Ein weiterer Deutscher startet in der WWE durch: Der Hamburger Marcel Barthel steht seit eineinhalb Jahren bei der populären Wrestling-Liga unter Vertrag. Im Interview spricht er über sein Debüt und den anderen Deutschen in der WWE, Alexander Wolfe.
Marcel, am 8. August hattest du dein erstes Match in der WWE-Nachwuchsliga NXT gegen Keith Lee, welches du verloren hast. Seitdem bist du nicht mehr in der WWE angetreten. Warum?
Marcel Barthel: Ich musste eine kleine Verletzungspause einlegen, ich habe mich am Unterschenkel verletzt. Vier Wochen bin ich ausgefallen. Passend zu den Tryouts in Deutschland bin ich wieder fit geworden.
Bei den ersten sogenannten Tryouts in Deutschland suchte die WWE vergangene Woche nach neuen Talenten, auch aus Deutschland. Du warst als Beobachter dabei. Wie war dein Eindruck von den Teilnehmern?
Wir hatten Teilnehmer aus verschiedenen europäischen Ländern und Richtungen dabei: Strongman, Rugby-Spieler, MMA-Fighter oder Fitnessmodels. Man merkt einfach immer wieder, dass Wrestling etwas ist, das man mit nichts anderem vergleichen kann. Es gibt Leute, die wirklich tolle Crossfit-Athleten sind und trotzdem konditionell beim Wrestling ganz alt aussehen. Ich bin gespannt, ob es jemand von den Jungs und Mädels geschafft hat.
44 Teilnehmer waren am Anfang bei den Tryouts dabei, am Ende waren es nur noch 32. Wo sind die zwölf anderen abgeblieben?
Manchmal gibt es auch Leute, denen die Sache zu hart wird. Es ist schwer einzuschätzen für Leute, die nicht aus diesem Geschäft kommen, auf welchem Level wir uns bewegen. Die müssen dann auch zugeben, dass sie die sportlichen Anforderungen unterschätzt haben.
Du selbst hast dein Debüt in der WWE bereits hinter dir. Wie geht es nun weiter mit dir?
Schauen wir mal. Ich glaube, dass bisher alles sehr gut aussieht. Wir arbeiten jeden Tag hart im Performance Center (Anm. d. Red.: Das Leistungszentrum der WWE in Orlando, Florida). Ich kann nur versprechen, dass ich Deutschland da drüben gut repräsentiere.
Neben dir gibt es einen weiteren Deutschen in der WWE, Alexander Wolfe. Er hat den Aufstieg in den Hauptkader bereits geschafft. Doch bis vor Kurzem durfte er monatelang nicht im Fernsehen auftreten, war aufs Abstellgleis geraten. Wie hat er diese Zeit erlebt?
Dazu darf ich nichts sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass ich Alexander Wolfe schon lange kenne, seit meinen ersten Kämpfen. Er ist ein sehr guter Freund von mir.
Sowas kann viele Gründe haben. Das können auch sehr gute Gründe sein, das weiß man nie. Was ich bisher von ihm gesehen habe, war sehr stark. Er macht auf diesem hohen Niveau einen tollen Job und ich freue mich auf weitere Auftritte von ihm. Deswegen würde ich da nicht so viel hineininterpretieren.
Alexander Wolfe – Axel Tischer mit realem Namen - ist zwei Jahre länger als du in der WWE. Wie hat er dich darauf vorbereitet?
Er hat mir sehr geholfen, gerade was das Ankommen in den USA angeht: Papierkram, Kultur, Wohnung finden, Auto kaufen. Selbstverständlich habe ich ihn auch mit Fragen gelöchert, was in der WWE wichtig ist.
Vor deiner ersten Trainingseinheit im Performance Center: Wie nervös warst du?
Es ist schon alles sehr Ehrfurcht einflößend. Es ist ein riesiges Gebäude, man sieht viele Menschen, die man schon als Kind im Fernsehen gesehen hat oder die man schon als Charakter auf der PlayStation gespielt hat.
Wen meinst du damit?
Unseren Headcoach Matt Bloom zum Beispiel. Es ist unfassbar, dass ich von A-Train trainiert werde. Darauf bin ich sehr stolz.
Dann wären da noch die ehemaligen Wrestler Scotty 2 Hotty und Norman Smiley. Oder Robbie Brookside, den ich schon kenne, seit ich ein kleiner Junge war. Er war damals schon ein Held für mich.
Aufgeregt war ich also schon. Ich wusste aber, dass ich mich auf meine ringerischen Fähigkeiten verlassen konnte. Ich habe immer großen Wert darauf gelegt, dass ich das Handwerk an sich beherrsche. Dementsprechend früh wurden Fabian Aichner und ich schon im Ring eingesetzt.
Fabian Aichner kam etwas früher als du in der WWE an. Er ist Südtiroler und hat bei der deutschen Wrestling-Legende Alex Wright trainiert. Wie sehr hilft dir das, mit einem deutschsprachigen Wrestler trainieren zu können?
Sehr natürlich. Es ist schon lustig, Fabian und ich haben für dieselben Ligen in Deutschland gekämpft, haben uns aber nie getroffen. Am allerersten Tag hat er mich in den USA abgeholt, weil wir in ein Auto gebucht wurden. Wir sind dann zusammen ins Performance Center gefahren. Schon nach zehn Minuten haben wir locker miteinander geredet. Fabian ist jetzt ein Riesenhalt für mich da drüben und einer meiner besten Kumpels. Wir kommen auch gerade zusammen aus dem Ring.
Das Showmatch vor Journalisten und Tryout-Teilnehmern hast du aber verloren …
Ja, so spielt’s manchmal. Man kann nicht immer gewinnen. Wenn du immer gewinnst, dann lernst du nie dazu.
Im Ring trittst du recht arrogant und selbstgefällig auf. Lag's daran?
Das kann sein. Manchmal macht man vielleicht zu viel und passt nicht auf. Aber der Fabian ist schon ein starker Junge. Daher freue ich mich auf eine Revanche. Es ist keine Schande, gegen so einen begabten Athleten zu verlieren.
Im Ring spielst du den Bösewicht. Wie erklärst du jemanden, der dich noch nie gesehen hat, wen du darstellst?
Ich bin die 2018-Version eines Deutschen. Er kommt ein bisschen arrogant rüber. Aber wenn er im Ring steht, ist er ganz strukturiert und sehr effizient. Dort gibt es keinen Raum für Nonsense.
Ich stehe für den europäischen Stil, den mir mein Vater beigebracht hat. Ich stehe für absolute Härte. Ich stehe für Wrestling.
Marcel, vielen Dank für das Gespräch.
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