Bei der Präsidentschaftswahl in Island zeichnet sich ein Sieg der Geschäftsfrau Halla Tomasdottir ab. Nach der Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmzettel kam die 55-Jährige am Sonntag auf 34,6 Prozent der Stimmen und landete damit vor der ehemaligen Regierungschefin Katrin Jakobsdottir, die demnach 25 Prozent der Stimmen erhielt. Diese räumte bereits ihre Niederlage ein und gratulierte Tomasdottir zum Wahlsieg.

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Kopf-an-Kopf-Rennen

"Ich habe den Eindruck, dass Halla Tomasdottir auf dem besten Weg ist, die nächste Präsidentin von Island zu werden", sagte Jakobsdottir dem staatlichen Sender RUV. "Ich gratuliere ihr dazu und weiß, dass sie eine gute Präsidentin sein wird." Umfragen hatten zuvor ein Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Frauen vorhergesagt.

Tomasdottir selbst sagte der Tageszeitung "Morgunbladid", sie versuche, ruhig zu bleiben: "Ich fühle mich unglaublich gut. Ich weiß, dass es nicht vorbei ist, bis es vorbei ist. Also versuche ich einfach, ruhig zu bleiben und zu atmen."

Die 55-Jährige ist Gründerin von Audur Capital, einer seit 2007 bestehenden Investmentgesellschaft zur Förderung weiblicher Werte im Finanzsektor. Zudem ist sie Geschäftsführerin von The B Team, einer von dem britischen Milliardär Richard Branson gegründeten gemeinnützigen Organisation, die sich auf die Förderung von Themen wie den Klimaschutz spezialisiert hat.

Kandidatur für die Präsidentschaftswahl

Nach Vigdis Finnbogadottir, die 1980 weltweit als erste Frau demokratisch an die Spitze eines Landes gewählt wurde, wird Tomasdottir nun die zweite Präsidentin in Island sein.

Insgesamt hatten sich 13 Kandidaten um das höchste Amt in dem Inselstaat im Nordwesten Europas beworben, darunter auch ein Professor für Politikwissenschaft und ein Komiker. Als Favoritin bei der Wahl galt die ehemalige Regierungschefin Jakobsdottir, die sich allerdings gegen Kritik wehren musste, zu politisch für die Rolle der Präsidentin zu sein. Sie war im April aufgrund ihrer Kandidatur für die Präsidentschaftswahl von ihrem Amt zurückgetreten und lag in einigen Umfragen vorne.

Der äußerst beliebte Gudni Johannesson, der das Präsidentenamt seit 2016 innehat und 2020 mit 92 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde, hatte zu Beginn des Jahres angekündigt, nicht für eine Wiederwahl bereitzustehen.

In dem rund 380.000 Einwohner zählenden Land nimmt das Staatsoberhaupt vorwiegend eine repräsentative Rolle ein und gilt als Garant für die Verfassung und die nationale Einheit. Dennoch hat das Staatsoberhaupt auch das Recht, ein Veto gegen Gesetzesvorhaben einzulegen oder per Referendum darüber abstimmen zu lassen. Kandidieren kann jeder, der 1500 Unterschriften für sich gesammelt hat.  © AFP

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