Der ungarische Schriftsteller Peter Esterhazy ist im Alter von 66 Jahren in Budapest gestorben. Dies berichtete die ungarische Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf die Familie und den Verlag des Autors.

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Esterhazy hatte seit knapp einem Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten. Esterhazy pflegte einen ironischen post-modernen Stil. Die meisten seiner Romane wurden ins Deutsche übersetzt. 2004 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Esterhazy wurde am 14. April 1950 im damals tief kommunistischen Ungarn geboren. Als Kind erlebte er mit seinen Eltern die Verbannung in ein entlegenes Dorf. Die adligen Esterhazys galten als Klassenfeinde. Zu ihren Vorfahren gehörten Fürsten, Kulturmäzene - Joseph Haydn war Hauskomponist der Esterhazys -, hohe Geistliche und Politiker. Ihnen setzte Esterhazy in "Harmonia Caelestis" (2001) ein ironisches Denkmal.

Sarkastische Betrachtungen und feine Ironie

Der Adelsspross studierte zunächst Mathematik, arbeitete als EDV-Techniker in der sozialistischen Industrie und wandte sich 1978 ausschließlich der Schriftstellerei zu. Mit dem "Produktionsroman" (1979), einer sarkastischen Betrachtung der Arbeitswirklichkeit im Realsozialismus, schaffte er den Durchbruch.

In der Folge entwickelte er einen sehr persönlichen Stil, getragen von feiner Ironie und beziehungsreichen Anspielungen. Sein Thema war die komplizierte, von Brüchen geprägte Geschichte Mittelosteuropas, in der sich stets irgendwie seine eigene Geschichte und die seiner Familie spiegelt.

Kein anderer Ungar wurde so oft in Deutschland gedruckt

Mit 24 Übersetzungen ins Deutsche ist Esterhazy der bisher am meisten gedruckte zeitgenössische ungarische Autor im deutschen Sprachraum. Neben der "Harmonia Caelestis" zählen dazu unter anderen "Kleine ungarische Pornographie" (1997), "Donau abwärts" (1992) und zuletzt "Die Mantel- und Degen-Version" (2015) und "Die Markus-Version" (2016).

Im vergangenen Oktober gab Esterhazy öffentlich bekannt, dass er an Bauchspeicheldrüsenkrebs litt. Er unterzog sich einer Chemotherapie und ging mit seiner tödlichen Krankheit nach außen hin gelassen um. Bis zuletzt trat er in der Öffentlichkeit auf, so im Vormonat anlässlich der Budapester Buchwoche, bei der er die Eröffnungsrede hielt.

Am Donnerstag verlor Ungarns Meister der Ironie seinen letzten Kampf - den gegen den Tod, der keine Ironie kennt.   © dpa

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