Öllecks, die sich negativ auf die Umwelt auswirken", erklärte Sariwna im Onlinedienst Telegram.

Ukraine-Krieg
Dieses vom ukrainischen Präsidialamt über AP veröffentlichte Videostandbild zeigt Wasser, das durch einen Durchbruch im Kachowka-Staudamm fließt. © dpa / Uncredited/Ukrainian Presidential Office/AP/dpa

Britischer Außenminister nennt Damm-Zerstörung "Kriegsverbrechen"

Der britische Außenminister James Cleverly hat die Zerstörung derweil als "Katastrophe" und "Kriegsverbrechen" kritisiert. "Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms ist eine abscheuliche Tat", schrieb Cleverly am Dienstag auf Twitter. "Vorsätzliche Angriffe auf rein zivile Infrastruktur sind ein Kriegsverbrechen."

Der Minister betonte: "Das Vereinigte Königreich steht bereit, die Ukraine und die von dieser Katastrophe Betroffenen zu unterstützen." Zur Frage, wer für die Zerstörung verantwortlich ist, äußerte sich Cleverly zunächst nicht.

In den frühen Morgenstunden hatte sich in Nowa Kachowka eine schwere Explosion ereignet. Die Ukraine wirft Russland vor, Staudamm und Wasserkraftwerk gesprengt zu haben, um die geplante ukrainische Gegenoffensive zu stören. Moskau bestreitet das und behauptet, die ukrainische Armee habe die Anlage beschossen. Der Kreml nannte die Zerstörung eine "vorsätzliche Sabotage" Kiews. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Ziel sei es, die von Russland besetzte Halbinsel Krim von der Wasserversorgung abzuschneiden. (dpa/afp/mbo)

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Teaserbild: © dpa / Uncredited/Ukrainian Presidential Office/AP/dpa