Fünf lange Jahre mussten die Fans seit "The Pre-Sequel" auf ein neues Borderlands warten. Nach all dieser Zeit steht mit Borderlands 3 endlich der neueste Titel der Reihe in den Regalen. Und das Warten hat sich gelohnt.

Eine Kritik

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Waffen, Wahnsinn und ein Roboter mit Treppen-Phobie: Das ist der Stoff, aus dem die Borderlands-Reihe gemacht ist. Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass das letzte richtige Hauptspiel der Serie erschien.

Mit Borderlands 3 kehrt die Mutter aller Loot-Shooter nun zurück - und zelebriert nicht nur alte Tugenden der Spielereihe, sondern legt an den richtigen Stellen sogar noch eins obendrauf.

"Borderlands 3": Zwei Schurken im Schatten von "Handsome Jack"

Wie in Teil eins und zwei beginnt die Geschichte von Borderlands 3 auf dem Planeten Pandora. Dort haben die Zwillinge Troy und Tyreen Calypso einen Banditen-Kult namens "Kinder der Kammer" gegründet.

Zusammen mit ihren Followern sind die völlig durchgeknallten Live-Streamer auf der Suche nach den über das Universum verteilten "Kammern", um sich deren Macht einzuverleiben und sich die dort versteckten Alien-Artefakte unter den Nagel zu reißen.

Weil sie dabei die Gruppe der "Crimson Raiders" um die aus den Vorgängern bekannte Lilith stark dezimiert haben, bittet diese den Spieler um Hilfe. Der macht sich in Gestalt eines der vier neuen Kammerjäger auf den Weg, um den Calypsos einen Strich durch die Rechnung zu machen und die Kammern vor diesen zu erreichen.

Die Geschichte ist klar der schwächste Teil von Borderlands 3. Das liegt primär an den Calypsos, die als Kritik an der heutzutage vorherrschenden Social-Media-Kultur fungieren sollen.

Nur bleiben sie dabei zu oberflächlich, um wirklich als bissiger Kommentar zum Thema zu funktionieren. Die beiden sind zwar nicht uninteressant, wirken aber im Vergleich mit "Borderlands 2"-Bösewicht "Handsome Jack" weniger ausgereift.

Die Kritik an der Geschichte ist aber trotzdem Jammern auf hohem Niveau. Auch wenn die Story von Borderlands 3 eher austauschbar ist, weiß sie doch zu unterhalten. Das liegt vor allem daran, dass Entwickler Gearbox sein Händchen für humoristische Dialoge und Missionen, die nur so vor Schwachsinn strotzen, nicht verloren hat.

Ob man nun einen Banditen, der von einer Künstlichen Intelligenz auf einem Klo als Geisel genommen wurde, retten muss oder einem feindlichen Kommandeur auf die Pelle rückt, weil dieser die intimsten Details aus einem Tagebuch einer Verbündeten zum Besten gibt: Borderlands 3 ist so herrlich durchgedreht wie eh und je.

Und weil das immer wieder für Lacher sorgt, kann man die schwächere Haupthandlung durchaus verschmerzen.

Vier Jäger für eine Kammer

In Borderlands 3 stehen dem Spieler vier neue Kammerjäger mit jeweils individuellen Fähigkeiten zur Verfügung. Mit Amara ist auch wieder eine Sirene dabei.

Anders als ihre Sirenen-Schwestern Lilith oder Maya, bevorzugt Amara jedoch den Nahkampf und verkloppt ihre Gegner mit sechs magischen Armen. Auch Schützin Moze ist eine Frau fürs Grobe und kann ihren mit schweren Waffen ausgestatteten Kampfroboter "Iron Bear" zu Hilfe rufen.

Roboter und Bestienmeister Fl4k hält sich hingegen eher im Hintergrund und hetzt seinen Gegnern lieber eines seiner Haustiere auf den Hals.

Agent Zane bevorzugt wiederum technische Hilfsmittel. So kann er sich mittels Hologrammen seiner selbst über das Schlachtfeld teleportieren, einen Energieschild errichten und eine Drohne auf seine Feinde loslassen.

