- Für den Notgroschen und die Altersvorsorge müssen Sparer regelmäßig Geld zurücklegen.
- Allerdings fehlen lukrative Anlagemöglichkeiten aufgrund des niedrigen Zinsniveaus.
- Für langfristige Geldanlagen eignen sich eher ETFs. Sie sind günstig und streuen das Anlagerisiko breit.
Noch nie waren die Deutschen so reich. Bis Ende des Jahres 2020 stieg allein das Geldvermögen der privaten Haushalte auf 6,95 Billionen Euro, zeigt eine Statistik der Deutschen Bundesbank. Doch das Vermögen ist ungleich verteilt. Menschen, die nicht das Glück haben in eine reiche Familie geboren zu werden, müssen in der Regel Disziplin beweisen, um ein bequemes Finanzpolster anzusparen. Doch wer früh beginnt, dem spielt die Zeit in die Hände.
Die oberste Regel lautet daher: einfach anfangen. Dann lässt sich schon mit kleinen Beträgen der Grundstein für das spätere Vermögen legen. Auch der Zinseszins kann für den Sparer arbeiten. "Wenn man 30 Jahre Zeit hat zu sparen, dann vergrößert sich das Kapital in den letzten Jahren durch den Zinseszins enorm", sagt Thomas Mai, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen - wobei das aktuelle Zinsniveau dafür eher wenig hilfreich ist.
Geld, das übrigbleibt, zur Seite legen
Es ist wichtig, möglichst regelmäßig Geld zur Seite zu legen. Wer strukturiert vorgehen möchte, schaut deshalb erstmal auf die Kontoauszüge und überlegt, wie viel am Monatsende vom Gehalt noch übrig ist, das in den Sparstrumpf fließen kann. Ist es zu wenig, sollte die Bestandsaufnahme weitergehen. Finden sich zu teure Verträge oder regelmäßige Ausgaben, die sich kürzen lassen?
"Am Anfang sollten Sparende so viel wie möglich zur Seite legen, um einen Notgroschen zu haben. Üblich sind zwei bis drei Monatsnettogehälter auf der hohen Kante, ich würde aber sogar zu einem etwas größeren Polster raten", sagt der Finanzexperte. Wie sinnvoll das ist, habe allein das vergangene Jahr der Corona-Pandemie bewiesen, als sich viele Menschen finanziell strecken mussten.
Der Notgroschen sollte nicht auf dem Girokonto liegen, sondern abseits davon auf einem Tagesgeldkonto. Zinsen gibt es dort derzeit zwar fast keine, aber das Geld ist sicher und im Notfall schnell verfügbar.
Sparbuch oder Tagesgeldkonto? Derzeit gibt es kaum Zinsen
Ist das Tagesgeldkonto ausreichend gefüllt, geht es ans mittel- und langfristige Sparen. Dafür empfiehlt Mai einen Dauerauftrag einzurichten. Das Problem: Wer nur für wenige Jahre Geld anlegen möchte, findet heute dafür keine sinnvollen Produkte mehr, die noch Zinsen bringen. Das zeigt ein Blick auf einschlägige Vergleichsportale. Während früher Banksparpläne oder Festgeldkonten das Mittel der Wahl waren, müssen Sparende heute in den sauren Apfel beißen und sich damit begnügen, ihr Erspartes sicher aber ohne Rendite zu parken. Auch dafür empfiehlt sich wieder ein Tagesgeldkonto.
"Verbraucher sollten sich überlegen, wie viel sie in den kommenden vier bis sechs Jahren an Geld benötigen. Das muss sicher angelegt werden. Wer außerdem konkrete Ziele hat, etwa eine große Reise oder das Eigenkapital für eine Immobilie, kann dafür einen extra Topf anlegen und gezielt Geld zurücklegen."
Aktien für die Altersvorsorge
Alles, was dann noch übrig ist, wandert in die Altersvorsorge. Hier ist die Empfehlung klar: Mai rät zu Aktien, genauer zu ETFs. "Die langfristige Geldanlage darf auch stärker schwanken, denn über die Jahre hat man Zeit das auszusitzen. Die Erfahrung zeigt, dass auch nach einer Achterbahnfahrt die Kurse nach zehn bis 15 Jahren wieder im Plus sind."
ETFs, auch Indexfonds genannt, haben den Vorteil, dass sie günstig sind und das Anlagerisiko breit streuen. Denn mit einem Indexfonds kaufen Anleger Anteile nicht nur an einem Unternehmen, sondern an ganz vielen auf einen Schlag.
Ein ETF auf den bekannten Index MSCI World zum Beispiel streut das Risiko weltweit über viele Wirtschaftszweige. Mehr als 1.600 Unternehmensaktien stecken in dem Index. Geht es also einer Region oder einer Branche schlecht, können die anderen diese Entwicklung ausgleichen.
Wer Aktien von einem einzelnen Unternehmen kauft, kann sich dagegen mit seinem Investment ganz schön auf die Nase legen, sollte sich der Kurs dieser einen Firma nicht so entwickeln wie gedacht. Selbst hochbezahlte Fondsmanager schaffen es nur selten, dauerhaft besser abzuschneiden als breit streuende ETFs, zeigt etwa eine Untersuchung von Morningstar.
Das Sparziel ist sechsstellig
Ein bis zwei breit streuende Indexfonds sollte sich ein Sparer zulegen und die regelmäßig mit einem Sparplan füttern. Wer darauf Wert legt, kann auch zu einem ETF greifen, der auf nachhaltige Unternehmen setzt. "Dabei gilt: Augen zu und durch. Krisen sollten Anleger aussitzen und die Sparrate währenddessen möglichst durchhalten. Denn dann kauft man sogar zu günstigen Kursen", sagt der Finanzexperte.
Doch wie viel sollten Sparende eigentlich zurücklegen, um im Alter tatsächlich mit ihrem Finanzpolster auszukommen? "100 oder 200 Euro im Monat sollten es auf Dauer mindestens sein. Um sorgenfrei in Rente gehen zu können, ist das Ziel ein sechsstelliger Betrag", sagt Mai. Sonst reicht das Geld nicht sehr lange.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit Thomas Mai, Verbraucherzentrale Bremen
- Morningstar
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