Am heutigen 3. April wäre die Schauspiellegende Marlon Brando 100 Jahre alt geworden. Als Vorzeige-Rebell Hollywoods hat er sich ewigen Kult-Status gesichert.
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Tatsächlich ließ Brando bereits beim Start seiner Schauspielkarriere erkennen, dass man es bei ihm mit einem Talent zu tun hatte, das nicht beabsichtigte, sich den seinerzeit bestehenden Konventionen der Branche zu unterwerfen. Nach einer chaotischen und schließlich ohne Abschluss abgebrochenen Schulkarriere ging er 1943 nach New York und besuchte dort an der progressiven New School den "Dramatic Workshop" der aus Nazi-Deutschland emigrierten Theaterlegende Erwin Piscator (1893-1966), einem Wegbereiter des politischen Theaters.
Karrierestart als Meister des "Method Acting"
Während er sich mit dem ehrwürdigen Workshop-Meister bald in die Haare geriet und schon nach einem Dreivierteljahr herausgeworfen wurde, fixierte sich der aufmüpfige Newcomer auf dessen Schauspiellehrerin Stella Adler (1901-1992), die mit ihrer radikalen Spielart des naturalistischen "Method Acting" größten Einfluss auf Brandos Karriere haben sollte. Dass diese Schauspieltechnik darauf abzielte, den Darsteller möglichst eng mit ihrem gespielten Charakter zu verschmelzen und ihn mit psychologischen Techniken an seine Grenzen gehen zu lassen, kam Brandos ausgeprägter Emotionalität sehr entgegen.
Nachdem ihm seine gut vernetzte Mentorin Adler zu ersten Broadway-Engagements verholfen hatte, wurde er 1947 mit seiner Hauptrolle in dem als Sensation gefeierten Theaterstück "Endstation Sehnsucht" endgültig zum lebenden Flaggschiff dieser revolutionären Schauspielphilosophie. Ganz nebenbei wurde er mit seinem seinerzeit ungewöhnlichen Bühnenoutfit aus hautengen Blue Jeans und einem einfachen weißen T-Shirt, das ihm die Kostümdesignerin Lucinda Ballard (1906-1993) auf den muskulösen Körper schneiderte, über Nacht zu einer lässigen Stilikone, die größten Einfluss auf die Jugendmode der kommenden Jahre haben sollte.
Prototyp des rebellischen Outsiders
Männliche Darsteller mit einer derartig unverblümten sexuellen Ausstrahlung hatte das amerikanische Kulturleben bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen. Als Marlon Brando 1950 den Sprung vom New Yorker Broadway nach Hollywood wagte, baute er seinen Nimbus des unangepassten Charakterdarstellers mit Sexappeal weiter aus. Neben der Verfilmung des Bühnenstücks "Endstation Sehnsucht" (1950) setzte er in dieser Hinsicht vor allem mit seiner Rolle des Motorradgang-Anführers Johnny Strabler in "Der Wilde" (1953) einen weiteren Meilenstein.
Bereits vor dem Drehstart seines ersten Filmes "Die Männer" (1950) hatte sich Brando unverzüglich daran gemacht, die bisher geltenden Spielregeln Hollywoods seinem Genie anzupassen. Als einer der ersten amerikanischen Filmdarsteller überhaupt setzte er durch, für diesen Film nur einen "One-Picture-Deal" abzuschließen, mit dem er lediglich für einen einzelnen Film verpflichtet wurde. Üblich waren zu dieser Zeit mehrjährige Studioverträge, die den Schauspielern meist nicht erlaubten, ihre Filmrollen selbst auszuwählen. Soweit finanziell möglich, setzte er dieses Prinzip für den Rest seiner langen Karriere konsequent durch.
