• "Monster Hunter Rise" setzt auf riesige Bestien, ausgefeilte Kampf-Techniken und eine Urzeit-Welt mit japanischem Flair.
  • Das vorerst Switch-exklusive Spiel kommt Einsteigern entgegen, bleibt aber eine komplexe Herausforderung.
  • Auf der schwachen Nintendo-Hardware muss "Rise" in die gigantischen Fußstapfen von "Monster Hunter World" für PC, Xbox und PlayStation treten.
Eine Kritik
von Robert Bannert
Diese Kritik stellt die Sicht von Robert Bannert dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die "Monster Hunter"-Reihe von Capcom darf man durchaus als radikalen Gegenentwurf zu den niedlichen "Pokémon"-Titeln betrachten: Hier lässt der "Resident Evil"-Hersteller seit fast 17 Jahren gigantische Bestien auf die Spieler los. Die mal schuppigen, mal pelzigen, dann wieder gefiederten Kolosse werden aber weder trainiert noch gezüchtet oder trainiert - sondern tranchiert.

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So auch im aktuellen Ableger "Rise" für die Switch. Die Kreaturen liefern wertvolle Ressourcen: Haut, Krallen, Knochen, Sehnen und natürlich Fleisch - alles wird verwertet und zu Schwertern, Äxten oder Rüstungen verarbeitet, mit denen die Helden noch größere und gefährlichere Untiere erlegen können. Eine - zugegeben - alte Suchtspirale, die aber noch heute funktioniert, zumal ein Drachenfilet am Spieß auch noch die Attribut-Werte steigen lässt.

Darüber hinaus setzt "Monster Hunter" seit Jahren auf kooperatives Mehrspieler-Erlebnis: Stürzt man sich an der Seite einer kleinen Jägertruppe in die meist Dschungel-überwucherten Jagdgründe der Spielwelt, geht das mörderische Handwerk noch leichter von der Hand. Dann können die Monster-Häscher zyklopische Kreaturen wie Magnamalo, Zinogre oder das affenähnliche Goss Harag taktisch in die Zange nehmen und sich ihren Spezialisierungen gemäß aufteilen.

In jedem Kampf ein potenzieller Endgegner

Dabei ist "Monster Hunter Rise" übrigens - genauso wie im Ein-Spieler-Betrieb - strikt nach Instanzen unterteilt: Eine offene Spielwelt, in der man sich völlig frei bewegen kann, kennt die urzeitliche Kulisse mit diesmal japanischem Flair nicht. Sie besteht aus mehreren, durch enge Überführungsschnittstellen miteinander verbundenen Miniaturgebieten.

Und die sind im Grunde eher luxuriöse Arenen als echte Abenteuerspielplätze: Bei "Monster Hunter Rise" geht es nicht in erster Linie ums Entdecken, sondern um den Kampf - und darum, dass sich möglichst jedes Gefecht wie eine vollwertige Endgegnerkonfrontation anfühlt.

Klar, dass es dafür ein ganzes Sammelsurium aus teils aberwitzigen Manövern gibt. Und leider, wie von der Reihe gewohnt, sind viele davon extrem kryptisch erklärt und tief in der Spielstruktur versteckt. Manöver, die in der Regel nur jene Spieler entdecken und meistern, die sich mit Wonne für Wochen und Monate in den Titel vergraben und auch dann nicht die Waffen strecken, wenn sie von einer Flut aus Tutorial-Boxen erschlagen werden.

Immerhin: Wer "Monster Hunter World" gespielt hat, kennt die Movesets, die sich wie in einem Baukasten zu einer schier endlosen Kette aus Attacken aneinanderreihen lassen.

Ungewöhnlich dagegen, dass Capcom die Monster diesmal überraschend zahm gestaltet hat - ganz so, als wollte man die überkomplexe Benutzerführung dadurch kompensieren und das Spiel doch noch für Einsteiger und Neulinge halbwegs interessant oder zumindest weniger frustrierend machen. Echte Haudegen wiederum dürften sauer darauf reagieren, dass man den Bestien ein wenig die Zähne gezogen hat.

Monsterjagd-Bombast für Geduldige

Und dennoch: Wer glaubt, dass sich die "Monster Hunter"-Serie nach rund sechsjähriger Nintendo-Abstinenz (abgesehen vom Rollenspiel-Spin-off "Monster Hunter Stories") mit "Rise" irgendwie versöhnlich oder besonders einsteigerfreundlich gibt, der liegt weit daneben.

Das für Switch-Verhältnisse prachtvoll präsentierte "Rise" ist noch wesentlich behäbiger und widerborstiger als "Monster Hunter World" für PS4, Xbox und PC. Mit dem wollte Hersteller Capcom das starre Zielgruppenkorsett der Traditionsserie etwas lockern und die Mehrspielerausrichtung der Marke zusätzlich verstärken.

Mit "Rise" dagegen richtet man sich an ziemlich genau die Sorte hartgesottener Jäger, die schon mit "Monster Hunter Tri" auf der Wii und "Monster Hunter 4" auf dem 3DS glücklich wurden.

Schwingen wie "Spider-Man"

Um Neuerungen ist der neue Teil trotzdem nicht verlegen: Helferkreaturen wie die von Kolibris inspirierten Irrlitze, das Marder-Katzen-Mischwesen "Miefnerz", die altbekannten anthropomorphen "Palicos"-Katzenwesen und hundeähnliche Reittiere erleichtern bis erheitern den Jägeralltag - vorausgesetzt, man versteht, wie man sie einsetzt. Denn wie seine geistigen Vorgänger ist "Rise" der Panzer unter den Monsterhäschern: Großartig zu fahren, wenn man weiß, wie - sonst sind die Kollateralschäden größer als der Spaß.

Ähnliches gilt für die sogenannten "Seilkäfer": Mit diesen nützlichen Seidenspinnerinsekten verschießt der Jäger in "Spider-Man"-Manier Fesselseile, die das vertikale Erkunden der Arenen erheblich beschleunigen und die sich obendrein für kunstvolle Fesseltattacken einsetzen lassen. Wer massige Drachen- und Pelzviecher gekonnt fesseln oder nach enormer Schwächung sogar reiten will, muss allerdings erst eine Menge üben - denn auch hier geben sich die Kontrollen unnötig widerspenstig.

Wer sich auf den oftmals mühsamen Tanz einlässt, wird allerdings reich belohnt: Für den geduldigen Profijäger ist "Monster Hunter Rise" eine wahre Fundgrube aus raffinierten Tricks, angenehm ausbalancierten Waffen und geschmeidig animierten, ehrfurchtgebietenden Kreaturen, wie man sie der Switch technisch gar nicht zugetraut hätte. Dafür nimmt man sogar die im Vergleich mit "Monster Hunter World" karg ausgestatteten Arenen gerne in Kauf.

Und auch ein bisschen Zeitgeist weht durch das "Monster Hunter"-Dorf Kamura, das es im neuen "Randale"-Modus gegen mehrere Bestien gleichzeitig zu verteidigen gilt. Das Ganze erinnert an bekannte "Horde"- und Tower-Defense-Modi aus anderen Titeln - nur eben mit der "Monster Hunter"-Mechanik gepaart.

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