Neben Axel Milberg als Kommissar Klaus Borowski tritt sein Sohn August in der Folge auf. Das ist eine von zwei ungewöhnlichen Besetzungsideen des NDR. Und auch der deutsche Wald mit seinem urdeutschen Baum spielt eine wichtige Rolle.

Eine Analyse

Mehr Infos zum "Tatort" finden Sie hier

Mehr News zum "Tatort"

In Rückblenden erzählt "Der Schatten des Mondes" von einem traumatischen Erlebnis des Kommissars als 14-Jährigen. Den jungen Klaus Borowski spielt August Milberg, der Sohn von Borowski-Darsteller Axel Milberg und seiner Frau, der Künstlerin Judith Milberg.

Es ist die erste Fernsehrolle des 18-Jährigen, und dabei soll es vorerst auch bleiben: "Das Drehen hat mir wahnsinnig Spaß gemacht und ich war am Ende traurig, dass es vorbei war", so August Milberg. "Doch stehe ich, ehrlich gesagt, nicht gerne im Rampenlicht."

Die Idee zu der Besetzung kam vom NDR. Als sein Vater ihn fragte, habe ihn der Vorschlag zwar gereizt, schon, weil der junge Borowski im Film zu einem Jimi-Hendrix-Konzert will und August Milberg ein großer Hendrix-Fan war, als er das Drehbuch las. Aber wegen seiner fehlenden Schauspielerfahrung habe er lange gezögert, bevor er zum Casting fuhr.

"Ich war viel aufgeregter als er", so Axel Milberg gegenüber der BILD Zeitung, habe sich aber fest vorgenommen, am Set nicht in die Vaterrolle zu verfallen, August keinen Nachhilfeunterricht zu geben, und "ihn vorher nicht vollzutexten, nicht ein einziges Wort, keine Tipps. Ich habe wirklich die Klappe gehalten."

Zwei weitere bemerkenswerte Gastauftritte

Im Haus der Zeugin Margot Köhnke (Heide Simon) soll während einer Feier ein Gast namens Lutz den Fernseher ausmachen: Dabei handelt es sich um Lutz Marmor, der von 2008 bis 2020 Intendant des federführenden Norddeutschen Rundfunks (NDR) war. Die Rolle war ein Abschiedsgeschenk der Fernsehfilmredaktion an den "Tatort"-Fan: "Es hat mir viel Spaß gemacht, aber ich kenne meine Grenzen: Mit einer Schauspielkarriere wird es nichts."

Eine bedeutendere Rolle in "Borowski und der Schattend es Mondes" spielt der Hamburger Theaterstar Peter Maertens. Als trauernder Vater der ermordeten Susanne ist er in einer seiner letzten Rollen zu sehen. Die Dreharbeiten fanden im Herbst 2019 statt, im Juli 2020 verstarb er im Alter von 88 Jahren.

Der Vater des Schauspielers Michael Maertens stand rund 60 Jahre lang auf der Bühne des Hamburger Thalia Theaters, dessen Ehrenmitglied er zuletzt war. Von 2016 bis zum Corona-bedingten Lockdown spielte er vor ausverkauftem Haus in dem Zwei-Personen-Stück "Besuch bei Mister Green".

Die Eiche in krankhafter Symbolik

Als die Kommissare in "Borowski und der Schatten des Todes" einem verurteilten Sexualstraftäter das Bild der Toten zeigen, empfiehlt dieser, auf das sorgfältig im Wurzelwerk einer Eiche arrangierte Skelett zu achten: Dahinter stecke Absicht.

Die Botaniker der Universität Göttingen erklären die Bedeutungskraft der Eiche: "Schon im Altertum besaßen Eichen bei den verschiedenen Völkern in ihrem Verbreitungsgebiet eine große Symbolkraft und auch eine ähnliche Symbolik. Das kam sicher daher, dass ein Eichenwald, in seiner damaligen Funktion als Nährwald, alles für die Existenz der Menschen Nötige bereithielt – Nahrung für Mensch und Tier sowie Feuer- und Bauholz."

Oft wurde sie mit Götterfürsten in Verbindung gebracht. Die Germanen verehrten ihre Götter im Wald, der 90 Prozent ihres Siedlungsgebietes bedeckte. Seit dem 18. Jahrhundert, als sie zum deutschen Wappenbaum gemacht wurde, gilt die Eiche als Symbol für Stolz, Kraft und Stärke. Der psychisch gestörte Mörder im "Tatort" pervertiert die Symbolik, indem er die Mädchenleichen als Opfergaben darstellt, die sich männlicher Stärke unterwerfen.

Lesen Sie auch: Warum der neue Kieler "Tatort" sehenswert ist - aber auch sehr ärgerlich

Love and Peace: Das deutsche Woodstock-Festival

Bei dem Open-Air-Konzert, zu dem der junge Borowski und seine Freundin Susanne am Anfang des "Tatort" wollen, handelt es sich um das Love and Peace Festival, das vom 4. bis 6. September 1970 auf der Ostseeinsel Fehmarn stattfand. Inspiration war das legendäre Woodstock Festival.

Aber das direkte Vorbild war dessen europäisches Pendant, das seit 1968 auf einer Insel im Süden Englands stattfand: Die Veranstalter hofften, einige der beim Isle of Wright Festival auftretenden internationalen Stars engagieren zu können. So wurde Love and Peace vor allem für den vorletzten Live-Auftritt von Jimi Hendrix berühmt, der am 18. September starb.

Finanziell wurde Love and Peace allerdings ein Desaster, auch organisatorisch herrschte Chaos, nicht zuletzt wegen des ungewöhnlich schlechten Wetters. Auf der Fanseite ist ein Augenzeugenbericht vom ersten Tag zu lesen: "Freitag war es stürmisch und es regnete ununterbrochen. Um die Mittagszeit strömten die Besucher massenhaft zu Fuß auf das Festivalgelände, wo sie die 'Eingangskontrolle' der alkoholisierten und mit Ketten und Messern bewaffneten Rocker über sich ergehen lassen mussten. Leute wurden getreten und verhöhnt, Autos mit Tritten beschädigt, von den Besuchern mitgebrachter Alkohol von den selbsternannten 'Ordnern' konfisziert. Kurz vor Beginn des Festivals erschien Beate Uhse mit ihren drei Söhnen, machte Werbung für ihr Unternehmen und gab Autogramme." Die Sexshop-Pionierin Uhse gehörte zu den Hauptsponsoren.

Wenn Sie selbst von häuslicher oder sexueller Gewalt betroffen sind, wenden Sie sich bitte an das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" - 08000/116 016, die Online-Beratung oder an das Hilfetelefon "Sexueller Missbrauch" 0800/225 5530 (Deutschland), die Beratungsstelle für misshandelte und sexuell missbrauchte Frauen, Mädchen und Kinder (Tamar) 01/3340 437 (Österreich) beziehungsweise die Opferhilfe bei sexueller Gewalt (Lantana) 031/3131 400 (Schweiz).
Wenn Sie einen Verdacht oder gar Kenntnis von sexueller Gewalt gegen Dritte haben, wenden Sie sich bitte direkt an jede Polizeidienststelle.
Hilfsangebote für verschiedene Krisensituationen im Überblick finden Sie hier.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.