Ex-Profiboxer Axel Schulz sitzt in der Jury der Miss-Germany-Wahl 2013 - dabei sind Boxen und Schönheit zwei Attribute, die man nicht gerade automatisch miteinander verbindet. Im Interview verrät der Vater zweier Töchter, warum ihm Frauen so wichtig und schreckliche Arzt-Befunde erst der Anfang des Leben sind.
Axel Schulz, Du sitzt am Samstag in der Miss-Germany-Jury. Was bedeutet Schönheit für Dich?
Hand aufs Herz: Worauf achtest Du bei der Beurteilung der Mädels wirklich?
Axel Schulz: Ausstrahlung ist für mich sehr wichtig, aber natürlich auch die körperlichen Vorzüge. (lacht) Die kommen aber erst an zweiter Stelle. Schließlich will ich das Mädchen nicht heiraten, sondern will, dass die unser Land gut repräsentiert.
Was qualifiziert Dich als Missen-Juror?
Axel Schulz: Ich bin da durch Zufall hineingeraten. Dadurch, dass ich selbst kleine Kinder habe und dadurch viel Zeit im Europa-Park verbringe, wurde ich schon vor ein paar Jahren gefragt, ob ich nicht mal Teil der Jury sein möchte. Damals habe ich das gemacht – und nun wieder. Man muss ja sagen, es gibt schlimmere Jobs.
Auf den ersten Blick passen Boxer und Missen ja nun nicht gerade zusammen, oder?
Axel Schulz: Doch natürlich! Wir haben bei uns ja auch Nummern-Girls, die gecastet werden. Das sind zwar keine Missen, aber immer hübsche Mädels. Wir sind schließlich nicht nur Boxer, sondern auch Männer, die was zum Anschauen haben wollen. Für
Du selbst findest Frauenboxen doch eigentlich gar nicht toll.
Axel Schulz: Toll ist auch immer relativ. Ich bin froh, wenn überhaupt Sport gemacht wird. Frauen sind viel zu hübsch, um sich zu schlagen. Trotzdem ist Frauenboxen eine Herausforderung.
Was würdest du sagen, wenn deine Töchter Paulina und Amelina eines Tages in deine Boxer-Fußstapfen treten wollen?
Axel Schulz: Das würde ich ihnen natürlich nicht verbieten. Hauptsache, sie machen Sport. Sport prägt das ganze Leben in Sachen Disziplin, Ernährung und Teamwork.
Du bist von Kind an mit Sport aufgewachsen und dort reingewachsen – warst dann Profi-Sportler. Wie schwer ist es Dir gefallen, ein Leben ohne Hochleistungs-Sport aufzubauen?
Axel Schulz: Für mich ging es nach dem Sport reibungslos weiter im Berufsleben, weil ich mich sehr stark im Charity-Bereich engagiere und dadurch immer was zu tun habe. Das schlimmste für einen Ex-Leistungssportler ist es, in ein tiefes Loch zu fallen – wenn sie nicht mehr gefragt sind, nicht mehr unterwegs sind und keinen geregelten Tagesablauf mehr haben. Bei mir ist aber alles sehr entspannt. Ich begleite Veranstaltungen, bin Botschafter für diverse Stiftungen und Schirmherr für Kinder-Schlaganfall-Patienten.
Schock-Befund: Verdacht auf Leukämie
Da hast Du ja selbst schon vieles miterleben müssen und einige Schock-Befunde von Ärzten verarbeiten müssen, sei es wegen deines Hirninfarkts oder dem Verdacht auf Leukämie.
Axel Schulz: Da muss man durch, das Leben geht weiter. Ich bin keiner, der gleich durchdreht. Durch den Sport habe ich vielmehr gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Das ist auch wichtig. Denn wenn du mal einen Schlag kriegst, eine Niederlage einstecken musst, musst du das Beste daraus machen. Der beste Rat dafür ist: Den Kopf nicht in den Sand stecken und einfach immer weitermachen.
Musstest Du auch immer! Ich denke an die Kämpfe gegen Foreman, Botha, Moorer, Klitschko: Du musstest in Deinem Leben schon einige Niederlagen einstecken.