Film-Flops unter der Knute Hollywoods
Unfreiwillige Ausnahmen von seiner Regel, sich zu Höchstgagen Rollen selbst auszuwählen und während der Drehs starken Einfluss auf die Regie auszuüben, produzierten in seiner weiteren Laufbahn fast durchgehend Filme, die im Rückblick zu seinen schwächsten Leistungen gezählt werden. Nachdem Brando Anfang der 1960er Jahre seine eigene Filmproduktionsfirma "Pennebaker Productions" endgültig wirtschaftlich an die Wand gefahren hatte und von den Universal Studios aufgekauft wurde, musste er sich bei dem Konzern zähneknirschend für fünf äußerst kommerziell orientierte Filme verpflichten.
Heraus kamen Werke wie "Zwei erfolgreiche Verführer" (1964) oder "Die Gräfin von Hongkong" (1967), mit denen weder der Schauspieler noch das Publikum glücklich wurden. Als Brando 1971 die Rolle des Don Vito Corleone in "Der Pate" ergatterte, galt die Karriere des Hollywood-Rebellen allgemein als erledigt. Die Besetzung der Rolle mit dem vermeintlich verglühten Hollywoodstar musste der damals noch blutjunge Regisseur Francis Ford Coppola (84) gegen den Willen der Produktionsfirma durchdrücken.
Brando als politischer Vorkämpfer für Bürgerrechte
Dass Marlon Brando auch abseits der Filmsets ein Faible für gesellschaftliche Outsider hegte und sich politisch engagierte, zeigte sich nicht erst, als er 1973 die Academy Awards boykottierte, bei denen ihm für seine Rolle in "Der Pate" der Oscar als bester Schauspieler verliehen werden sollte.
Anstatt selber zu der Veranstaltung zu gehen, entsandte er die indigene Aktivistin Sacheen Littlefeather (1946-2022) dort hin, um vor dem konsternierten Publikum eine Solidaritätserklärung Brandos mit dem "American Indian Movement" zu verlesen, in dem unter anderem die stereotype Darstellung der Indianer durch die amerikanische Filmindustrie angeprangert wurde.
Bereits in den 1960er Jahren war Brando mit seiner Unterstützung der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung in Erscheinung getreten und hatte zusammen mit prominenten Kollegen wie Paul Newman (1925-2008), Burt Lancaster (1913-1994) oder Harry Belafonte (1927-2023) die schwarze Bürgerrechtsikone Martin Luther King (1929-1968) unterstützt.
Der unberechenbare Schrecken der Regisseure
Als Rebell und unberechenbarer Faktor machte sich Brando selbstverständlich auch an den unzähligen Filmsets seiner Karriere einen Namen. So setzte er etwa 1968 inmitten der Dreharbeiten zu "Queimada - Insel des Schreckens" (1979) durch, das Filmset von Kolumbien nach Marokko zu verlegen, weil ihm in Südamerika die Hitze, die Mücken und das Essen auf die Nerven gingen. Auch beim Dreh des Westerns "Duell am Missouri" (1976) im Jahr 1975 gab er den Querulanten und trieb den Regisseur in den Wahnsinn, indem er seine Rolle plötzlich mit irischem Akzent sprach und immer wieder kleine Gags einbaute, die nicht im Drehbuch vorgesehen waren.
Ebenfalls als legendär gelten die Dreharbeiten zu dem Antikriegsfilm "Apocalypse Now", bei denen er den Regisseur Coppola bei seiner Anreise auf den Philippinen mit einem drastisch veränderten Erscheinungsbild schockierte. Nachdem er ein halbes Jahr zuvor für eine Rekordgage von 3,5 Millionen Dollar unter Vertrag genommen wurde, erschien er nun mit einem Körpergewicht von über 110 Kilogramm, mit rasiertem Schädel und in desaströser gesundheitlicher Verfassung am Set. Wie die Filmgeschichte zeigen sollte, tat dies seiner legendären schauspielerischen Leistung in der Rolle des verrückt gewordenen Colonel Walter E. Kurtz keinerlei Abbruch. (tj/spot) © spot on news
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