Gleichstand. Erst am Montag entscheidet sich, wer der nächste Präsident Österreichs wird. Alexander Van der Bellen schaffte die Aufholjagd. Norbert Hofer plädiert dafür, das Land wieder zu vereinen. Ein aufregender Wahltag ohne endgültiges Ergebnis.

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Der Krimi um die Hofburg-Wahl findet erst morgen sein Ende. Laut ORF/SORA liegen sowohl FPÖ-Kandidat Norbert Hofer wie auch Alexander Van der Bellen bei jeweils 50,0 Prozent. Van der Bellen führt demnach knapp mit 2.888 Stimmen.

Im vorläufigen Endergebnis liegt Hofer mit 51,9 Prozent vorne, während Van der Bellen auf 48,1 Prozent der Stimmen kommt. Das Innenministerium inkludiert im Gegensatz zu SORA in seiner Berechnung jedoch keine Schätzung der Briefwahlstimmen.

Entscheidung ist vertagt

Die Entscheidung fällt daher, wenn morgen am frühen Abend alle Wahlkarten ausgezählt sind. Insgesamt wurden für die Stichwahl 885.437 Stück ausgegeben. Das sind fast 14 Prozent der Wahlberechtigten. Die Hochrechner gehen davon aus, dass sie das Ergebnis zugunsten von Van der Bellen drehen.

Egal wer morgen als Sieger und somit als zukünftiger Präsident Österreichs feststehen wird, schon heute lässt sich sagen, dass Alexander Van der Bellen im Vergleich zum ersten Wahlgang eine fulminante Aufholjagd hingelegt hat.

"Die wenigsten Kommentatoren haben mir am 24. April noch Chancen eingeräumt", sagte er am Wahlabend im Gespräch mit PULS 4. Hofer hatte im ersten Wahlgang 35,1 Prozent der Stimmen geholt, während Van der Bellen sich mit 21,3 Prozent begnügen musste.

Dass der Ex-Grünen-Chef im Vergleich zum April so viel aufholen konnte, mag auch daran liegen, dass zahlreiche Protestwähler, die mit ihrer Stimme für Hofer vor allem der Regierung eins auswischen wollten, im zweiten Wahlgang nicht mehr den FPÖ-Kandidaten wählten.

Die Ernennung von Christian Kern (SPÖ) zum neuen Bundeskanzler dürfte für viele ein Zeichen gewesen sein, dass die Regierung ihre Lektion gelernt haben könnte.

Versöhnliche Worte

Van der Bellen erinnerte am Wahlabend an eine Nationalratswahl, bei der die Grünen um ein paar hundert Stimmen ihr Ziel erreichten. Die Entscheidung war "arschknapp", wie Van der Bellen es damals formulierte. "Ich bin gemäßigt optimistisch, dass es auch diesmal so sein wird", sagte er heute.

Hofer erklärte bei PULS 4, wie es Van der Bellen gelingen konnte, so viele Stimmen aufzuholen: "Viele Mitglieder von SPÖ, ÖVP und den NEOS haben gesagt, sie wählen Van der Bellen. Da ist massiver Druck entstanden."

Der FPÖ-Präsidentschaftskandidat betonte, dass er zu Beginn der Umfragen lediglich bei acht Prozent stand, und sagte weiter: "Klar ist für mich eines: Wer auch immer morgen gewinnt, wird die Aufgabe haben, Österreich wieder zu vereinen." Versöhnliche Worte wie sie während des Wahlkampfes eher selten zu hören waren.

Die Verlierer standen vorab fest

Van der Bellen wirkte in den Fernsehinterviews des späteren Abends euphorischer, während Norbert Hofer einen leicht geknickten Eindruck machte. Der FPÖ-Kandidat dürfte - wie so viele im Land - schon mit seinem Sieg spekuliert haben.

Die grünen und blauen Funktionäre bangen und üben sich in Zweckoptimismus. Alexander Van der Bellen habe ein "Fotofinish" hingelegt, sagte Grünen-Chefin Eva Glawischnig im ORF. Das sei ein "sehr schönes, ermutigendes Signal für Österreich".

Und FPÖ-Parteiobmann Heinz-Christian Strache hofft auf einen Wahlsieg seines Kandidaten: "Das wäre ein Erfolg für die Demokratie. Die Menschen haben ein sehr deutliches Signal gesetzt."

Wenn auch heute noch kein Gewinner feststeht - die großen Verlierer dieser Präsidentschaftswahl sind hinlänglich bekannt. SPÖ und ÖVP wurden beim ersten Wahlgang abgestraft.

In der Zweiten Republik wird gerade ein politischer Wandel vollzogen. Beide ehemaligen Großparteien konnten heute nur Zaungäste sein, während ein blauer Kandidat und ein langjähriger Grün-Politiker sich noch Hoffnungen auf das höchste Amt im Land machen können.

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