Elon Musk ist Vorredner bei einer Veranstaltung zu Donald Trumps Amtseinführung. Bei Dankesgrüßen an die Trump-Wähler macht der Tech-Milliardär eine Geste, die viele schockiert. Einen Tag später erklärt er sich.
Tech-Milliardär
Musk war einer der Redner auf der Bühne vor dem Eintreffen von Trump in der Washingtoner Capital One Arena. Er bedankte sich bei den Anhängern des neuen Präsidenten, hielt dann seine rechte Hand an sein Herz - und streckte sie in einer schnellen Bewegung nach oben raus. Danach wiederholte er die Geste noch einmal in eine andere Richtung. "Mein Herz fliegt Euch zu", sagte er danach.
Viele Nutzer auf Musks Online-Plattform X merkten an, dass die Geste an einen Hitlergruß erinnere. Der Nachrichtensender CNN wiederholte die Szene in seinem Programm mehrfach. Die Zuschauer seien selbst klug genug, sich eine Meinung dazu zu bilden, sagte eine Moderatorin.
Unter Experten war umstritten, ob es sich um eine bewusste faschistische Geste handelte. In rechten Kreisen in den USA wurde Musk Medienberichten zufolge für seine Geste gefeiert. Der Autor Evan Kilgore etwa nannte Musks Aktion "unglaublich".
Musk wehrt sich gegen Kritik
Musk teilte auf seinem X-Account zunächst nur einen Mitschnitt seiner Rede vom Sender Fox News, in dem im Moment der ersten - und problematischer aussehenden - Geste die Zuhörer eingeblendet wurden.
Später wies er die Kritik auf X zurück. Seine Gegner bräuchten "bessere schmutzige Tricks", schrieb er. Der "'Jeder ist Hitler'-Angriff" seiner Gegner sei "sooo langweilig", fügte Musk hinzu.
Bei seinem Auftritt hatte Musk gesagt, durch Trumps Wahl sei die "Zukunft der Zivilisation gesichert" worden. Die ganze Menschheit sei an einer Weggabelung gewesen.
Zuvor hatte Musk am Tag von Trumps Vereidigung von der "Rückkehr des Königs" geschwärmt. Den Beitrag auf seiner Online-Plattform X illustrierte Musk mit zwei Bildschirmaufnahmen: Der einst gesperrte Trump-Account bei Twitter und das neue offizielle Präsidenten-Profil. Trump war beim X-Vorläufer Twitter im Januar 2021 gesperrt worden, nachdem seine Anhänger das Kapitol in Washington erstürmt hatten. Musk hatte den Trump-Account wieder freigeschaltet, nachdem er Twitter im Oktober 2022 für rund 44 Milliarden Dollar gekauft hatte.
US-Historikerin nennt Musks Gruß explizit "Nazi-Gruß", andere kontern
Die US-Historikerin Claire Aubin, die sich mit Nationalsozialismus in den USA befasst, schrieb auf X, der Gruß Musks sei in der Tat ein "Sieg Heil" wie bei Hitler gewesen. "Nach meiner professionellen Einschätzung haben sie alle recht", schrieb sie mit Blick auf viele Nutzer, die das genauso sahen. Auch die Faschismus-Forscherin Ruth Ben-Ghiat schrieb auf X, dies sei ein "Nazi-Gruß" gewesen - "und zwar einer, der ziemlich aggressiv war".
Von der Anti-Defamation League (ADL), die sich gegen Antisemitismus einsetzt, wurde Musk hingegen in Schutz genommen. "Elon Musk machte eine unbeholfene Geste in einem enthusiastischen Moment, keinen Nazi-Gruß", erklärte die ADL auf X. Die linksgerichtete demokratische Abgeordnete im Repräsentantenhaus, Alexandria Ocasio-Cortez, empörte sich über die Aussagen der ADL. "Die Leute können offiziell aufhören, sich an Sie als glaubwürdige Informationsquelle zu wenden", erklärte Ocasio-Cortez auf X.
Der Historiker Aaron Astor wertete Musks Geste ebenfalls nicht als Nazi-Gruß. "Ich habe Elon Musk oft dafür kritisiert, dass er es zugelassen hat, dass seine Plattform von Neonazis vergiftet wird", schrieb Astor auf X. "Aber diese Geste ist kein Nazi-Gruß. Es ist die ungeschickte Geste eines autistischen Mannes, als er der Menge sagt, dass sein Herz für sie schlägt." (dpa/AFP/bearbeitet von cgo und ank)
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