Der SPD-Bezirksverband Hannover hat Altkanzler Gerhard Schröder für seine 60-jährigen Parteimitgliedschaft geehrt. Der Bezirksvorsitzende Matthias Miersch sagte am Freitag bei der nicht-öffentlichen Veranstaltung laut verbreitetem Redetext, die Ehrung des wegen seiner engen Russland-Kontakte in der Kritik stehenden Parteimitglieds polarisiere. "Bei allen Fragen und berechtigter Kritik" hätten zwei Schiedsgerichte der Partei aber Anträge auf einen Ausschluss Schröders aus der Partei abgelehnt.

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Für die Ehrung waren rund 40 Gäste angemeldet. Die SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil nahmen nicht teil. Schröder sollte eine vorgedruckte Urkunde für langjährige Parteimitglieder mit ihrer Unterschrift überreicht bekommen.

Der 79 Jahre alte Schröder ist wegen seiner Freundschaft mit Russlands Präsident Wladimir Putin und der langjährigen Lobbytätigkeit für russische Energiefirmen umstritten. Ein von zahlreichen SPD-Ortsvereinen angestrebter Parteiausschluss scheiterte im Mai jedoch.

"In den letzten Wochen habe ich viele Reaktionen zur bevorstehenden Ehrung von Gerhard Schröder erhalten – sowohl zustimmende als auch ablehnende", sagte Miersch. Nach dem gescheiterten Parteiausschluss stünden Schröder aber "die vollen Mitgliedsrechte" - und damit auch die Ehrung wegen der 60-jährigen Parteizugehörigkeit.

Schröder habe für die SPD und Deutschland "viel geleistet", fuhr Miersch fort und würdigte dann sein Wirken als Bundeskanzler von 1998 bis 2005. Wichtige Punkte dabei seien unter anderem das Nein zum Irakkrieg, die erstmals gesetzlich abgesicherten gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften und das Erneuerbare-Energien-Gesetz.

Die eigentliche Laudatio für Schröder hielten die ehemalige niedersächsische Vize-Ministerpräsidentin Heidi Merk und der frühere Hannoveraner Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg.  © AFP

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