Weil eine Reporterin ihn der Lüge überführt, bricht Donald Trump eine Pressekonferenz einfach genervt ab. Es war nicht die einzige Schwierigkeit, die der US-Präsident am vergangenen Wochenende in seinem Golfclub in New Jersey zu bewältigen hatte.

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Eigentlich wollte der US-Präsident nur ein entspanntes Wochenende in seinem National Golf Club in Bedminster, New Jersey verbringen.

Doch als mächtigster Mann der Welt kann man nicht nur die Golfschläger schwingen, sondern muss nebenbei auch noch Gesetze unterzeichnen und Pressekonferenzen geben.

Und falls diese nicht laufen wie gewünscht, kann man sie, so denkt offenbar der US-Präsident, auch einfach abbrechen. So geschehen am Samstagabend.

Donald Trump wittert "fake news": Keine Maske? Kein Problem!

Bereits das erste Aufeinandertreffen mit Medienvertretern am Freitagabend verlief einigermaßen unerfreulich für Donald Trump.

Anwesende Journalisten warfen die Frage auf, warum Trump selbst und auch zahlreiche Golfclub-Besucher, die der Präsident zur Pressekonferenz eingeladen hatte, eigentlich keine Masken trügen.

Es gebe Ausnahmen von der Maskenpflicht für "politische Aktivitäten", erklärte Trump. Seine offizielle Pressekonferenz als US-Präsident sei auch ein "friedlicher Protest", behauptete Trump. Die Gäste wüssten, dass die Medien nur Falschinformationen ("fake news") verbreiteten, ihre Anwesenheit stelle daher einen politischen Protest dar, schwadronierte Trump weiter - unter großem Jubel.

Kritik an Trumps Alleingang beim Corona-Konjunkturpaket

Einen Tag später, am Samstag, musste der US-Präsident sich dann für seinen politischen Alleingang verteidigen, nachdem er - verfassungsrechtlich höchst strittig - Teile des Corona-Konjunkturpakets einfach per Verfügung angeordnet und damit den Kongress außen vor gelassen hatte.

Die CBS-Journalistin Paula Reid fragte Trump, ob er mit seinem Dekret einen Präzedenzfall schaffen wolle, wie es sich am Kongress vorbei regieren lässt.

Während der US-Präsident abzuwiegeln versuchte und Gegnern seines Erlasses unterstellte, sie wollten verhindern, dass die Menschen die dringend benötigte Unterstützung erhielten, hakte Reid ein ums andere Mal nach und machte auch Anspielungen auf frühere Vorwürfe, wonach Trump in der Russland-Affäre die Justiz behindert habe.

Trump nimmt Gesetz für sich in Anspruch - Journalistin bezichtigt ihn der Lüge

Zu guter Letzt entlarvte die Reporterin dann auch noch Trumps Behauptung, er habe den sogenannten Veterans Choice Act beschlossen - ein Gesetz, das US-Kriegsveteranen Anspruch auf eine medizinische Versorgung gewährt - als Lüge. Denn es war Trumps Vorgänger Barack Obama, der das Gesetz 2014 ins Leben gerufen hatte, danach wurde es von Trump nur jeweils wieder verlängert.

Trump erklärte auf der Veranstaltung: "Sie haben es Jahrzehnte und Jahrzehnte und Jahrzehnte lang probiert, dieses Gesetz durchzubringen. Kein Präsident hat das je geschafft - und wir haben es jetzt hingekriegt."

Reid fragt ihn daraufhin: "Warum behaupten Sie dauernd, dass Sie den Veterans Choice Act beschlossen hätten? Das geschah bereits 2014." Der US-Präsident versucht, die Journalistin zu unterbrechen und gibt einem anderen Kollegen die Gelegenheit zur Frage. Reid lässt sich jedoch nicht abwimmeln und ruft: "Das ist eine Lüge, Sir."

Dies scheint der Tropfen zu sein, der das trumpsche Fass zum Überlaufen bringt. Der US-Präsident bleckt die Zähne, hebt die Hand zur Verabschiedung, bedankt sich bei den Anwesenden und beendet die Pressekonferenz, indem er den Raum verlässt.

Trump und die unliebsamen Reporterfragen

Es ist nicht das erste Mal, dass Trump auf kritische Fragen so reagiert. Vor knapp zwei Jahren lieferte er sich ein Wortgefecht mit dem CNN-Journalisten Jim Acosta und bezeichnete den bekannten US-Reporter als "furchtbare, unverschämte Person". Acosta bekam daraufhin sogar vorübergehend seine Akkreditierung für das Weiße Haus entzogen.

Im Mai geriet der Präsident während eines Corona-Briefings mit einer chinesischstämmigen Journalistin aneinander. Statt ihre kritischen Nachfragen zu beantworten, beendete Trump abrupt die Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses und ging kommentarlos zurück ins Gebäude.

Verwendete Quellen:

  • www.businessinsider.com: "Trump walked out of a press conference after a reporter challenged his repeated false claim that he signed Veterans Choice into law"
  • www.n-tv.de: "Trump bricht Pressekonferenz abrupt ab"
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US-Präsident Donald Trump nimmt Maskenverweigerer in Schutz

Bei einer Pressekonferenz des US-Präsidenten durften Mitglieder seines Golfclubs dabei sein - auch ohne Maske. Trump nahm die Gäste in Schutz, Nachrichten über die Vorzüge einer Maske im Kampf gegen Corona seien ohnehin "Fake News". Fotocredit: imago images / UPI Photo
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