Die wohl wichtigste Neuerung in Borderlands 3 betrifft das Fähigkeitssystem der vier Kammerjäger. Im Kern funktioniert selbiges zwar noch wie in den alten Teilen.

Mit jedem Level erhält der Charakter einen Punkt, den er in einen von drei Fähigkeitsbäumen stecken kann. Je mehr Punkte man in einen der Bäume investiert, desto mehr Skills werden in diesem freigeschaltet.

Neu ist hingegen, dass jeder Charakter über drei aktivierbare Fähigkeiten verfügt. So kann Fl4k beispielsweise wählen, ob er seinen Gegnern einen Schwarm fliegender "Rakks" entgegenschleudert, eines seiner Haustiere durch die Gegend teleportiert oder sich und seinen Begleiter unsichtbar macht.

Agent Zane sticht dabei besonders heraus. Er kann nämlich als einziger Charakter zwei aktive Skills gleichzeitig verwenden.

Die aktiven Fähigkeiten der Helden lassen sich zudem mit "Aktion-Skill-Erweiterungen" modifizieren. Als Spieler hat man also die Wahl, ob man mit Fl4ks "Rakk"-Schwarm mehr Schaden machen, sich durch ihn heilen, oder Gegnern damit Kälte-Schaden zufügen möchte.

In Kombination mit den anderen passiven Skills in den Fähigkeitsbäumen bietet Borderlands 3 dadurch viel mehr Möglichkeiten als seine Vorgänger, seinen Charakter zu entwickeln.

Ein klarer Pluspunkt, auch wenn das System nicht den Tiefgang eines Vollblut-Rollenspiels erreicht. Muss es aber auch nicht.

Ein Fest für Knarren-Connaisseurs

Die Kammerjäger haben nicht nur neue Spezialfähigkeiten auf Lager, sondern sind auch beweglicher geworden. So können sie nun kurze Strecken auf dem Boden rutschen und sich an Vorsprüngen und Kanten nach oben ziehen. Beides sorgt für taktische Optionen, weil man zum Beispiel schnell hinter eine Deckung gleiten kann und sich Gegner nun aus erhöhten Positionen beschießen lassen, die früher unerreichbar gewesen wären.

Mehr Möglichkeiten bietet auch das Waffenarsenal. Die Hersteller-Fähigkeiten der Schießprügel wurden von Entwickler Gearbox nämlich grundlegend überholt. "Hyperion"-Waffen werden jetzt beispielsweise nicht nur mit jedem Schuss präziser, sondern haben außerdem auch noch einen Energieschild, der sich beim Zielen ausklappt und den Spieler schützt.

Leute, die überhaupt nicht zielen können, sollten hingegen lieber zu Kanonen der Firma Atlas greifen. Mit diesen lassen sich Gegner mit einem Pfeil markieren, was zur Folge hat, dass jede abgefeuerte Kugeln dem Ziel folgt – sogar um Ecken und Hindernisse herum.

Neben diesen und vielen anderen Fähigkeiten haben die meisten Waffen nun auch einen alternativen Feuermodus. Damit lässt sich etwa der Unterlaufgranatwerfer an einem Sturmgewehr aktivieren oder dessen Schadenstyp von Feuer auf Elektrizität umstellen.

Und natürlich gibt es auch wieder völlig durchgeknallte Spezialwaffen, wie zum Beispiel einen Burger verschießenden Raketenwerfer.

Fast alle Waffen spielen sich dabei hervorragend und durch die zufallsgenerierten Werte der Kanonen wird man stets dazu animiert, noch bessere Ausrüstung für seinen Kammerjäger zu suchen.

Kurz: Was Waffendesign und Loot-Shooter-Mechaniken angeht, lässt Borderlands 3 die Konkurrenz alt aussehen.

Nie wieder Zank um den Loot

Auch der Koop-Modus von Borderlands 3 ist vorbildhaft. Wie gehabt kann man auch im neuesten Teil der Reihe mit bis zu drei Freunden in den Kampf ziehen. Allerdings erstellt das Spiel auf Wunsch nun auch individuelle Beute-Drops für jeden Spieler.

