Noch vor Kurzem mussten selbst Wirtschaftskenner passen, wenn der Name Augustus Intelligence fiel. Nun rückt die Lobbyaffäre um CDU-Politiker Philipp Amthor das US-amerikanische Unternehmen ins Rampenlicht. Und siehe da: Im Impressum finden sich noch weitere bekannte Namen.

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Wegen Verstrickungen des CDU-Politikers Philipp Amthor ist das US-amerikanische IT-Unternehmen Augustus Intelligence in den Fokus geraten. Das Start-up bietet nach eigenen Angaben Produkte und Dienstleistungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) an: "Dabei liegt der Schwerpunkt heute vor allem auf den Techniken Computer Vision und Natural Language Processing (NLP)", heißt es auf der Website. Konkreter wird es dort nicht.

Neben dem Hauptsitz im 77. Stockwerk des One World Trade Center in New York betreibt die Firma demnach Büros in Menlo Park (Kalifornien), Paris und München. Nach Angaben der US-Börsenaufsicht SEC ist die Augustus Intelligence Inc. im Bundesstaat Delaware registriert, der als Steueroase gilt. Das Unternehmen hat sich nach eigenen Angaben 2018 gegründet und beschäftigt aktuell 100 Menschen.

Ein Unternehmen, das gerne unbekannt bleibt

Zuletzt kamen Zweifel an der Zahl der Mitarbeiter auf, etwa weil nur wenige Spuren von Augustus Intelligence auf der Karriereplattform LinkedIn zu finden sind - untypisch für ein Start-up. Das Unternehmen erklärte dies als Schutzmaßnahme unter anderem gegen eine Abwerbung seiner Spezialisten durch größere Konkurrenten.

Im Impressum der Website ist als Geschäftsführer Wolfgang Haupt angegeben. Dieser bezeichnet sich auf seinem LinkedIn-Profil als "Unternehmer, der auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz und des maschinellen Lernens arbeitet". Auf einer Veranstaltung in Frankreich im Frühjahr sagte er: "Künstliche Intelligenz verändert die Welt. Diejenigen, die sie beherrschen, werden Erfolg haben." Am Freitag teilte das Unternehmen mit, dass sich Haupt vorerst zurückziehe. Nach den Medienberichten in Deutschland habe man eine unabhängige Überprüfung der eigenen Geschäfte beauftragt.

Ein Ex-Minister ist auch dabei

Im Impressum lässt sich auch der Name des früheren CSU-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg finden. Er fungiert demnach als "President in charge of General Affairs". Zu weiteren einflussreichen Kontakten von Augustus Intelligence zählt der "Spiegel" unter anderem den früheren BND-Chef August Hanning und Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen (CDU).

Die deutsche Augustus Intelligence GmbH wurde Ende August 2019 mit Sitz nahe dem Münchner Königsplatz in das Handelsregister beim Amtsgericht München eingetragen. Nach Angaben der "Augsburger Allgemeinen" ließ sich allerdings am 17. Juni vor Ort in der Nymphenburger Straße 4 kein Klingelschild der Firma finden.

Harte Kritik unter Kollegen

Amthor ist wegen seiner Nebentätigkeit und Lobbyarbeit für das US-amerikanische IT-Unternehmen Augustus Intelligence massiv in die Kritik geraten. Er bezeichnete diese Tätigkeit inzwischen als Fehler und hat die Zusammenarbeit nach eigenen Angaben beendet. Die ihm eingeräumten Aktienoptionen habe er zurückgegeben. Amthor gab auch seinen Sitz im Amri-Untersuchungsausschuss auf.

Die Opposition im Bundestag hat den unter Lobbyismusverdacht stehenden CDU-Abgeordneten scharf kritisiert. In einer von der Linken beantragten Aktuellen Stunde warf deren Fraktionschef Dietmar Bartsch dem CDU-Mann am Freitag vor, er habe "völlig die Bodenhaftung verloren". Er habe mit seinem Verhalten der Politik, dem Bundestag und seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern geschadet. "Wie konnte bei einem Mann von der Küste der Kompass nur so versagen?" Es gebe immer noch viele offene Fragen, sagte Bartsch. "Der Mann muss endlich mal reinen Tisch machen." Dass er nicht an der Debatte teilnehme, sei "wirklich feige".

Der CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg warf dem Linken-Politiker daraufhin vor, er habe seine Redezeit genutzt, "um einen Kollegen dieses Hauses runterzumachen". Auch Sensburg sagte allerdings, dass Amthor "sicher eine klare Aufklärungspflicht hat". Sein Parteikollege Patrick Schnieder sagte über Amthor: "Er hat sich fehlerhaft verhalten." Amthor habe aber einen Fehler eingeräumt und auch Konsequenzen gezogen. (best/dpa)

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