Durch den noch bis Samstagabend anhaltenden Bahnstreik, droht morgen Chaos in den Bahnhöfen und den wenigen fahrenden Zügen. Als eine Alternative bieten sich die vielen Fernbus-Firmen an. Doch worauf muss man bei der Auswahl der Busreisen-Veranstalter achten?

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Welche Linien sind besonders stark gebucht?

Viele Reisende steigen durch den Streik der Lokführer auf den Fernbus um und bescheren den Anbietern damit ein Rekord-Wochenende: "Wir haben binnen weniger als einer Stunde fünf Mal mehr Zugriffe auf unserer Buchungsseite verzeichnet als sonst üblich", sagte ein Sprecher des Marktführers Meinfernbus.

Bei dem zweitgrößten Anbieter Flixbus sind vor allem die Buslinien zwischen den Metropolen, die auch an regulären Wochenenden begehrt sind, besonders stark gebucht. Im Detail sind das vor allem die Strecken im Ruhrgebiet, München, Frankfurt und die Hotspot-Route Hamburg - Berlin. Da es den Fernbus-Betreibern aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist die Taktung zu ändern, werden zu den regulären Abfahrtszeiten zusätzliche Busse oder Doppeldecker eingesetzt.

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei dem Mitbewerber MeinFernbus. Auch hier sind die Strecken zwischen Großstädten wie Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main oder Ballungszentren wie dem Ruhrgebiet stark gefragt. Aufgrund der Feierlichkeiten zum Mauerfall in Berlin und der hohen Ausfallquote an Zügen im Ostdeutschland gibt es einen enormen Anstieg an Buchungen. Insgesamt setzt MeinFernbus 150 Extrabusse und bietet fast 500 zusätzliche Fahrten im Streikzeitraum an.

Beide Busfirmen raten den Reisenden dazu, die Internetseite wiederholt auf Tickets zu prüfen – selbst, wenn die gewünschte Strecke beim ersten Besuch ausgebucht sein sollte.

Laut Aussage des Fernbusexperten Johannes Thunert vom Vergleichsportal FartenFuchs sind vor allem Verbindungen am frühen Abend (16:00 bis 20:00 Uhr) sehr beliebt. Er empfiehlt, sich rechtzeitig zu informieren und zu buchen.

Wieviel länger dauert die Fahrt mit dem Fernbus im Vergleich zur Bahn?

Damit Sie als treuer Bahnfahrer ein besseres Gefühl dafür bekommen, wieviel zusätzliche Zeit Sie bei dem Umstieg auf einen Fernbus einplanen müssen, haben wir stichprobenartig einige Angebote vor Beginn des Streiks miteinander verglichen:

München - Berlin: Ohne Umsteigen fährt man mit dem ICE in 6:48 in die Hauptstadt. MeinFernbus benötigt für dieselbe Strecke hingegen 6 Stunden und 50 Minuten.

Berlin - Köln: Fast doppelt so lange müssen sich Fernbus-Reisende auf die Ankunft in der Domstadt gedulden. Während man mit der Bahn in gerade einmal 4 Stunden und 23 Minuten sein Ziel erreicht, benötigt MeinFernbus 8 Stunden und 20 Minuten nach Köln.

Köln - München: Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Rückreise nach München ab. Auch hier wären wir mit dem ICE in gerade einmal 4 Stunden 31 am Ziel. MeinFernbus-Kunden können sich erst nach über 9 Stunden 30 über Ihre Ankunft freuen.

Fazit: Außerhalb der Streik-Perioden geht das Reisen mit der Bahn in den meisten Fällen schneller. Grund dafür sind unter anderem die Pflichtpausen, die von den Busfahrern eingehalten werden müssen und Zwischenstopps bei denen Reisende um- und zusteigen.

Muss man bei den Fernbussen mit Verspätung rechnen?