Der Streit um Ausrüstungsgegenstände gehört damit der Vergangenheit an, weil jeder Koop-Spieler seine ganz eigene Waffe im Spiel findet, die ihm keiner wegnehmen kann.

Außerdem skalieren in Borderlands 3 die Gegner auf die jeweilige Charakterstufe der einzelnen Spieler. Das sorgt dafür, dass Spieler mit einem höherem Level mit ihren noch nicht so erfahrenen Freunden zusammen spielen können, ohne dass letztere die ganze Zeit von übermächtigen Gegnern platt gemacht werden.

Wer braucht schon eine Open-World?

Überarbeitet wurde auch die Art, wie man in Borderlands reist. Fahrzeuge können mittels alternativer Waffen oder Antriebssysteme stärker modifiziert werden und dienen zudem nun auch als mobiler Schnellreisepunkt.

Das ist insofern sinnvoll, weil man die Schnellreise nun von überall auf der Karte aus aktivieren kann und nicht erst zu einem speziellen Reisepunkt laufen muss.

Eine willkommene Komfortänderung, die allerdings nicht immer ganz aufgeht. Einige der Gebiete sind nämlich ziemlich schlauchartig designt und bieten lediglich einen einzigen Schnellreisepunkt.

Heißt konkret: Wer zu einer bestimmten Stelle in einem Bereich will, hat trotzdem oft keine Alternative, als den gesamten Weg dorthin zu laufen beziehungsweise zu fahren.

Damit man auch wirklich ankommt, lohnt es sich, die verbesserte Karte zu nutzen. Die ist nämlich erstmals in mehrere Ebenen gegliedert und lässt den Spieler sofort erkennen, ob sich sein Ziel über oder unter ihm befindet.

Die Spielwelt von Borderlands 3 ist dabei immer noch in große, frei erkundbare Areale unterteilt. Eine zusammenhängende Open-World gibt es nicht. Weil aber nur Ladezeiten auftreten, wenn man von einem Gebiet in ein anderes wechselt, und diese, zumindest auf dem PC, relativ kurz ausfallen, stört das nicht.

"Planeten-Hopping" ohne richtigen Effekt

Neu ist auch, dass man im Verlauf der Geschichte Pandora verlässt und mittels des Raumschiffs Sanctuary zu anderen Planeten reist. Die interplanetarische Handlung sorgt vor allem für grafische Abwechslung.

Jeder Planet bringt nämlich ein anderes Setting mit sich. Während Pandora einer kargen Wüste gleicht, mutet Promethea beispielsweise ein bisschen an, als hätte man sich beim Design an der Welt von "Blade Runner" orientiert.

Spielerische Auswirkungen hat bei dem "Planeten-Hopping" allerdings nur die Sanctuary. Das Schiff dient nämlich auch als Basis für den Spieler, wo er unter anderem mit Verbündeten sprechen und seine Waffen lagern kann.

Die unterschiedlichen Welten bringen hingegen keine neuen Gameplay-Veränderungen.

An den richtigen Schrauben gedreht

Borderlands 3 geht keine Experimente ein. Tiefgreifende Änderungen an den Kernelementen der Reihe hat Entwickler Gearbox nicht vorgenommen – und genau das macht das Spiel so gut.

Das Spiel bleibt alten Stärken treu und schafft es, diese mit an den richtigen Stellen angebrachten Verbesserungen noch weiter auszubauen. Einzig und alleine die Story ist im Vergleich zu den Vorgängern etwas schwächer.

Abseits davon bekommen Fans der Reihe aber genau das Spiel, auf das sie seit Jahren gewartet haben. Mit einer rund 40 Stunden langen Kampagne, einem New-Game-Plus-Modus und alternativen Schwierigkeitsgraden sowie Kampfarenen, die mit noch mehr Beute winken, dürften die auch erstmal versorgt sein.

Getestet wurde die PC-Version von Borderlands 3.
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