Besonders die FDP fordert schon seit längerem, die Lebensarbeitszeit zu erhöhen. Jetzt bekommt sie indirekt Schützenhilfe durch einen Wirtschaftsweisen, der höhere Abschläge für Frührentner fordert.

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Der Ökonom Martin Werding fordert höhere Abschläge für Arbeitnehmer, die vorzeitig in Rente gehen. Die Freiheit, ab 63 Jahren mit Abschlägen in Rente zu gehen, sei zwar in Ordnung, sagte der "Wirtschaftsweise" der Funke Mediengruppe. "Abschläge von 3,6 Prozent pro Jahr sind dafür aber zu niedrig. Stattdessen müssten es 5 bis 6 Prozent sein", schlug Werding vor.

Gänzlich abschlagsfreie Frührenten für Personen, die gesund sind und normal bis überdurchschnittlich verdienen, passten "angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels überhaupt nicht in die Landschaft", sagte das Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung weiter.

In Deutschland kann man mit 63 Jahren grundsätzlich in Frührente gehen. Versicherte müssen dafür 35 Jahre Versicherungszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung nachweisen – und dann Abschläge akzeptieren. Je Monat, den man vor dem eigenen Renteneintrittsalter in Rente geht, liegt der Abschlag bei 0,3 Prozent – auf ein Jahr gerechnet also bei 3,6 Prozent. Wer 45 Beitragsjahre aufweist, kann sogar ohne Abschläge vorzeitig in Rente gehen.

FDP-Chef Lindner spricht von Lebensarbeitszeitverlängerung

Auch für die FDP ist die Frührente ein Dorn im Auge. Erst am Montag forderte FDP-Chef Christian Lindner eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit. "Die Lebensarbeitszeit muss steigen", sagte der Bundesfinanzminister in einem Bürgerdialog in Potsdam. "Wir müssen in Richtung von 67 Jahren als reales Renteneintrittsalter kommen, auch kurzfristig", fügte er hinzu.

Dies wäre deutlich mehr als das aktuelle durchschnittliche Renteneintrittsalter. Das gesetzliche Renteneintrittsalter liegt derzeit bei 66 Jahren und steigt schrittweise auf 67 Jahre an. Tatsächlich lag das durchschnittliche Renteneintrittsalter im Jahr 2022 bei 64,4 Jahren. Auf einen bestimmten Wert für ein künftiges gesetzliches Renteneintrittsalter legte sich der Finanzminister nicht fest.

Lindner begründete seinen Vorstoß sowohl mit dem Bedarf an Arbeitskräften als auch mit der notwendigen Finanzierung des Rentensystems. Zur Lösung beider Probleme nannte der Finanzminister aber auch weitere Notwendigkeiten, etwa die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch einen Ausbau der Kinderbetreuung sowie die Stärkung der Einwanderung in den Arbeitsmarkt. "Wir müssen das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland vergrößern", sagte der Finanzminister. (afp/dpa/bearbeitet von the)

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