Das Schauspieler-Ehepaar Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer ist am Sonntag Seite an Seite in einer Episode der ZDF-Serie "Familie Anders" zu sehen. Der österreichische "Tatort"-Star erklärt im Interview, warum Kramer und er – anders als die Eheleute Herzog in dem Film – bisher nie eine Therapie gebraucht haben.

Ein Interview

In der Serie "Familie Anders" (am 7. April um 20:15 Uhr im ZDF) spielen Harald Krassnitzer und Ann-Kathrin Kramer Eheleute, die sich einer Paartherapie unterziehen. Im wirklichen Leben sind die beiden Film-Stars seit mehr als 20 Jahren liiert.

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Im Interview mit unserer Redaktion hat der 63-jährige Schauspieler über die besondere Episoden-Hauptrolle mit seiner Frau gesprochen und erklärt, warum "wir selbst als Paar bisher nie eine Therapie gebraucht haben". Zudem gibt der österreichische "Tatort"-Darsteller einen Ausblick, wie es mit seiner Paraderolle des Moritz Eisner in den kommenden Monaten weitergehen wird.

Herr Krassnitzer, Sie haben mit Ihrer Frau Ann-Kathrin Kramer eine Paartherapie gemacht und sich dabei von TV-Kameras begleiten lassen. Was ist passiert? Bitte klären Sie uns auf!

Harald Krassnitzer: Im richtigen Leben ist bei uns Gott sei Dank alles in Ordnung. Es braucht sich also niemand Sorgen zu machen. Und im richtigen Leben hat es uns riesigen Spaß gemacht, die Episode zu der Serie zu lesen, auf die Sie anspielen …

Es geht um die ZDF-Serie "Familie Anders", in der Sie als Ehepaar Leander und Liv Herzog auf der Couch von Paartherapeut Fabian Anders (gespielt von Moritz Treuenfels) Platz nehmen werden. Was hat den Ausschlag dafür gegeben, dass Sie beide für die Episode "Die rosarote Brille" zugesagt haben?

Das faszinierende Drehbuch. Den Autoren und Autorinnen ist es gelungen, das Krankheitsbild eines Narzissten in einer unglaublich hohen, dichten Präzision zu zeichnen – und dabei einen schönen, schmalen Grat an Humor, Grausamkeit und Absurdität einzubauen. Das ist für jeden Schauspieler ein Geschenk. Insofern haben wir uns für dieses Projekt ausnahmsweise sehr gerne in Therapie begeben (lacht).

Waren Sie beide sofort überzeugt oder musste einer oder eine überredet werden? Schließlich war es vermutlich Voraussetzung, dass Sie gemeinsam als Paar zusagen ...

Richtig. Dass reale Paare mitspielen, gehört zum Konzept dieser Serie – Kai Wiesinger und Bettina Zimmermann waren zum Beispiel auch schon dabei. Bei uns läuft es in der Regel so ab, dass jeder für sich das Buch erst einmal liest. Wir sind dann nahezu zeitgleich aus unseren Zimmern gestürmt und haben sofort gesagt, dass wir das unbedingt machen müssen.

Krassnitzer: "Donald Trump in seiner narzisstischen Störung sehr ausgeprägt"

In einer Szene sagen Sie in Ihrer Rolle als ehemaliger Chirurg Leander Herzog: "Ich war ein Superstar am Skalpell, und meine Frau – sehen Sie sie an: Sie ist wunderschön und sie hat natürlich hohe Ansprüche." Sind Sie mit Narzissten dieser Größenordnung schon häufig selbst in Berührung gekommen?

Das bekannteste Beispiel, das uns allen geläufig ist, ist Donald Trump. Er ist in seiner narzisstischen Störung sehr ausgeprägt. Wenn wir sehen, wie er seine Frauen manchmal vorgeführt hat und wie er mit Menschen ohnehin umgeht, dann steht er genau dafür. Und wir sprechen hier von jemanden, der nach Ansicht vieler Amerikaner erneut US-Präsident werden soll. Natürlich hat jeder von uns solch gebrochene Persönlichkeiten selbst schon mal erlebt – also Menschen, die dich auf der einen Seite mit ihrer außergewöhnlichen Ausstrahlung irgendwie einnehmen, bei denen auf der anderen Seite aber sofort die Alarmglocken schrillen. Ich selbst hatte solche Begegnungen natürlich auch schon – etwa bei gewissen Partys, bei denen man manchmal auf Leute trifft, die sehr von sich eingenommen sind, aber nur wenig Interesse an ihrem Gegenüber zeigen.

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Würden Sie, so wie die Herzogs im Film, unter bestimmten Voraussetzungen eine Paartherapie in Anspruch nehmen? Wie gehen Sie privat als Paar mit Problemen um?

Prinzipiell finde ich die Institution einer Therapie gut. Die Inanspruchnahme von Dritten, die einem helfen, einen Weg zu finden, halte ich für absolut richtig und wichtig. Ich habe vor 30 Jahren selbst mal eine Therapie gemacht. Für mich war das eine der wichtigsten und spannendsten Erfahrungen meines Lebens. Insofern stehen wir dem sehr offen gegenüber. Wir selbst als Paar haben bisher aber nie eine Therapie gebraucht. Es ist nicht so, dass es im Verlauf unserer 20-jährigen Beziehung keine schwierigen Momente gegeben hätte. Wir haben es jedoch immer geschafft, gut zu streiten. Damit meine ich, dass wir die Dinge klar benennen und uns auch die Zeit nehmen, Konflikte auszuhalten. Hinzu kommt, dass wir beide nicht versuchen, aus dem anderen etwas zu machen, was er nicht ist. Sätze wie "Du musst doch jetzt mal" oder "Das wäre doch jetzt mal toll" finden in unserer Kommunikation nahezu gar nicht statt. Das zeigt schon mal ein sehr hohes Maß an Vertrauen, Empathie und einem tiefen Gefühl füreinander.