Der Ausfall zahlreicher Zugverbindungen und die ausgedünnten Ersatzfahrpläne sorgen für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Straßen und machen Verspätungen der Fernbusse wahrscheinlich. Laut dem ADAC könnte durch den Ausfall vieler S-Bahnen zudem der Verkehr in den Ballungszentren ins Stocken geraten. Durch das Ende der Herbstferien in den Bremen und Niedersachsen kann es zu weiteren Verkehrsstörungen in diesen Bundesländern kommen. Für die Zeit vor dem Reiseantritt stellen die meisten Anbietern einen kostenfreien SMS-Service zur Verfügung, der die Fernbus-Kunden bei Verspätungen über die neue Abfahrtszeit informiert. Zudem teilt der Fernbus-Fahrer während der Tour mögliche Verzögerungen über die Bordlautsprecher mit.

Kostenlose Stornierung der Buchung oder Ticket-Übertragung möglich?

Wenn Sie eine bereits gebuchte Fahrt aufgrund von Krankheit nicht antreten können, haben Sie je nach Anbieter unterschiedliche Rechte:

Bei MeinFernbus können Sie die Buchung bis zu 15 Minuten vor Fahrtantritt kostenlos gegen einen Gutschein umbuchen oder stornieren. Eine Vorlage des Personalausweises ist laut der Webseite verpflichtend, wird in der Praxis aber nicht immer verlangt.

Flixbus zeigt sich liberal und bietet nicht namensgebundene Tickets an. Diese können bis zu 24 Stunden vor Reisebeginn gegen eine Gebühr von drei Euro pro Ticket storniert werden.

Gegen eine Gebühr von fünf Euro (je Reisendem und Fahrt) können Kunde des ADAC Postbus bis zu zwölf Stunden vor Abfahrt ihr Tickets umbuchen lassen. Eine Ausweiskontrolle findet zusammen mit dem Ticket beim Check in statt.

Was kostet mich der Fernbus im Vergleich zur Bahn?

Wenn Sie zu den günstigen Konditionen eine Fernbus-Reise buchen, können Sie im Vergleich zur Bahn eine Menge Geld sparen.

Bei einem Vergleich ergeben sich folgende Preisdifferenzen:

Strecke:Bahn (ICE, 2. Klasse)Fernbus (MeinFernbus)Ersparnis
München - BerlinSparpreis: 119 Euro / 130 Euro 22 Euro97 Euro
Berlin - KölnSparpreis: 85 Euro / 117 Euro20 Euro65 Euro
Köln - MünchenSparpreis: 101 Euro / 142 Euro35 Euro66 Euro

Fazit: Günstiger Reisen geht kaum. Im Durchschnitt sparen Sie pro hundert Kilometer zwischen 8 bis 20 Euro im Vergleich zur Bahn.

Welche Unterschiede gibt es beim Service?

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, gibt es bei näherer Betrachtung zwischen den Fernbus-Anbietern erhebliche Unterschiede, was den Service betrifft. Das fängt bei der Mitnahme des Gepäcks an, was gerade bei längeren Aufenthalten am Zielort ein wichtiges Entscheidungskriterium sein kann. Weiterhin ist die Begleitung eines Hundes nur beim "Berlin Linien Bus" möglich. Auch Rabatte für Menschen mit Behinderungen sind nicht bei allen Firmen Standard. Gerade auf längerer Fahrt kann es zudem von Interesse sein, wie sich das Entertainment-Angebot im Bus gestaltet.

Der ADAC Postbus stellt ein vielfältiges Medien-Angebot zur Verfügung, bei dem die Gäste auf dem eigenen Tablet oder Smartphone die neuesten Filme und Serien sehen, Hörbücher oder Musik genießen und Zeitschriften lesen können. MeinFernbus bietet seinen Fahrgästen Gratis-WLAN im deutschlandweiten Testbetrieb. Allerdings muss man sich während der Fahrt auf temporäre Verbindungsabbrüche einstellen, wenn sich der Bus in einem Funkloch befindet. An Bord der meisten Fernbusse werden zudem kleine Snacks und Getränke während den Pausen vom Busfahrer verkauft.

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