Schauspieler Jaecki Schwarz ist vor allem als Hauptkommissar Schmücke im "Polizeiruf 110" (1996-2012) bekannt geworden. Aber auch als Sputnik in der ZDF-Reihe "Ein starkes Team" (seit 1994) hat er viele Krimi-Fans begeistert - und tut es mit 78 Jahren immer noch. Ans Aufhören denkt er noch nicht, wie Schwarz im Interview mit unserer Redaktion verrät. Der Schauspieler spricht über seine aktuellen Rollen und blickt auf seine Zeit beim "Polizeiruf" zurück. Die Umbenennung der sieben Zwerge in Disneys Neuverfilmung von "Schneewittchen" gefällt ihm nicht, und auch mit einem anderen Thema steht Schwarz auf Kriegsfuß: dem Gendern.

Ein Interview

Jaecki Schwarz, Sie sind seit Folge 1 (1994) als Sputnik bei "Ein starkes Team" dabei. Was macht Ihnen an der Rolle auch nach 30 Jahren noch Spaß?

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Jaecki Schwarz: Dass sie immer so schön die komische Seite bedient. Es ist immer ein bisschen lustig, was er da anschleppt und versucht zu machen. Er ist eine Art Clown. In solchen ernsten Stücken mit Mord und Totschlag ist es wichtig, dass auch der Humor ein bisschen bedient wird. Das ist ein guter Trick.

Und es macht mir Spaß, weil es immer etwas anderes ist: Sputnik hat immer andere Ideen und Sachen, die er da fabrizieren will. Und in der Regel geht es daneben. Aber er lässt den Kopf nicht hängen und fängt immer wieder etwas ganz anderes von vorne an, wo man denkt: "Das wird auch wieder nichts." Aber er lässt sich nicht beirren. Erst wenn er in einer Katastrophe landet, hört er auf. Ich finde, die Figur ist in dem Krimi ein bisschen wie Salz in der Suppe.

"Ein starkes Team" ohne Sputnik wäre also …

Kein starkes Team. Ein schwaches.

Warum, glauben Sie, funktioniert die Figur Sputnik heute noch genauso wie vor 30 Jahren?

Es gibt immer auch den Humor – trotz Tragödien und Mord und Totschlag. Das gab's schon bei Shakespeare, zum Beispiel bei "Romeo und Julia" oder überhaupt in all seinen Stücken. Nun möchte ich die Drehbücher [von "Ein starkes Team", Anm. d. Red.] nicht mit Shakespeare vergleichen, aber das Prinzip ist dasselbe.

"Und icke schiebe mir meinen Text so zurecht, wie er mir gerade Berlinerisch einfällt."

Jaecki Schwarz über "Ein starkes Team"

Fiel es Ihnen leicht, in diese Rolle hineinzukommen?

Es kostet mich nicht viel Mühe. Aber Spaß macht mir auch noch etwas anderes: Die Autoren schreiben in Hochdeutsch, weil sie keine Berliner sind. Und der Florian [Martens, Anm. d. Red.] und icke sind ja nun richtige Berliner. Und icke schiebe mir meinen Text so zurecht, wie er mir gerade Berlinerisch einfällt. Das ist immer ein bisschen anders als im Drehbuch geschrieben, aber der Kern ist immer derselbe: Der Inhalt wird nicht verändert, nur die Form.

Das heißt, Sie hatten schon von Anfang an die Freiheit, im Dialekt zu sprechen?

Ja! Und manchmal ist es so, dass die Autoren sagen: "Ach, das ist gar nicht so schlecht. Das ist sogar besser als das, was ich da aufgeschrieben habe."

Jaecki Schwarz will als "Sputnik" mal selbst einen Fall lösen

Hatten Sie schon mal den Gedanken, aus der Serie auszusteigen?

Nein. Ich bin zwar nicht mehr der Jüngste, aber das geht gerade noch. Das sind maximal zwei Tage pro Folge, und die kriege ich schon irgendwie unter. Auch jetzt noch. Manchmal hätte ich mir sogar ein bisschen mehr gewünscht. Aber das ist jetzt ganz angenehm so. Als ich meinen "Polizeiruf" oder andere Sachen gemacht habe, wurde "Ein starkes Team" immer berücksichtigt.

Sie hätten sich mehr gewünscht, sagten Sie gerade: Meinen Sie generell an Schauspiel-Jobs? Oder bei dieser Serie?

Ich hätte mir auch mal einen Fall gewünscht, in der er [Sputnik, Anm. d. Red.] eine größere Rolle spielt oder persönlich mehr involviert ist.

Sputnik ist der beste Freund von Kommissar Otto. Sind Sie mit Florian Mertens auch privat in den Jahren zu besten Freunden geworden?

Nein. Wir kennen uns nur schon ewig, seit der Schauspielschule.

