Mit scharfen Worten kritisiert ein russischer Außenpolitiker die neuen Sanktionen der USA gegen Moskau. Die Amerikaner führten sich auf wie ein Polizeistaat, der Beschuldigte "wie in den schlimmsten Traditionen der Lynchjustiz" bestrafe. Ein Politik-Experte will zudem Trumps Strategie hinter den neuen Sanktionen entlarvt haben.

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Die russische Politik hat mit scharfen Worten auf die neuen US-Sanktionen wegen des Giftanschlags auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal reagiert.

Der Außenpolitiker Konstantin Kossatschow sagte, die USA führten sich wie ein Polizeistaat auf. Der Beschuldigte werde bedroht und gefoltert und schließlich "wie in den schlimmsten Traditionen der Lynchjustiz" bestraft, so der Vorsitzende des Außenausschusses im Föderationsrat.

Washington: Russland setzt "tödliche chemische und biologisch Waffen ein"

Der Ex-Agent Skripal und seine Tochter Julia hatten im März in England eine Vergiftung mit dem in der Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok nur knapp überlebt.

Die britische Regierung, die die neuen US-Sanktionen gegen den Kreml begrüßt, macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Moskau weist jede Schuld von sich.

Washington sieht das anders und wertet den Fall als verbotenen Einsatz von Massenvernichtungswaffen.

US-Außenamtssprecherin Heather Nauert erklärte, die US-Regierung sei zu dem Schluss gekommen, dass Russland "tödliche chemische oder biologische Waffen unter Verstoß gegen internationales Recht eingesetzt hat".

Sanktionen zielen auf "Zerstörung der russischen Wirtschaft"

Ein Beamter des US-Außenministeriums, der anonym bleiben wollte, sagte, die Sanktionen zielten auf den Verkauf bestimmter US-Technologien an Russland ab.

Dabei handle es sich um Technologien, die von "Bedeutung für die nationale Sicherheit" der USA seien und beim Export der Zustimmung der US-Regierung bedürften.

In Russland wertet man die neuen Sanktionen als Attacke der Amerikaner auf die Wirtschaft des Landes.

Die kommenden Strafen zielten auf "eine Zerstörung der russischen Wirtschaft", sagt der Politik-Experte Fjodor Lukjanow, Chefredakteur der Zeitschrift "Russia in Global Affairs", der Agentur Interfax zufolge.

Nach dem Gipfeltreffen der Präsidenten Donald Trump und Wladimir Putin in Helsinki müsse die US-Führung offenbar beweisen, dass sie hart gegen Russland sei.

Trump war nach dem Treffen schwer kritisiert worden, weil er sich Putins Dementi einer russischen Einmischung in die US-Wahlen zueigen gemacht hatte.

USA drohen mit weiteren "drakonischen" Sanktionen

Nach Angaben der US-Regierung hat Russland nun 90 Tage Zeit zu erklären, keine chemischen oder biologischen Waffen mehr zu verwenden und Inspektionen zuzulassen.

Sollte sich Russland nicht daran halten, drohten weitere "drakonische" Sanktionen, so der Beamte des US-Außenministeriums.

Diese könnten so weit gehen, US-Flughäfen für russische Airlines zu sperren oder sogar die diplomatischen Beziehungen auszusetzen.

Bereits im März Sanktionen wegen Fall Skripal

Es ist nicht das erste Mal, dass die USA wegen des Anschlag auf Skripal und seine Tochter Sanktionen gegen Russland verhängen. Bereits im März hatte die US-Regierung deswegen 60 russische Diplomaten ausgewiesen und das russische Konsulat in Seattle geschlossen.

Die USA handelten damit im Gleichklang mit Großbritannien und mehr als zwei Dutzend weiteren Staaten, die ebenfalls russische Diplomaten auswiesen.

Moskau reagierte damals auf die US-Maßnahmen mit der Ausweisung von ebenfalls 60 Diplomaten sowie der Schließung des US-Konsulats in St. Petersburg.

Die jetzige Ankündigung weiterer Sanktionen könnte rund vier Wochen nach dem Gipfel zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin die Beziehungen beider Länder wieder verschlechtern. (szu)

Verwendete Quellen:

  • dpa
  • AFP
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