Die Bundestags-Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) sieht die Bundeswehr "an einer absoluten Belastungsgrenze angekommen".
Teilweise seien die Streitkräfte sogar "schon weit darüber hinaus", sagte Högl dem Berliner "Tagesspiegel" vom Freitag. Sie verwies auf die hohe Beanspruchung aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sowie einen "allgemeinen Engpass bei Material und Personal".
"Unsere Bundeswehr war in den vergangenen Jahren gefordert wie nie zuvor", sagte Högl. Das gelte insbesondere für die Marine und die an der Nato-Ostflanke operierenden Verbände. "Artilleriebataillone geben Material zur Unterstützung der Ukraine ab, was die eigene Ausbildung erschwert, und bilden zusätzlich die ukrainischen Kräfte aus", erläuterte die Wehrbeauftragte. Ähnlich sei es bei der Flugabwehr.
Auch wegen der genannten Engpässe seien manche Einheiten "nicht voll einsatzfähig", sagte Högl weiter. Daher sei die Personalgewinnung für die Bundeswehr entscheidend. "Wer mit der Bundeswehr liebäugelt, ist Goldstaub – niemand davon darf uns verloren gehen", betonte die Wehrbeauftragte. Sie kritisierte diesbezügliche Versäumnisse durch die Bundeswehr-Verwaltung wie etwa verspätete Antwortschreiben an Interessentinnen und Interessenten oder unklare Auskünfte.
Mit Blick auf die Ausstattung der Bundeswehr sieht Högl allerdings auch Fortschritte. "Wir sind noch längst nicht da, wo wir sein müssen, aber es ist im Jahr 2023 jetzt schon sehr viel passiert", sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Insgesamt sei sie "vorsichtig optimistisch". Die Wehrbeauftragte erkannte an, dass Verteidigungsminister
Rückstände sieht Högl vor allem bei großem Gerät, wie Panzer, Schiffen und Booten. Hier seien zwar Bestellungen erfolgt, doch "es wird noch Jahre dauern, bis dieses Gerät bei der Truppe vorhanden ist". Hingegen habe sich die persönlichen Ausstattung der Soldatinnen und Soldaten bereits verbessert. Nachdrücklich pochte die Wehrbeauftragte darauf, dauerhaft wie zugesagt zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für die Streitkräfte zur Verfügung zu stellen, auch wenn dies einen gewaltigen Kraftakt erfordern werde.
Ausdrücklich stellte sich Högl hinter die Aussagen von Pistorius hinsichtlich einer notwendigen "Kriegstüchtigkeit" der Bundeswehr. Der Minister weise zu Recht darauf hin, "wie ernst die Lage ist", sagte sie dem "Tagesspiegel". Ähnlich wie Pistorius forderte auch Högl ein gesellschaftliches Umdenken. "Es gilt wieder, unsere Freiheit zu verteidigen. Das ist nicht nur Aufgabe der Bundeswehr, da ist jeder und jede gefordert", sagte sie der Zeitung. © AFP
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