Der dritte Teil des Rollenspiel-Klassikers "Baldur's Gate" ist ab sofort als Early-Access-Titel verfügbar - und Fans fragen sich: Lohnt sich der Einstieg zum Vollpreis bereits?

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Spiele im Early-Access-Stadium anzubieten und das darauffolgende Feedback der Fans umzusetzen, gehört bei den Larian Studios zur Firmenphilosophie. Nach "Divinity: Original Sin 2" schicken die belgischen Entwickler nun das mit Spannung erwartete "Baldur's Gate 3" unfertig ins Rennen.

Seit Mittwoch können Interessenten den dritten Teil des Rollenspiel-Klassikers vorab auf Steam und GOG für PC oder Mac sowie auf Google Stadia zocken. Zumindest einen Teil davon, denn der Early Access gewährt vorerst nur Zugriff auf den ersten Akt des Fantasy-Epos.

Konkret bekommen Käufer für ihr Geld rund 25 Stunden Unterhaltung. Unter anderem - so hat der Hersteller penibel errechnet - 46.000 Dialogzeilen in englischer Sprache, 600 NPCs (Non-Playable Charakters) und 146 Zaubersprüche und Aktionen. Noch innerhalb des Test-Zeitraums sollen weitere Inhalte dazu kommen. Dennoch bezahlt man bereits jetzt den Vollpreis: Um den Early Access nutzen zu dürfen, muss man das komplette Spiel vorbestellen.

Meinung bitte!

Die Early-Access-Spieler fungieren nebenbei als Testkaninchen, denn ihr Feedback liefert den Entwicklern wichtige Hinweise zu verbesserungswürdigen Elementen für die finale Fassung. Das hat bereits bei "Divinity: Original Sin 2" bestens geklappt. Immerhin avancierte der Titel 2017 zum laut "Metacritic" bestbewerteten PC-Spiel. Larian-Boss Swen Vincke lobte die Fans seinerzeit: Dass "Divinity" derart herausragend geworden ist, verdankt man auch dem wertvollen Input der Spieler aus der Early-Access-Phase.

Der dritte Teil des Kult-Titels basiert wie die Vorgänger auf dem Pen&Paper-Rollenspiel "Dungeons & Dragons". Für Insider relevant: Das Regelwerk deckt sich mit der Version 5e des analogen Rollenspiels.

Neben den mitgelieferten Origin-Charakteren kann man auch eine völlig eigene Figur erstellen. Im Early Access stehen hierfür aktuell acht Rassen zur Auswahl - nebst Unterrassen ergeben sich insgesamt mögliche Helden aus 16 spielbaren Völkern.

Auffallend beim Editor ist die Liebe zum Detail: Mit diversen Gesichtsformen, Frisuren und Tattoos lassen sich optisch (und akustisch!) sehr individuelle Persönlichkeiten kreieren. Ein Zwerg mit weiblicher Stimme? Kein Problem! Um dem Anspruch eines filmreifen Epos gerecht zu werden, hat man bei den Larian Studios dafür Hunderte Gesichter von Schauspielern und Models digitalisiert.

Die sechs Basisklassen Kleriker, Kämpfer, Ranger, Schurke, Hexenmeister und Zauberer lassen sich im Spielverlauf noch in Unterklassen weiterbilden. Kurios: Auch ein "Liebhaber" wird gebaut. Gemeint ist eine Figur, von welcher der eigene Charakter wahrscheinlich träumen könnte. Welche Funktion das im Spiel haben soll, bleibt vorerst das Geheimnis der Entwickler, denn der Early Access gibt derzeit keinen Aufschluss über dieses eigenwillige Feature. Ebenfalls noch vermisst werden weitere Klassen und Völker. Die haben die Larian Studios bereits angekündigt - ebenso wie weitere Begleiter. Auch die Option, einen Begleiter zur Spielfigur zu machen, wird erst später nachgereicht.

Anfängerfreundlicher Einstieg in eine komplexe Welt

Tipps erleichtern Einsteigern das Zurechtfinden in der Spielewelt. Ebenso anfängerfreundlich: Die ersten Szenen dienen dazu, nebenbei die Mechanik zu erklären, damit sich auch Neulinge im komplexen RPG-Genre zurechtfinden.

Die Helden bewegen sich in der klassischen Iso-Perspektive durch die zeitgemäße 3D-Grafik, die mit der Divinity-Engine 4.0 erstellt wurde.

Auch hier hatten die Entwickler hohe Ansprüche an das cineastische Flair: Mit Performance-Capture von Schauspielern wurden die Dialoge aufwendig umgesetzt. Apropos: Die Gesprächs-Antwortmöglichkeiten hängen zudem von der eigenen Rasse und den eigenen Skills ab. Wie in der klassischen Pen&Paper-Version gibt es hierzu einen Persuasion-Check mithilfe des D20-Würfels. Reicht der Wert nicht aus, um das Gegenüber zu überzeugen, nimmt die Story vielleicht einen anderen Verlauf ...

Was den Open-World-Charakter angeht, wirkt die Spielwelt nicht zuletzt dadurch offener, dass man kleinere Höhenunterschiede meistern oder auch in die Tiefe - sprich Höhlen - gehen kann. Eine gravierende Änderung im Vergleich zu den beiden Vorgänger-Titeln der Reihe: Kämpfe laufen nicht mehr in Echtzeit ab, sondern rundenbasiert. Ebenfalls eine Hommage an die D&D-Vorlage.

Dass es sich beim aktuellen Stand von "Baldur's Gate 3" noch um das Early-Access-Stadium handelt, wird bisweilen noch deutlich. Mal ruckelt die Animation oder die KI-Gegner verhalten sich merkwürdig, mal sorgen Glitches verstorbener Charaktere für unfreiwillige Komik. Andere Tester berichten von langen Ladezeiten oder Items und Begleitern, die plötzlich verschwinden. Bedenkt man aber, dass der finale Release vielleicht noch ein ganzes Jahr entfernt sein könnte, sind diese ersten Eindrücke sehr vielversprechend. Auch eine Aussage von Game Director Vincke klingt überzeugend: Er verspricht den Usern eine spielerische Tiefe und Vielfalt, welche "Divinity: Original Sin 2" noch übertreffen soll. (tsch)  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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