Geht es einfacher, wenn man seinen Partner so nimmt, wie er ist?

Ganz bestimmt geht es einfacher, wenn man seinen Partner so akzeptiert, wie er oder sie eben ist. Außerdem ist es ein bisschen so wie beim Kochen: Die wirklich guten Gerichte, die einen wärmen und nähren, werden mit ganz wenigen Ingredienzen zubereitet. Du brauchst nur zwei, drei Zutaten, um dich sofort wohl zu fühlen. Genau das haben wir im Verlauf der Jahre auch in unserem Leben gelernt: Wir brauchen nicht immer diese riesigen Aufwände und großen Events.

Was braucht es stattdessen?

Oft braucht es nur den einen Blick oder die eine Geste. Diese Dinge können einen plötzlich aus einer Sackgasse herausholen. Es hat aber auch viel mit der Zuversicht und dem Vertrauen zu tun, dass man weiß, dass der Andere einem den Raum gibt. Raum ist überhaupt imminent wichtig für eine funktionierende Beziehung. Wenn der Raum eng wird und man in diesem nicht mehr miteinander redet, dann wird es sehr schwierig. Diesen Raum haben wir uns immer gegeben. Wahrscheinlich ist das das Rezept dafür, dass es uns gut geht.

Krassnitzer und Kramer reden privat sehr wenig über den Beruf

Sie sind beide Schauspieler. Können Sie Ihren Beruf in Ihrem Privatleben überhaupt ausklammern?

Ganz ehrlich: Wir reden sehr wenig über den Beruf. Wenn wir uns etwas angucken, dann reden wir darüber. Aber ansonsten versuchen wir eher, uns über unser Verhältnis zur Welt zu besprechen und uns darüber auszutauschen, wie es uns damit geht. Das ist auch viel naheliegender. Mit diesem Blick auf das, was gerade überall passiert, ist man schon sehr ausgefüllt. Uns geht es da nicht anders als allen anderen Menschen: Es ist nicht so, dass man mit einer Leichtigkeit oder Sorglosigkeit durch die Welt gehen könnte. Viele Dinge sind gerade extrem herausfordernd – und stellen Fragen vor die Tür, die zu beantworten sind.

Im März wurde eine neue "Tatort"-Folge ("Dein Verlust") mit Ihnen ausgestrahlt. Wie wird es für die Figur Moritz Eisner in der zweiten Jahreshälfte und 2025 weitergehen?

Wir werden – "Dein Verlust" mitgezählt – in diesem Jahr mit drei "Tatort"-Folgen am Start sein, einer kommt im Mai/Juni, ein weiterer im Herbst. Parallel befinden wir uns aktuell in den Gesprächen zu zwei weiteren Filmen, die wir im nächsten Jahr drehen werden.

Batic/Leimayr ("Tatort" München) haben mittlerweile ihren Abschied angekündigt. Eisner/Fellner gehören dann bald zu den drei dienstältesten "Tatort"-Ermittlerteams. Wollen Sie dem deutschen "Krimi-Flaggschiff" denn noch möglichst lange treu bleiben?

"Lange" kann ich so nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Der große Teil des Teams befindet sich ja genauso wie ich mittlerweile in einem Alter, in dem es auch mal um andere Zyklen geht. Man weiß, dass man älter wird und dass die Gesundheit durchaus an einem nagen könnte. Das ist ja alles nicht berechenbar. Aber eines wissen wir auch: nämlich, dass uns der "Tatort" nach wie vor sehr großen Spaß macht. Dass er irgendwann eine Endlichkeit haben wird, ist uns natürlich vollkommen klar. Fix ist zunächst einmal dieses und das nächste Jahr. Was danach passiert, werden wir sehen. Ich bin dann 65 Jahre alt. Die Frage ist zudem, ob uns dann noch etwas Gutes einfallen wird. Bis jetzt gibt es aber keine Tendenzen, Schluss zu machen. Und es gibt auch noch keine Müdigkeit.

Warum werden Sie Ihre Kollegen Miroslav Nemec als Ivo Batic und Udo Wachtveitl als Franz Leitmayr, deren letzter Münchener "Tatort" 2025 laufen soll, besonders vermissen?

Es wäre ein bisschen komisch, wenn ich über die beiden jetzt so reden würde, als wenn sie nicht mehr da wären. Sie werden noch mehrfach über den Bildschirm rauschen und sehr lebendig sein – mit einer hohen Intensität und mit dem, was sie ausmacht. Also mit ihrem bayerischen "Urgesteinsschmäh", aber auch mit ihren tollen, dichten und manchmal düsteren Krimi-Geschichten. Insofern finde ich es spannender, diese Lebendigkeit aufrechtzuerhalten. Für einen "Nachruf" ist es mir noch zu früh.

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