Andere Länder, andere Sitten – und andere Strompreise. Was zahlen Deutsche, die im Ausland heimisch werden wollen?
In Deutschland schreitet die Energiewende stetig voran. Bereits heute sorgt sie für ein großes Angebot an grüner Energie auf dem Markt und hält den Börsenpreis für Strom seit Langem auf Rekordtief. Dennoch zählt der deutsche Strompreis mit etwa 29 Cent pro Kilowattstunde im Vergleich mit anderen Industriestaaten – und auch im europäischen Umfeld – zu den höchsten. Das liegt vor allem am hohen Anteil von Steuern und Abgaben, die etwa 75 Prozent des Preises ausmachen. Doch wie teuer ist der Strom eigentlich für deutsche Auswanderer im Ausland?
Die Strompreise der europäischen Nachbarn
Selbst innerhalb Europas sind die Unterschiede beim Strompreis groß. Wer beispielsweise ins Nachbarland Dänemark auswandern möchte, profitiert nicht von günstigerem Strom. Im Gegenteil: In den vergangenen Jahren lag Dänemark mit einem Preis von knapp unter 30 Cent pro Kilowattstunde sogar noch vor Deutschland auf Platz 1 im europäischen Ranking der höchsten Strompreise. In Bulgarien zahlten Privathaushalte 2015 dagegen mit nur 9,4 Cent pro Kilowattstunde elektrischer Energie gut zwei Drittel weniger. Günstiger war es in Europa nirgendwo. In den meisten europäischen Ländern stiegen die Strompreise für private Haushalte in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. Lediglich Malta und Zypern verzeichneten zwischen 2014 und 2015 einen Rückgang von fast 15 Prozent beim Strompreis für Privatkunden.
Strompreise auf Mallorca
Die beliebte Urlaubsinsel Mallorca gehört zum Königreich Spanien. Somit gelten dort auch in puncto Strom die gleichen Bedingungen wie im Rest des Landes. Nach starken Preisanstiegen zwischen 2006 und 2013 sank der spanische Strompreis 2014 leicht, ehe er 2015 wieder etwas zulegte und auf 23 Cent pro Kilowattstunde stieg. Im europäischen Vergleich liegt Spanien damit hinter Italien und Irland auf Platz 5 der Länder mit den teuersten Strompreisen.
Strompreise in Neuseeland
Fernab der EU ist Neuseeland nicht nur das Traumziel vieler Auswanderer: Aufgrund seiner geografischen Lage ist Neuseeland geradezu prädestiniert für die Gewinnung von Wasserkraft. Auch Windkraft und Erdwärme (Geothermie) werden in großem Umfang genutzt. Schon heute stammen rund 80 Prozent des neuseeländischen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen. Zudem ist der generelle Abschied vom Kohlestrom, der bisher als Reservequelle zur Sicherstellung der Stromversorgung diente, bis zum Jahr 2018 geplant. Vor allem der starke Ausbau der Erdwärmenutzung macht diese Reserve zunehmend überflüssig. Der Strompreis wird in Neuseeland nicht staatlich subventioniert und in einem liberalisierten Markt vom Wettbewerb bestimmt. Der Durchschnittspreis für den Endverbraucher lag 2014 bei etwa 18 Cent pro Kilowattstunde Strom.
Strompreise andernorts
In Thailand wurde der Strommarkt 2006 liberalisiert. Für Haushalte, die nicht mehr als 50 Kilowattstunden im Monat verbrauchen, ist der Strom gratis. Für andere private Konsumenten mit niedrigem Verbrauch gibt es Subventionen in verschiedenen Stufen.
In den USA unterscheiden sich die Strompreise teils stark von Staat zu Staat. In Miami, Florida, waren es 2014 etwa 9 Dollar-Cent pro Kilowattstunde.
In Argentinien richtet sich der Strompreis nach dem Verbrauch: Je höher der ist, desto teurer wird es. Wer mehr als 600 Kilowattstunden pro Monat verbraucht, fällt in die höchste Verbrauchsklasse und zahlt knapp 4 Cent pro Kilowattstunde.
In Südkorea ist eine am Verbrauch orientierte, gestaffelte Grundgebühr zu entrichten. 2014 betrug diese 31 Cent bei einem Verbrauch unter 100 Kilowattstunden und bei einem Strompreis von 0,046 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Verbrauch von über 500 kWh im Monat betrug die Grundgebühr knapp 10 Euro, während der Preis pro Kilowattstunde Strom mit 0,53 Cent zu Buche schlug.
Nicht nur auf den Strompreis kommt es an
Natürlich ist der Strom, den Auswanderer in ihrer neuen Heimat vom ortsansässigen Stromanbieter beziehen, genauso günstig oder teuer wie für die Einheimischen auch, die den gleichen Strom zum selben Tarif einkaufen. Und wie in Deutschland gilt überall dort, wo die Strompreise zumindest teilweise dem Wettbewerb verschiedener Anbieter unterliegen: Wer Tarife und Versorger vergleicht, kann häufig bares Geld sparen. Wer auswandern will, sollte natürlich nicht nur wissen, was für Stromkosten ihn an seinem Ziel erwarten. Sprachkenntnisse und allem voran ein gesichertes Einkommen, das auch die übrigen Lebenshaltungskostenabdeckt, sind selbstverständlich genauso wichtig © 1&1 Mail & Media
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