Axel Schulz: Musste ich nicht, ich wollte ja. Denn der Sport war meine Leidenschaft. Wenn du dich mit guten Leuten misst, musst du damit rechnen, dass sie besser sind als du. Wer in der Weltspitze boxt, muss immer wissen, dass es noch jemanden geben kann, der besser ist. Verlieren ist eine ganz normale Sache und Niederlagen gehören zum Leben mit dazu. Ich kann doch nicht herumlaufen und dauernd denken, ich sei der Beste.
Gibt es Dinge, die Du rückblickend heute anders machen würdest?
Axel Schulz: Nein. Ich würde alles wieder genauso machen, denn ich bin jemand, der nach vorne schaut.
Du warst den Stimmungsschwankungen der Öffentlichkeit ausgesetzt, mal hat Dich die Presse hochgelobt, man verbal gesteinigt. Wie ernst darf man sich denn selbst als Person nehmen?
Axel Schulz: Gar nicht ernst. Die Presse feiert dich und das gehört dazu, denn davon leben wir. Gerade ich habe dadurch Sponsoren und viel Geld bekommen. Deshalb sollte man immer relativieren, wie schlimm die Beziehung zur Presse überhaupt werden kann. Natürlich gibt es manche Idioten, aber damit muss man umgehen lernen.
Und das ist Dir gelungen?
Axel Schulz: Ich hatte einen Journalisten zu mir nach Hause eingeladen zu einem Interview. Die erste Frage drehte sich gleich ums Kämpfe verlieren, da hatte ich den schon gern. Aber am Schluss haben wir uns wunderbar verstanden. Denn, schau dich um: Ich habe ein wunderbares Haus und kann sagen, ich müsste nicht mehr arbeiten gehen. Dann habe ich doch alles richtig gemacht in meinem Leben.
Hast Du?
Axel Schulz: Ich komme aus dem Osten. Da gab es kein Profiboxen. Als ich mit 21 Jahren Profi geworden bin, war ich noch sehr jung und alle haben mir davon abgeraten. Dafür habe ich doch jetzt ein super Leben! Ich sitze in der Jury zur Miss-Germany-Wahl. Was will man mehr?
Ich dachte immer, Boxer müssen Schläger sein. Aber auf Dich trifft das irgendwie gar nicht zu. Wie kommt’s, dass du der Teddybär unter den bösen Buben bist?
Axel Schulz: Ich habe zwei ältere Schwestern, da kommt das glaube ich her. Jetzt habe ich – meine Frau mitgerechnet – wieder drei Mädels zu Hause. Da muss man doch weich werden.
Kannst Du Dir heute noch Boxkämpfe anschauen?
Axel Schulz: Na klar, ich bin selbst noch oft beim Boxen. Ich habe mir einen kleinen Amerikaner nach Deutschland geholt, den ich in Marketing-Sachen manage und bei Sponsoren vertrete. So ganz werde ich das Boxen wohl nie abstreifen können und will es auch nicht. Von dort komme ich – nicht, weil ich damit Geld verdienen wollte, sondern weil ich den Sport geliebt habe. Deshalb wird Boxen immer ein Teil meines Lebens bleiben.
Hattest Du schon mal das Glück – oder Pech – eines deiner Vorbilder oder Idole kennenzulernen?
Axel Schulz: Oh ja, einen Sänger, dessen Namen ich nicht nennen möchte. Es war schrecklich. Ich hatte in London die Möglichkeit, ihn zu treffen und habe mich total darauf gefreut. Der hat aber nur rumgeheult, wie schlecht es ihm geht. Das war nichts für mich.
Ein Leben für den Boxsport und die Familie
Welcher war der für Dich am meisten bewegende Moment Deiner Karriere?
Axel Schulz: Als ich 1995 gegen George Foreman geboxt habe im MGM in Las Vegas. Das ist richtig hängengeblieben.
Kannst Du vielleicht auch ausmachen, welcher der am meisten bewegende Moment Deines Lebens war?
Axel Schulz: Die Geburten meiner beiden Töchter. Das war einfach toll. Ich war bei beiden dabei und es war der Knaller. Ich habe geheult, weil es so schön war. Die Geburt von Paulina 2006 war unbeschreiblich. Bei Amelina 2010 habe ich Paulina morgens in Amerika in den Kindergarten gebracht und dann kam das Kind auf die Welt. Das war perfekt, aber ich durfte keine Babyparty machen im Krankenhaus. Das wollte meine Frau nicht.
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