Recherchereise "Grenzgänger" von Christian Aichner und Andreas Maciejewski: Auf dem Weg von den früheren Grenzstädten Hof nach Plauen erinnert ein Schild neben der Straße an die Teilung Deutschlands. Unsere Reise beginnt.
In Plauen treffen wir uns unter anderem mit Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer in seinem Büro. Er erinnert sich, wie er die erste Massendemonstration der DDR miterlebte. Ein Hubschrauber flog im Tiefflug über die Protestler, die Polizei marschierte mit Wasserwerfern auf. Außerdem erzählt er uns, wie sich Plauen nach dem Mauerfall verändert hat.
Unsere Reise führt uns auch nach Mödlareuth. Durch den Ort verläuft die Grenzlinie zwischen Bayern und Thüringen. Das wurde Mödlareuth zum Verhängnis: Rund 41 Jahre lang teilte die Mauer das Dorf entlang dieser Linie. In Mödlareuth erinnert heute ein deutsch-deutsches Museum mit Originalteilen der Mauer und Grenzanlagen an die deutsche Teilung.
Aus heutiger Sicht ist es schier unvorstellbar, wie die Bewohner unter der ständigen Bedrohung gelebt haben. Der Kalte Krieg war in Mödlareuth stets spürbar. DDR- und BRD-Grenzer, russische und amerikanische Truppen standen sich gegenüber. Auf dem obigen Bild zielt ein russischer Panzer auf das BRD-Gebiet. So steht er heute in dem deutsch-deutschen Museum.
Der ehemalige BRD-Grenzer Alfred Eiber (li.) führt uns durch sein früheres Einsatzgebiet, zu dem auch Mödlareuth gehörte und erzählt uns Geschichten von Fluchtversuchen in dem Ort. Kaum vorzustellen, wie Menschen unter Einsatz ihres Lebens die Flucht riskierten. Im Vordergrund steht ein Mauerdenkmal, im Hintergrund die DDR-Grenzanlagen.
Zusammen mit Eiber treffen wir Holger Bienert (Mi.), einen ehemaligen DDR-Grenzer. Vor 25 Jahren standen sie auf verfeindeten Seiten, heute sind sie befreundet. Ihren Alltag als Grenzer erzählen wir in der Reportage "Schießbefehl? Den gab's! Den gab's".
Unsere Reise führt uns auch nach Mölbis, einen kleinen Ort in der Nähe von Leipzig. Das Dorf hatte vor der Wende wegen des benachbarten Braunkohlekraftwerks Espenhain den traurigen Ruf des "schmutzigsten Orts Europas". Wir treffen uns mit Bewohnern, die damals schon in dem Dorf lebten und das noch heute tun.
Vor der Wende habe selbst angebautes Obst wegen des Schwefeldioxids und Phenols wie "Altöl" geschmeckt, berichten die Bewohner. Diese Zeiten sind heute vorbei. Mölbis ist ein grünes Dorf, Pflanzen und Bäume gedeihen wieder. Und wir haben es getestet: Die Äpfel schmecken knackig und frisch.
Und noch eine Geschichte bleibt uns in Erinnerung. Die Bewohner erzählen, dass sie ihre Wäsche oft nicht draußen aufhängen konnten. Der Ruß und Rauch vom Werk verfärbte sie innerhalb von Minuten schwarz. Heute stellt das Wäschetrocknen an der Luft kein Problem mehr dar.
Vor unserer Reise sind wir bei Recherchen über Mölbis vor der Wende auf Bilder von schlammbraunen und verseuchten Gewässern gestoßen. Bei unserem Besuch im Dorf stellen wir fest, dass diese Bilder der Vergangenheit angehören. Die Natur hat sich wieder erholt.
Die Reportagen zu den Geschichten rund um die Mauer, die wir auf unserer Reise erlebt und erzählt bekommen haben, lesen Sie in den nächsten Tagen auf unserem Portal. Begleiten Sie uns auf unserer Reise in die deutsch-deutsche Vergangenheit.