Sie würden sich also privat eher als Bekannte bezeichnen…

Ja, wir sind bekannt. Aber dicke Freunde sind wir nicht. Das wäre gelogen. Aber wir sind uns gesonnen.

"Wir waren normale Polizisten. Dieses Einfache war unser Markenzeichen."

Jaecki Schwarz über seine "Polizeiruf"-Rolle

Jaecki Schwarz: "Die neuen Krimis sind alle so ein bisschen anders"

Eine weitere langjährige Rolle, die man mit Ihnen verbindet, ist die des Hauptkommissars Schmücke aus "Polizeiruf 110". Es werden auch noch heute Folgen ausgestrahlt. Was hat Schmücke beziehungsweise das Duo Schmücke/Schneider bei den Zuschauern so beliebt gemacht?

Ich glaube, dass wir uns selbst nicht so ernst genommen haben. Also die Figuren haben wir schon ernst genommen, aber wir haben das nicht so verbissen gespielt. Klar, vor allem ist der Fall wichtig. Aber es gab auch uns noch als Menschen: Es wurde das soziale Umfeld sehr stark beleuchtet. Und es war relativ übersichtlich, nicht so verworren und von hinten durch die Brust ins Auge. Es waren Fälle, wo man mitraten und mitzittern konnte. Ich glaube, deshalb gucken die Leute das auch heute noch gerne. Die neuen Krimis sind alle so ein bisschen anders: Sie sind doppelt und dreifach und vierfach gestrickt, dass man manchmal gar nicht versteht, was da überhaupt passiert.

Wir waren Menschen, die man von der Straße kannte. Wir waren nicht so belastet. Wir hatten zwar auch Probleme mit den Beziehungen und so, aber nicht mit "der hängt an der Nadel", "die Frau geht auf den Strich" oder Depressionen. Das spielte bei den Ermittlern keine Rolle. Wir waren normale Polizisten. Dieses Einfache war unser Markenzeichen.

Insgesamt lösten Sie 50 Fälle. Hätten Sie gerne noch mehr gemacht?

Gerne noch zwei, drei. Wir hätten vielleicht noch die 20 Jahre voll machen können – nicht nur die 17. Aber es gibt Schlimmeres.

Warum wurde der "Polizeiruf" mit Ihnen eingestellt?

Ich weiß es nicht. Da müsste man die Redaktion und die Fernsehspiel-Chefin von damals fragen. Sie wollte das nicht mehr. Das war alles sehr abrupt. Der letzte Teil wurde eigentlich nicht als letzter Fall geschrieben. Das wurde hinterher hineininterpretiert und umgeschrieben, weil sie gesagt hat: "Jetzt ist Schluss hier."

Wie haben Sie das konkret erfahren, dass es der letzte Fall ist?

Mir hat damals die Fernsehspiel-Chefin ganz nett gesagt: "Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören." Da dachte ich auch erstmal: "Naja, das ist ja zauberhaft."

Schauen Sie sich selbst noch Ihre oder andere Folgen des "Polizeirufs" an?

Ab und zu. Wenn mich Leute anrufen und sagen "heute Abend ist wieder", dann schaue ich mal rein. Und wenn er mir gefällt, dann gucke ich ihn zu Ende.

"Es gibt so viele Schauspieler, die niemand kennt. Die sind nicht besonders schlecht oder so. Die haben einfach kein Glück, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein."

Jaecki Schwarz

Jaecki Schwarz würde heutzutage keine Schauspielkarriere beginnen wollen

Sie haben mit Anfang 20 als Schauspieler angefangen. Würden Sie in der heutigen Zeit auch noch mal so jung anfangen?

Den Beruf des Schauspielers würde ich heutzutage nicht mehr erlernen wollen.

Warum?

Heute kann man, gerade in dem Metier, überhaupt nicht mehr planen. Das war in der DDR ein bisschen anders: Da war die Angst, keine Beschäftigung zu haben, nicht ganz so groß wie heute. Man muss in diesem Beruf unwahrscheinlich viel Glück haben. Und ich hatte das Glück. Aber heutzutage, unter den heutigen Umständen, würde ich das nicht nochmal wagen.

Es ist Ihnen zu unsicher…

Ja. Es gibt so viele Schauspieler, die niemand kennt. Die sind nicht besonders schlecht oder so. Die haben einfach kein Glück, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein. Das ist sehr wichtig in diesem Beruf. Da kann man so gut sein, wie man will. Aber wenn keiner einen entdeckt oder fördert, dann hat man nichts davon.

"Ich weiß nicht, da ist man wieder voreilig. Also ich finde das grausam und völlig unpassend."

Jaecki Schwarz über die Umbenennung der sieben Zwerge in Disneys "Schneewittchen"

Jaecki Schwarz: "Auch dieses Gendern finde ich grausig"

Werfen wir doch nochmal einen Blick in Ihre Filmografie: Sie haben auch in mehreren Märchenfilmen mitgespielt, unter anderem in "Schneewittchen" (2009, ARD). In einer Neuverfilmung des Märchens hat Disney nun die sieben Zwerge abgeschafft und daraus "magische Kreaturen" gemacht. Als Grund wurde "diskriminierend" angegeben. Was denken Sie darüber?

