Florian Henckel von Donnersmarck bewirbt sich mit "Werk ohne Autor" zum zweiten Mal um einen Oscar. Der Film ist ein fesselndes Drama über die menschliche Stärke, aus einem unerträglichen Schicksal etwas Gutes zu machen.

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Die Handlung von Florian Henckel von Donnersmarcks ("Das Leben der Anderen") neuem Film ist schnell erzählt. Zur Machtergreifung wird Elisabeth May von einem NS-Arzt für geistig krank erklärt und sterilisiert.

Die junge Frau wehrt sich inbrünstig gegen ihr Schicksal und appelliert an die väterlichen Gefühle des behandelnden Arztes, Professors Seeband. Die emotionale Kraft Elisabeths verstört den Arzt. Er unterschreibt ihr Todesurteil.

Professor Seeband ist einer der säubernden Ärzte der NS-Zeit und von der Idiotie des Regimes völlig überzeugt. Seiner Meinung nach hat die Welt nicht genug Ressourcen für alle Menschen. Sie stehen in erster Linie den Gesunden zu.
Elisabeths kleiner Neffe Kurt sieht den Abtransport seiner Tante mit an. Der Krieg und seine Grauen brennen Narben in sein Schicksal und in das seiner Familie.

Schicksale die kaum zu ertragen sind

Dann macht der Film einen Zeitsprung. Kurt Barnert (Tom Schilling) ist erwachsen und ein begabter Kunststudent an der Kunstakademie Dresden. Er verliebt sich in die Kommilitonin Ellie, die Schneiderei studiert. Kurt zieht in das Haus von Ellies Eltern.

Unter dem elitären Vater leidet das Paar. Das Schicksal aller Beteiligten spinnt sich zu einer unglaublichen Geschichte, die für den Zuschauer vor Schwere kaum zu ertragen ist.

Der Film stellt die Frage nach der Wahrheit die ein Leben versätndlich macht. Es ist die Rede von der Weltformel. Sowohl Kurt, als auch seine getötete Tante Elisabeth glauben die Weltformel gefunden zu haben.

Nichts im Leben kann sie mehr ängstigen. Dabei ist das Leben von Kurt durchzogen von Verlust und Grauen.

Die Kunst, aus Grauen Gold zu machen

Regisseur Henckel von Donnersmarck spricht von Alchemie. Die Fähigkeit der Menschen, aus schrecklichen Erlebnissen Gold zu machen. Und es ist seine Kunst, die Kurt die Kraft gibt, die Ereignisse seines Lebens verkraften zu können.

"Werk ohne Autor" ist der Titel des Films. Er wird ihm gerecht. Protagonist Kurt behauptet, keine persönlichen Erfahrungen in seine Kunst einfließen zu lassen. Es steht keine Aussage hinter seinen Bildern, wie er der Presse erklärt.

Doch es ist mehr Wahrheit und mehr Schicksal in seinem Werk, als Kurt selbst weiß. Seine traurige Vergangenheit hat ihn eingeholt, ohne, dass er es selbst bemerkt hat.

"Werk ohne Autor" ist ein hoch emotionales Drama, das in wenigen Szenen sogar etwas zu pathetisch erzählt ist.

Die Schauspieler, allen voran Sebastian Koch als Professor Carl Seeband, glänzen in ihren Rollen. Ein unbedingt sehenswerter Film.

Seine Premiere feiert der Film auf den Filmfestspielen von Venedig. In den deutschen Kinos ist er ab dem dritten Oktober zu sehen.

"Werk ohne Autor" könnte Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck seinen zweiten Oscar bescheren: Die deutsche Filmbranche schickt den Film ins Rennen um den besten nicht englischsprachigen Kinofilm.

Erst im Dezember wählt die Academy aus den eingereichten Vorschlägen neun Filme aus, die tatsächlich ins Rennen um den Auslands-Oscar gehen. Die 91. Vergabe der Academy Awards findet am 24. Februar 2019 statt.

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