Überraschender Milliarden-Coup: Kurz vor Release der Xbox Series X und S kauft Microsoft die Macher von "The Elder Scrolls", "Doom", "Fallout" und "Wolfenstein". Die Gaming-Welt fragt sich: Erscheinen die Titel in Zukunft nur noch exklusiv für Xbox und PC?
Kurz vor dem Start der nächsten Konsolengeneration sorgt Microsoft mit einer der teuersten Übernahmen in der Gaming-Geschichte für Aufsehen: Für 7,5 Milliarden US-Dollar schluckte der Soft- und Hardware-Gigant das ebenfalls nicht kleine Unternehmen Zenimax Media. Zu diesem gehört mit Bethesda einer der wichtigsten Entwickler und Publisher inklusive einer Reihe angeschlossener Studios.
Seit 2009 zählt dazu auch die Ego-Shooter-Kultschmiede id Software ("Quake", "Doom", "Wolfenstein"), 2010 folgten die Arkane Studios ("Dishonored", "Prey", "Wolfenstein: Youngblood"). Weitere große Namen aus dem Bethesda-Portfolio sind die Spieleserien "Fallout", "The Elder Scrolls" und das daraus ausgekoppelte "Skyrim".
All das ist nun Teil der Microsoft-Familie, wie beide Unternehmen am 21. September bekannt gaben.
Microsoft und Bethesda: Sorgen und Hoffnungen
Die Fans verfolgen das Geschehen mit großem Interesse und fragen sich: Was bedeutet diese Entwicklung für die etablierten Bethesda-Spielereihen und kommende Titel wie das Weltraum-Rollenspiel "Starfield", das 2021 abheben soll?
Skeptiker befürchten, dass diese Marken in Zukunft lediglich exklusiv für Windows-PC oder die Xbox-Konsolen zur Verfügung stehen könnten. Nicht zuletzt als strategische Maßnahme, um die Verkäufe der am 10. November erscheinenden Next-Gen-Modelle anzukurbeln. Auf eine Exklusiv-Strategie setzt schließlich auch der Rivale Sony.
Ebenfalls spannend: Welchen Einfluss hat die Übernahme durch Microsoft auf Bethesda-Spiele, die eigentlich als zeitexklusive Titel für die PlayStation5 angedacht waren? Das betrifft sowohl den Comicstil-Shooter "Deathloop" als auch das Action-Adventure "GhostWire: Tokyo".
Phil Spencer, Leiter von Microsofts Entertainmentsparte (und damit auch der Spiele-Soft- und Hardware), nahm nun Stellung zu der Frage, die im Raum stand: Spiele, die bereits für andere Konsolen angekündigt waren, würden auch für diese erscheinen, versprach er. Damit dürfte auch die angedachte Zeitexklusivität der erwähnten Titel für die PS5 unangetastet bleiben.
Entscheidung von Fall zu Fall?
Doch was geschieht in fernerer Zukunft mit Neuerscheinungen aus dem Hause Bethesda? Will Microsoft für die 7,5 Milliarden Dollar die alleinigen Rechte?
Auch dazu äußerst sich Phil Spencer: "Wir werden einen Release für andere Konsolen von Fall zu Fall entscheiden." Eine Nicht-Aussage, streng genommen.
Denn das Statement lässt völlig offen, wie Microsoft im Fall von Blockbustern wie "The Elder Scrolls", "Fallout" und Co. verfahren wird. Fest steht: Kassenschlager wie "The Elder Scrolls 6" und "Starfield" werden laut Microsoft auch im Xbox Game Pass zu haben sein, zeitgleich mit dem klassischen Release.
Exklusiv oder nur zeitexklusiv?
Eine weitere Sorge von Fans: Bethesda ist mit Titeln wie der "Doom"-Reihe und den "Wolfenstein"-Shootern für martialische Action ohne Kompromisse an zarte Gemüter bekannt. Kritiker fragen sich deshalb, ob ein Unternehmen wie Microsoft, was stets Wert auf familienfreundliches Entertainment legte, die Entwicklung zukünftiger Baller-Orgien im Sinne einer freiwilligen Selbstzensur abschwächen könnte und damit das knallharte Original-Feeling der Serien zerstören könnte.
Noch sind das alles Sorgen um ungelegte Eier. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Wenn wir über unsere Inhalte sprechen, wollen wir, dass unsere Inhalte auf breiter Basis verfügbar sind." Im Idealfall lässt sich der Satz als Vision von Cross-Platforming deuten. Will heißen: Microsofts Spieleportfolio würde zumindest teilweise auch für die Mitbewerber-Hardware wie PS5 und Switch zur Verfügung stehen - inklusive der digitalen Bethesda-Schatztruhe.
Selbst Skeptiker könnten in einem Gedanken Beruhigung finden: Mit dem Release der Titel auf Konsolen wie PS5 und Switch verdient Microsoft zusätzliches Geld. Und warum sollte das Unternehmen freiwillig auf größere Einnahmen verzichten?
Analysten gehen daher davon aus, dass Microsoft eine Zeitexklusivität anstrebt, um Kunden zur neuen Xbox-Generation zu locken und die Titel später auch den Rivalen zur Verfügung zu stellen. Das wäre zumindest aus wirtschaftlicher Sicht naheliegend. Eine weitere Option wären exklusive Zusatzinhalte (von Add-ons bis zu Spin-offs), die nur für eine bestimmte Hardware angeboten werden. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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