• Im vergangenen Jahr sank die Zahl der neugebauten Wohnungen wieder unter die Marke von 300.000.
  • Die amtierende Bundesregierung will 400.000 Wohnungen pro Jahr schaffen.
  • Die Baubranche kritisiert unter anderem zu bürokratische Genehmigungsverfahren.

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In Deutschland werden weiterhin zu wenige Wohnungen gebaut, um die Engpässe insbesondere beim bezahlbaren Wohnraum zu beseitigen. Im vergangenen Jahr sank die Zahl der neugebauten Wohnungen wieder unter die Marke von 300.000, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte.

Mit 293.393 fertiggestellten Einheiten blieb der Neubau unter dem politischen Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen, das zuletzt 2000 erreicht worden war. Damit endete auch der im Jahr 2011 begonnene Aufwärtstrend bei den Fertigstellungen. Die amtierende Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag vorgenommen, 400.000 neue Wohnungen pro Jahr zu schaffen.

Der Rückgang um 4,2 Prozent zum Vorjahr sei nur der Vorbote eines "dramatischen Einbruchs beim Wohnungsbau", warnt der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft (GdW), hinter dem etwa 3.000 Immobilienunternehmen mit zusammen sechs Millionen Wohnungen stehen. Am aktuellen Rand würden weniger neue Wohnungen genehmigt als im Vorjahr, klagen auch Immobilienverbände. Im ersten Quartal wurde das Vorjahresergebnis um vier Prozent verfehlt.

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Folgen des Ukraine-Kriegs treffen Baubranche

Auch die Baubranche zeigte sich enttäuscht. Mit rund 293.400 fertiggestellten neuen Wohnungen sind wir im vergangenen Jahr deutlich hinter der Erwartung und der Prognose geblieben", sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa. Man müsse "leider davon ausgehen, dass es in diesem Jahr auch nicht mehr werden".

Wegen des Ukraine-Kriegs und der weltweiten Störungen der Lieferketten sind Materialien nicht vorhanden oder sehr teuer, Facharbeiterinnen und Facharbeiter knapp und die Bauzinsen in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Dazu kämen unklare Klimavorgaben, Förderchaos und bürokratische Hemmnisse, so die Branche. "Es gibt eine große Bauzurückhaltung", fasst Michael Schick vom Immobilienverband Deutschland (IVD) zusammen.

Viele Wohnungen sind genehmigt, aber noch nicht gebaut

Laut Statistik sind fast 850.000 Einheiten bereits von Behörden genehmigt, aber von Investoren bisher nicht gebaut worden. Die Unternehmen würden aus Unsicherheit abwarten, erklärt GdW-Präsident Axel Gedaschko: "Um das abzustellen, muss die Regierung dringend eine verlässliche und auskömmliche Fördersystematik sowie eine wirksame Rohstoffstrategie zur nachhaltigen Versorgung von Deutschlands Baustellen auf den Weg bringen."

Auf Lieferengpässe, Rohstoffknappheit und deutliche Preissteigerungen habe der deutsche Staat kaum Einfluss, erklärte dagegen Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD). Sie will zusammen mit den Ländern bürokratische Einschränkungen abbauen, "also Genehmigungs- und Planungsprozesse digitalisieren, die 16 Länderverordnungen sinnvoll harmonisieren und die Bedingungen für den seriellen Bau erleichtern".

Fachleute für Aufstockung bestehender Gebäude oder Umnutzung von Büros

Der Blick vieler Fachleute richtet sich immer stärker auf neue Wohnungen im Bestand, also die Aufstockung bestehender Gebäude oder die Umnutzung von Bürogebäuden, die bislang nur rund zwölf Prozent der Anträge auf neue Wohnungen ausmachen. Der Immobilienverband IVD sieht ein Potenzial von 4,3 Millionen neuen Einheiten bis im Jahr 2040 und verlangt einfachere Genehmigungsverfahren.

Würden Büros zu Sozialwohnungen umgebaut, ließen sich damit gut 8.000 Euro pro Wohnung sparen, behauptet Robert Feiger, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und SPD-Mitglied. Sogar rund 20.000 Euro ließen sich demnach sparen, wenn für Sozialwohnungen die Mehrwertsteuer von 19 auf sechs Prozent abgesenkt werde. Der Staat müsse schnell Anreize schaffen und das Baurecht vereinfachen, um das Potenzial von Millionen neuer Wohnungen zu nutzen. Von einer "Umbau-Offensive" fehle jede Spur, so Feiger. (dpa/okb)

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