Potsdam (dpa/tmn) - Uaaah! Es ist wieder soweit: Am 31. Oktober kriechen gruselige Gestalten, Untote und zerfetzte Körper aus allen Ecken, um wilde Tänze zu Halloween zu veranstalten. Jede rosige, unversehrte Gesichtshaut kann zu einem solchen geschundenen Leib werden.
Aus dem Haarschopf kriechen die Maden. Wo das linke Auge sein sollte, klafft eine schwarze Höhle. Die halbe Backe ist weggerissen, aus der offenen Mundhöhle klaffen Zahnstümpfe. Blut fließt. An Halloween bummelt das nackte Grauen lässig durch die Straßen und tanzt fröhlich auf Partys - am 31. Oktober ist wieder Geister- und Zombiezeit. Was nach aufwendiger Arbeit von Schminkprofis aussieht, kann jeder zu Hause vor dem Badezimmerspiegel selbst machen - Wunden zu schminken ist gar nicht so schwer. Man braucht zum Beispiel nur ein paar Cornflakes oder Haferflocken.
Damit gestaltet der Visagist Andrej Baranow tiefe Fleischwunden. Er ist verantwortlich für die Kostüme und das Make-up der Zombies bei den Horrornächten im Filmpark Babelsberg in Potsdam. "Ich nehme eine Schicht flüssiges Latex, das man kaufen kann", erläutert er. Noch im feuchten Zustand gibt er darauf ein paar der Flocken und lässt das Ganze trocknen. "Dann kommt eine weitere Schicht Latex darüber."
Wiederum nach dem Trocknen geht der Visagist mit etwas hautfarbener Schminke darüber. "Grundsätzlich rate ich zu Theaterschminke, da diese einfach besser deckt. Es geht aber auch Kompakt-Make-up aus dem Drogeriemarkt." Leichte, pudrige Make-ups seien aber nicht geeignet. Über dem Ganzen verteilt der Stylist zuletzt noch etwas Krustenblut aus dem Fachhandel, auch als Scratchblut zu finden. Das ist eine breiartige, rote Masse, die sich leicht auftragen lässt.
"Wunden zu schminken, ist nicht so schwierig", sagt auch Julian Sylva, professioneller Erschrecker im Horrorkabinett "KRAKE lebt!" des Heide Park Resorts in Soltau (Niedersachsen). "Aber nehmen Sie dafür nicht normales Kunstblut, das ist flüssig und läuft herunter. Krustenblut sieht auf Wunden viel realer aus."
Für Kratzer und Schnittwunden wird es mit einem Spachtel oder der Rückseite eines Messers aufgetragen. "Für größere Wunden wird am besten die Haut darunter dunkel mit Schwarz oder Braun abgedeckt", erklärt Sylva. Darüber kommt das Krustenblut - und für besonders frische Verletzungen wird noch etwas tropfendes Kunstblut darauf verteilt. Ältere Wunden versieht der Profi-Erschrecker mit etwas dunkler Farbe über dem Krustenblut.
Wunden sind wichtig für Zombies. Das Wichtigste beim Halloween-Make-up ist für Visagist Andrej Baranow aber immer der Teint: "Als Halloween-Kreatur darf man natürlich nicht wirklich lebendig aussehen, daher schminken wir das Gesicht blass", erläutert Baranow. Totenblass wird es mit Clownsschminke, etwas weniger auffällig mit einem hellen Make-up-ton in Beige.
Mit einem Rouge- oder Lidschattenpinsel taucht Make-up-Künstler Baranow die komplette Partie um die Augen in Schwarz - wie man das etwa von Totenschädeln kennt. Mit einem dünnen Pinsel werden alle prägnanten Linien im Gesicht nachgezogen - entlang der Nase, die Stirnfalten und die Mundwinkel.
Wichtig ist beim Zombie-Make-up gnadenlose Ehrlichkeit zu sich selbst. "Schauen Sie sich vorher Ihr Gesicht genau an und betonen Sie dann alles, was Ihnen nicht perfekt erscheint", rät Erschrecker Sylva. "Ziehen Sie zum Beispiel die Falten nach, betonen Sie Augenringe und die Augenhöhlen. Die Wangen wirken wie ausgesaugt, wenn man die Partie unterhalb der Wangenknochen mit dunkler Schminke einfärbt." Ein weiterer Tipp: Roter Lidstrich sorgt für kranke Augen.
Ein Horror-make-up ist recht einfach und schnell gemacht - der Profi-Erschrecker Sylva braucht fünf bis zehn Minuten. Es klingt aber aufwendig. Hier ist das Internet eine große Hilfe. In Videoblogs zeigen Kreative, wie sie ihre gruseligen Make-up-Ideen umsetzen. Zum Beispiel lässt Michelle Burke Teile ihres Gesichts bis hinunter zum Dekolleté aussehen, als hätte jemand mit Hilfe eines Reisverschlusses die Haut abgezogen. Zu sehen ist die Speiseröhre, viel Blut und Hautfetzen.
Youtube-Bloggerin Ilonka formt aus hautfarbenem Weichplastik, das leicht rot bemalt ist, einen Ring und hinterlegt diesen mit schwarzem Stoff. Mit Wimpernkleber kommt die Prothese auf ein Auge - was dann aussieht, als sei nur noch eine dunkle Höhle und eine klaffende Wunde vorhanden. Fast den ganzen Rest des Gesichts bemalt sie mit Blutgel und Blutschorf-Gel, was dieses wirken lässt, als wäre die Haut abgezogen worden.
"Einen einfachen Tipp, der wirklich ekelig wirkt" hat Baranow noch: "Wenn man so toll zurecht gemacht ist, wirken strahlend weiße Zähne natürlich kontraproduktiv." Daher lässt er einige Zähne mit Hilfe eines schwarzen Zahnlacks verschwinden. Die restlichen Zähne werden mit Lack in Nikotingelb überzogen. Dazu kommen ein paar schwarze Flecken und am Übergang zum Zahnfleisch roter Zahnlack.
Wer lange Haare hat, kann diese mit etwas Trockenshampoo zum Aufsprühen ergrauen lassen. "Sie werden über Kopf wild auftoupiert und mit echten Zweigen oder Blättern verziert", erklärt Baranow. Im Horrorladen finden sich auch kleine Fliegen- und Madenfiguren, die aus dem Haarschopf kriechen können. © dpa
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