Ich finde das grässlich. Auch dieses Gendern finde ich grausig. Man ist bis dato so ausgekommen, und ich weiß nicht, wer sich da diskriminiert fühlt. Ich begreife das nicht – genauso, dass in Shakespeares "Der Mohr von Venedig" der Mohr nicht mehr der Mohr heißen darf. Das ist doch Historie. Oder dass man "Lustig ist das Zigeunerleben" nicht mehr singen darf.

Bei den Homosexuellen finde ich das ganz gut, dass die gesagt haben: "Wir nennen uns schwul, damit es nicht mehr ein Schimpfwort ist." Es ist zwar immer noch ein Schimpfwort, aber nicht mehr so belastet.

Aber das mit den Zwergen… Ich glaube nicht, dass sich irgendwelche Kleinwüchsigen beschwert haben. Ich weiß nicht, da ist man wieder voreilig. Also ich finde das grausam und völlig unpassend. Oder dass bei Tschaikowskis "Der Nussknacker" der chinesische Tanz herausfällt, weil sich die Chinesen diskriminiert fühlen könnten. Also ich finde das unmöglich.

Es sind doch Märchen. Da gibt es auch Hexen. Die müssten demnach dann jetzt auch positive Seiten haben. Aber Märchen sind eigentlich grausam, die Hexe frisst die Kinder auf. Generationen sind damit aufgewachsen und keine Menschenfresser geworden. Also: Was soll denn das? Gerade bei Märchen.

Kommen wir wieder auf Ihre Filmografie zurück. Neben "Ein starkes Team" sind Sie zuletzt für den ZDF-Zweiteiler "Mit Herz und Holly" (November 2023) vor der Kamera gestanden. Gibt es noch weitere Filmprojekte?

Nein, im Moment habe ich nur das. Anfang Januar mache ich noch ein Hörspiel, aber sonst habe ich keine Angebote.

Jaecki Schwarz macht mit Enkel von Wolfgang Winkler eine Rundreise

In rund zwei Monaten werden Sie 78 Jahre alt. Ist in Rente gehen eine Option für Sie?

Rente bekomme ich. Da muss man schon dumm sein, die Rente nicht zu nehmen. Aber man merkt als Rentner, dass man etwas älter wird und die Knochen abgenutzt sind. Im Moment habe ich Rücken. Das hatte ich vor 30 Jahren noch nicht ganz so schlimm. Und ein Arzt sagte mir neulich: "Das ist alles altersbedingt." Und wenn man dann stirbt, ist es auch altersbedingt.

Was machen Sie derzeit, wenn Sie nicht vor der Kamera stehen?

Ich mache zuhause meinen Haushalt, der geht ja weiter. Der macht sich eben nicht von allein, wie Johanna von Koczian gesungen hat. Und für meinen Kopf mache ich viele Sudokus, auch die schwierigen. Damit halte ich meinen Kopf ein bisschen frisch. Ansonsten spiele ich auf dem Laptop ein paar Spiele, dass man fit in der Birne bleibt. Und dann harre ich auf die Zeit, wo ich wieder verreisen kann, weil ich das gerne und viel tue. Momentan fiebere ich meiner nächsten Reise entgegen, die um meinen Geburtstag [im Februar, Anm. d. Red.] herum ist. Da geht es nach Australien und Neuseeland.

Fliegen Sie allein?

Nein. Da fahre ich mit einem Enkel von Wolfgang [Winkler, Anm. d. Red.], meinem Co-Chef vom "Polizeiruf", hin. Ich bin Patenonkel von seinen ganzen fünf Enkeln.

Und für wie lange?

Fünf Wochen, eine Rundreise.

Dann wünsche ich Ihnen jetzt schon mal viel Spaß dabei, vielen Dank für das Gespräch!

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Infos zur Serie

  • Am 06. und 20. Januar 2024 laufen jeweils um 20:15 Uhr im ZDF zwei neue Folgen "Ein starkes Team". In der ZDF-Mediathek sind sie jeweils eine Woche vorab ab 10:00 Uhr verfügbar. Die Folgen heißen "Der Tausch" und "Und vergib Ihnen ihre Schuld".
  • "Ein starkes Team" wird seit März 1994 im ZDF ausgestrahlt und umfasst bisher 92 ausgestrahlte Folgen. Seit Episode 1 spielt Florian Mertens den Kriminalhauptkommissar Otto Garber und Jaecki Schwarz den ehemaligen Volkspolizisten Sputnik. Zu dem bekannten Dreiergespann gehört seit dem Tod von Schauspielerin Maja Maranow im Jahr 2016 Stefanie Stappenbeck als Kriminalhauptkommissarin Linett Wachow dazu.
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