Feuerwerk, Party, gute Vorsätze und Jahresrückblicke: Da hat man eben das stressige Weihnachtsfest überstanden und steht schon gleich vor dem nächsten Großevent. Zum Jahreswechsel liegen noch einmal die Nerven blank, bis der ganze Spaß mit neuer Jahreszahl wieder von vorne losgeht. Wir haben fünf Tipps, um unbeschadet ins Jahr 2015 rutschen zu können.
Mit dem Jahresende ist's wie mit dem Kino: Zum Schluss muss es nochmal richtig krachen. Großes Geballer, Party und gewaltige Gefühlswallungen: Wir verabschieden jedes Jahr traditionellerweise mit möglichst viel Radau, weil im nächsten ja vermeintlich alles besser wird. Bei so viel Untergangskrawall kann man schnell mal unter die Räder kommen – außer natürlich, man hält sich an unsere praktischen Survival-Tipps für den Jahreswechsel.
1. Feste planen
Die wichtigste Frage zum Jahresende ist auch gleichzeitig die stressigste: Wo verbringst du Silvester, und mit wem? Das festliche Besäufnis will vorausschauend geplant sein – immerhin sind die Feierlichkeiten schon Wochen zuvor Thema. Fährt man nach Paris oder auf eine gemütlichen Almhütte? Feiert man mit Freunden? Mit Arbeitskollegen? Mit völlig Fremden in öffentlichen Plätzen? Mit der Familie, von der diese Frage vorzugsweise gestellt wird?
Wer keine passende Feier findet oder sich gar den Festlichkeiten verweigern will, darf sich auf eine harte Prüfung vorbereiten: Nicht mal bei Wurzelbehandlungen und Steuerprüfungen erntet man mehr mitleidige Blicke, als wenn man Silvester alleine zuhause verbringt. Man kommt sich vor, als würde man ein Schild tragen, auf dem steht: Ich habe keine Freunde, keine Familie, keine Arbeitskollegen, und auf dem Weg zu den öffentlichen Plätzen verlaufe ich mich regelmäßig.
Unsere Empfehlung: Selber eine Feier organisieren, vorzugsweise bei jemand anderem (damit man hinterher nicht aufräumen muss). Da kann man sich aussuchen, wer kommt. Und wer alleine sein will, ruft ein so exklusives Fest ins Leben, dass es sonst niemand auf die Gästeliste schafft. "Empfang im engsten Kreis" klingt doch besser als "Schlafen vor dem Fernseher", oder?
2. Die Frage der Ausrüstung
Egal, wie die Feierlichkeiten aussehen: Zur Geisterstunde lockt das Feuerwerk. Auf dem Land ist man mitunter für jede trübe Funzel am Horizont dankbar, in der Stadt proben dagegen zahllose Menschen schon Tage vorher ihr Mitternachtsmanöver. Wer sich zum Jahreswechsel unbedarft in bevölkerte Regionen begibt, kann schon mal in einen ausufernden Schusswechsel geraten: Ganze Stadtteile ballern auf angrenzende Nachbarsgebiete. Einzelpersonen schaffen Raketen und Sprengstoff heran, als gälte es, Diktatoren zu stürzen. Und die Stadtverwaltung freut sich, ihr nicht für kleinliche Renovierungsarbeiten oder das Bildungswesen verprasstes Restbudget im wahrsten Sinne des Wortes verpulvern zu können.
Wer sich ins Eskalationsgebiet wagt und womöglich selber am erbarmungslosen Feuergefecht teilnehmen möchte, kann aufatmen: Kevlar-Schutzwesten und entsprechende Helme gibt es bei den üblichen Online-Allesverkäufern schon im unteren dreistelligen Bereich. Ansonsten empfehlen wir, sich ein Vorbild an der Schweiz zu nehmen: Neutral bleiben und von sicherer Warte aus zusehen.
3. Zuviel Fernsehauswahl
Wer zuhause mit den Menschen aus der Glotze feiert, steht womöglich vor Entscheidungsschwierigkeiten: Wieviel Heiterkeit auf zwölf Millionen Kanälen erträgt man? Schaut man sich an, wie Tom Cruise auf 3Sat beim Open Air singt, oder doch lieber, wie Celine Dion auf Pro7 in "Mission: Impossible 3" harte Terroristen in die Knie zwingt? Ach halt, das war wohl umgekehrt.
Falls man sich mit der Programmfindung nicht zuviel Stress machen will, könnte man ja auch einfach "Dinner for One" schauen – zwei Dutzend Mal. Von zwölf Uhr mittags bis vier Uhr nachts läuft der altehrwürdige Sketch quer durch alle Kanäle immerhin 24 Mal, wenn wir richtig gezählt haben, und wer jedes Mal selber das Glas dazu hebt, stolpert spätestens um acht schon selber wie Freddie Frinton über den Tigerkopf.
4. Der Blick zurück...
Ob gefeiert wird oder nicht, durch den Jahresend-Blues muss jeder durch. Da lässt man noch einmal das Jahr Revue passieren, wundert sich, wo die Zeit geblieben ist, und freut sich drauf, dass im nächsten Jahr alles viel besser wird – vor allem die Silvesterfeiern. Fernsehen und Zeitschriften helfen kräftig nach, den Jahresabschluss auch wahrzunehmen: "Die besten Bücher 2014", "Die peinlichsten TV-Momente 2014" und "Die größten Hits, die wir schon wieder vergessen haben, 2014" – es gibt nichts, woraus man keine Jahresbestenliste machen könnte.
Auch auf Staatsseite nimmt man Notiz vom Jahreswechsel: In Deutschland hält kurz vor Mitternacht Kanzlerin Merkel zum Ausklang eine Neujahrsansprache. In Österreich ist man dezent genug, die wohlfeilen Worte des Bundespräsidenten am 1.1. im Vorabendprogramm zu verstecken – vielleicht, weil man eh nicht immer weiß, wer da gerade im Amt ist.
Da hilft eigentlich nur die Gewissheit, dass ja doch immer alles gleich bleibt – dann kann man all diesen Rückblicken mit gelassenem Schulterzucken begegnen. So wie wohl auch die Leute vom ARD, die bei Helmut Kohls Neujahrsansprache 1986 einfach die von 1985 nochmal gesendet haben. So groß sind die Unterschiede in all den Jahresrückblicken wohl nicht.
5. … und nach vorn
Mit der neuen Jahreszahl kommt auch die Kurskorrektur im eigenen Leben: Endlich mit Rauchen aufhören! Öfter mal die Oma besuchen! Endlich Isländisch, Kantonesisch und Karakalpakisch lernen! Nie wieder den Kindern die Bonbons klauen! "Krieg und Frieden" lesen! Früher die nächste Silvesterfeier planen! Und: Nicht immer auf Facebook versumpfen, lieber mal Kochen lernen!
Die wunderbaren guten Vorsätze halten dann ungefähr drei Tage. Vielleicht auch mal fünf oder zehn, wenn "Krieg und Frieden" noch jungfräulich auf dem Nachttisch liegt. Aber nur kurze Zeit später ist alles beim Alten: Man raucht, die Oma wohnt weit weg, die Sprachen sind zu schwer, das Buch zu lang, Silvester ist weit weg und Facebook einfach lebensnotwendig. Ebenso wie die Bonbons.
Es hilft nichts: Der beste Vorsatz für das neue Jahr ist es wohl, sich keine guten Vorsätze zu machen.
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