Es gibt viele Produkte, die uns angeblich jünger machen sollen – meist aber nur rein äußerlich und nicht tatsächlich. Zwei Studien haben nun herausgefunden, welche Ernährungsweise uns tatsächlich auch biologisch jünger macht.
Wer seine biologische Uhr zurückdrehen will, sollte auf eine ausgewogene pflanzliche Ernährung setzen, die möglichst wenig Zucker enthält. Das legen zumindest zwei US-amerikanische Studien nahe, deren Ergebnisse in den Fachzeitschriften "JAMA Network Open" und "BMC Medicine" veröffentlicht wurden. Dass eine derartige Ernährung gesund ist, hatten frühere Untersuchungen bereits belegt. Neu ist allerdings der Fokus auf die sogenannte epigenetische Uhr.
Welchen Einfluss Ernährung auf das biologische Alter hat
Epigenetische Uhren zeigen das biologische Alter von Zellen und Organen im Vergleich zum chronologischen Alter an. Sie basieren auf chemischen und strukturellen Veränderungen am Erbgut, die DNA-Methylierungen genannt werden. Diese Veränderungen markieren DNA-Abschnitte und beeinflussen, ob Gene aktiviert oder deaktiviert werden.
Umwelteinflüsse wie Luftqualität, Krankheiten und Lebensstil – einschließlich Rauchen, Stress und Schlaf – können die DNA-Methylierung und somit das biologische Alter beeinflussen.
Ein weiterer Lebensstil-Faktor ist unsere Ernährung. Zahlreiche Studien haben bereits beschrieben, wie sich ein Zuviel an hochverarbeiteten Lebensmitteln oder Junk-Food auf die Gesundheit auswirkt. Die beiden US-Studien konzentrierten sich allerdings auf konkrete Vorteile einer gesunden Ernährung – insbesondere für das biologische Alter.
Studie nimmt Mittelmeer-Diät als Maßstab
In der ersten Arbeit untersuchte ein Team der University of California in San Francisco Lebensmitteldaten von knapp 350 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren und verglich deren Ernährungsgewohnheiten mit epigenetischen Analysen, die aus Speichelproben gewonnen wurden.
Dabei stellte die Gruppe fest, dass die Zellen der Probandinnen umso jünger aussahen, je besser sie sich ernährten. Um eine Ernährungsweise als gut zu bestimmen, verglich die Forschungsgruppe die Essgewohnheiten der Frauen unter anderem mit der von vielen Fachgesellschaften empfohlenen Mittelmeer-Diät, die reich an Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Vollkorn-Getreide und Olivenöl ist und weniger auf Fleisch und Milchprodukte setzt.
Je näher die Ernährung der Studienteilnehmerinnen an dieser Mittelmeer-Kost war, umso geringer war ihr biologisches Alter – es sei denn, sie konsumierten darüber hinaus viel Zucker: Jedes Gramm zugesetzter Zucker war mit einem Anstieg des epigenetischen Alters verbunden.
Zucker macht uns biologisch älter
"Wir wussten, dass große Mengen an zugesetztem Zucker mit einer Verschlechterung der Stoffwechselgesundheit und frühen Erkrankungen verbunden sind – möglicherweise mehr als jeder andere Ernährungsfaktor", wird Co-Autorin Elissa Epel in einer Mitteilung zitiert. "Jetzt wissen wir, dass diesem Zusammenhang eine beschleunigte epigenetische Alterung zugrunde liegt, und dies ist wahrscheinlich eine von vielen Möglichkeiten, wie ein übermäßiger Zuckerkonsum eine gesunde Langlebigkeit einschränkt."
Eine solche gesunde Langlebigkeit könnte durch eine vegane Ernährung noch gefördert werden. Das legt zumindest die zweite Studie nahe, die ebenfalls von einer US-amerikanischen Forschungsgruppe stammt. Diese rekrutierte 21 erwachsene Zwillingspaare mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren, die im Schnitt leicht übergewichtig waren.
Jeweils einer der Zwillinge aß acht Wochen lang vegan, also ausschließlich pflanzenbasiert, während sich der andere Zwilling omnivor ernährte. Zur omnivoren Ernährungsweise gehörten täglich 170 bis 220 Gramm Fleisch, ein Ei und anderthalb Portionen Milchprodukte.
Die ersten vier Wochen bekamen beide Gruppen eigens für sie zubereitete, gesunde Mahlzeiten. Vier weitere Wochen ernährten sich die Probanden von selbst zubereiteten Mahlzeiten, nachdem sie von Gesundheitspädagogen geschult worden waren.
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Das Ergebnis: Am Ende der Studie beobachtete das Forschungsteam bei den vegan essenden Teilnehmern einen Rückgang der epigenetischen Gesamtalterung, nicht aber bei den Zwillingen, die sich omnivor ernährten. Ebenso beobachteten sie ausschließlich bei den veganen Probanden eine Verringerung des biologischen Alters des Herzens, der Hormone, der Leber sowie der Entzündungs- und Stoffwechselsysteme.
Veganismus als Mittel zum Jungbleiben?
Damit ist allerdings nicht bewiesen, dass eine vegane Ernährung jünger macht, wie die Forschungsgruppe auch selbst betont: Denn die Studienteilnehmer, die ausschließlich pflanzliche Kost aßen, nahmen auch im Durchschnitt zwei Kilogramm mehr ab als die Allesesser.
Das liege wahrscheinlich, so die Studie, am unterschiedlichen Kaloriengehalt der Mahlzeiten während der ersten vier Wochen des Experiments. Die Unterschiede in der Gewichtsabnahme könnten zu den beobachteten Differenzen im epigenetischen Alter zwischen den beiden Gruppen beigetragen haben.
Noch dazu handelt es sich um eine sehr kleine Probandengruppe und einen eher kurzen Untersuchungszeitraum. Weitere Studien seien nötig, um den Zusammenhang zwischen Ernährungsweise, Gewicht und Epigenetik genauer zu untersuchen, betonte das Forschungsteam. (Alice Lanzke, dpa/mak)
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