"Wochenendrebellen" erzählt die Geschichte einer besonderen Suche - der, nach dem Lieblingsfußballverein. Das scheint auf den ersten Blick gar nicht so ungewöhnlich, doch weil der kleine Jason Autist ist, muss er sich dafür vorher alle Vereine - und zwar der Ersten, Zweiten und Dritten Liga - in ihren Heimatstadien anschauen.
Für Vater Mirco (Florian David Fitz) und Jason (Cecilio Andresen) beginnt damit eine aufregende Reise durch die Stadien der Republik. Dritte in diesem besonderen Familienbund ist Mutter Fatime, gespielt von Aylin Tezel. Im Interview mit unserer Redaktion spricht die 39-Jährige über ihre Rolle als außergewöhnliche Soccer-Mom und ihr kommendes Regiedebüt.
Die wahre Geschichte hinter "Wochenendrebellen" ist faszinierend wie berührend, auch wenn man keine oder wenig Berührungspunkte mit Fußball oder Autismus hat. Wann hörten Sie zum ersten Mal davon? Mit dem Drehbuch – oder schon vorher über das Buch oder den Blog?
Aylin Tezel: Meine erste Begegnung mit dem Projekt hatte ich ganz klassisch durch die Casting-Einladung für den Film. Ich las das Drehbuch, ging zum Casting und traf dort auf zwei fantastische Kollegen,
Was war für Sie reizvoll an der Rolle?
Es gibt nicht viele deutsche Filme, die sich mit dem Thema Autismus befassen und das besondere an diesem Drehbuch ist, dass es auf einer wahren Geschichte beruht und die Autoren des autobiografischen Romans "Wochenendrebellen" die Entwicklung des Drehbuchs begleitet haben. Für mich stand es in diesem Fall an erster Stelle, dass ich die Rolle so verkörpere, dass die "echte" Fatime sich nicht falsch dargestellt fühlt. Ich konnte vor Drehbeginn mit ihr telefonieren und sie fragen, was sie mir für meine Darstellung der Rolle mitgeben möchte.
"Fatime hat Angst, ihren Aufgaben als Mutter nicht mehr gerecht zu werden"
Fatimes Part ist etwas undankbar. Sie hat die tägliche Arbeit, die Routine, hält alles am Laufen - im Mittelpunkt der Geschichte steht aber neben Jason doch der Vater.
Wir lernen Fatime zu einem Zeitpunkt kennen, an dem sie an ihre Grenzen kommt und Angst hat, ihren Aufgaben als Mutter ihrer zweier Kinder nicht mehr gerecht zu werden, weil Jasons tägliche Routinen und Abläufe so viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen. Der Moment, in dem ihr von Jasons Direktorin nahe gelegt wird, ihren Sohn auf die Förderschule zu geben, ist der Moment, der das Fass zum Überlaufen bringt, weil sie darunter leidet, dass Jasons Umfeld ihn immer wieder be- und verurteilt, ohne ihn wirklich zu kennen. Auch Jasons Vater Mirco scheint aufgrund seiner ständigen Geschäftsreisen nicht viel vom Alltag seines Sohnes mitzubekommen, was sich dann aber ändert, als die beiden beschließen gemeinsam einen Lieblingsverein für den Jungen zu finden.
Haben Sie einen Lieblingsverein oder eine Leidenschaft für Fußball generell?
Das letzte Mal, dass ich mit einem BVB-Schal rumlief, war mit 12 Jahren. Die Fußballliebe hielt nicht lange an.
Ende des Jahres kommt Ihr Regiedebüt in die Kinos. Sehen Sie sich künftig öfter hinter der Kamera?
Ich freue mich sehr, dass am 7. Dezember mein Regiedebüt "Falling Into Place" in den deutschen Kinos startet. Ein zärtlicher Liebesfilm, den wir in Schottland, London und NRW gedreht haben. Eine Geschichte über das Lieben und das Loslassen.
Auch das Drehbuch haben Sie geschrieben. Neben der kreativen Kontrolle bringt der Schritt hinter die Kamera Verantwortung für alle Beteiligten mit sich. Wie war diese Erfahrung?
Für mich war die Arbeit an "Falling Into Place" das größte Geschenk. Ich habe ja nicht nur das Drehbuch geschrieben und Regie geführt, sondern spiele auch die weibliche Hauptrolle, neben dem schottischen rising star Chris Fulton, den man aus "Bridgerton" oder Outlander kennt. Es war eine wundervolle kreative Zusammenarbeit mit einem exzellenten Team and hochkarätigen Schauspielern. Die künstlerische Verantwortung für diesen Film zu tragen, war natürlich neben all den erfüllten und glücklichen Momenten eine große Anstrengung, auf die ich mich aber mit großer Freude und Leichtigkeit einlassen konnte. Ich freue mich, den Film nun endlich im Dezember mit dem Publikum zu teilen.
Zur Person:
- Aylin Tezel hatte ihren Durchbruch als Schauspielerin in "Tatort: Wem Ehre gebührt". Auch später blieb sie der Krimi-Reihe treu und war von 2012 bis 2020 als Nora Dalay Teil des Dortmunder Teams.
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