Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hat der Europäischen Union mit Blick auf das Verhältnis zu China eine Doppelmoral vorgeworfen.
Er wolle sich "keine Lektionen mehr über unsere China-Kontakte anhören von EU-Politikern", die sich selbst gegenüber der chinesischen Regierung unterwürfig zeigten, sagte Vucic dem "Spiegel" laut Vorabmeldung vom Freitag. Das sei "typisch für die doppelten Standards, denen wir immer wieder begegnen".
Vucic kritisierte unter anderem ein Brückenprojekt in Kroatien, für das die kroatische Regierung von der Europäischen Union rund 400 Millionen Euro erhalte - zur Umsetzung aber chinesische Arbeiter einsetze.
Für Serbien wäre ein ähnliches Vorgehen undenkbar, sagte er dem Bericht zufolge. "Ich würde wahrscheinlich in Brüssel gehängt", sagte Vucic.
Pläne für ein "Skandinavien für Arme"
Gegenüber dem "Spiegel" sprach er außerdem über ein von ihm geplantes Projekt einer Mini-Schengen-Zone für freien Personen- und Warenverkehr auf dem westlichen Balkan. Er wolle damit "eine Art Skandinavien für Arme" schaffen, sagte Vucic dem Bericht zufolge.
Serbien strebt seit Jahren einen EU-Beitritt an, die Verhandlungen wurden bislang aber vom Konflikt zwischen Serbien und Kosovo überschattet und ausgebremst.
Das Kosovo hatte sich 2008 von Serbien losgesagt - anders als die meisten EU-Staaten erkennt Serbien seine Unabhängigkeit bis heute aber nicht an. Für einen EU-Beitritt Serbiens macht Brüssel jedoch die Anerkennung des Kosovo durch Belgrad zur Voraussetzung.
Die EU will mit der Erweiterung auf dem Westbalkan auch dem wachsendem Einfluss Russlands und Chinas in der Region entgegenwirken. Zuletzt wurde ein neuer Anlauf der Beitrittsgespräche mit den Balkanländern Albanien und Nordmazedonien jedoch erneut ausgebremst, weil Frankreich auf dem EU-Gipfel im Oktober dagegen stimmte. © AFP
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