Im Prozess wegen sexueller Übergriffe hat der französische Schauspielstar Gérard Depardieu sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen. Vor dem Pariser Gericht beteuerte der 76-Jährige seine Unschuld, während seine Anklägerinnen an ihrer Version der Ereignisse festhalten.
Der französische Schauspielstar
Depardieu, der zu den bekanntesten französischen Schauspielern zählt, ist angeklagt, zwei Frauen während der Dreharbeiten zum Film "Les volets verts" im Jahr 2021 sexuell belästigt zu haben. Der Schauspieler schilderte seine Erinnerungen an den fraglichen Drehtag, den 10. September 2021, an dem er laut Anklage eine 54-jährige Bühnenbildnerin forsch zu sich gezogen, ihr Geschlechtsteil berührt und ihre Brüste befummelt haben soll.
"Es war Freitag, es war heiß und schwül. Ich wog 150 Kilogramm und war schlecht gelaunt. Eine Frau betrachtete mich seltsam, sie war etwas hübsch, aber verschlossen, mit ihrem Handy in der Hand", erinnerte sich Depardieu laut "Le Monde" an die Begegnung. Nach einer hitzigen Diskussion über die Dekoration des Sets habe er die Hüften der Frau berührt, gab Depardieu zu - allerdings nur, "um nicht auszurutschen", da er so wütend über ihre Arbeit gewesen sei.
Klägerin zeichnet ein ganz anderes Bild
Die Schilderung der Klägerin zeichnet hingegen ein völlig anderes Bild des Vorfalls. Sie berichtete dem Gericht, dass Depardieu am Set "gestikulierte" und "knurrte". "Er hatte immer einen Kommentar über Frauen, ihre Kleidung. Das ist überhaupt nicht der Herr, den wir heute hier sehen", sagte sie. Die Bühnenbildnerin schilderte, wie sie mit dem Schauspieler über die Dekoration und speziell über Sonnenschirme gesprochen habe. Dann soll die Situation eskaliert sein: "Er zog mich zu sich, klemmte mich ein, er hatte viel Kraft und begrapschte mich", fuhr sie fort und erinnerte sich an sein "großes Gesicht" und seine "roten, sehr erregten Augen".
Zudem habe Depardieu gesagt: "Komm und berühre meinen großen Sonnenschirm, ich werde ihn dir in die M..... stecken!", zitierte "Le Monde" die Aussage der Klägerin. Zu den ihm vorgeworfenen vulgären Äußerungen sagte er, dass diese missverstanden worden seien. Er könne daran nichts Anstößiges erkennen und empfinde seine Aussagen eher als witzig. Im Verlauf der Verhandlung kritisierte Depardieu auch generell die MeToo-Bewegung, die er für seinen Prozess verantwortlich macht. "Diese Bewegung wird zu einem Terror werden", sagte er laut der Zeitung.
Auf die Frage des Richters, warum die Klägerin erst drei Jahre nach dem Vorfall Anzeige erstattet habe, erklärte die Bühnenbildnerin, dass sie damals nicht gewusst habe, wie sie eine sexuelle Nötigung einordnen sollte. "Ich wollte nicht darüber sprechen, ich fühlte mich gedemütigt. Ich hatte beruflich Erfolg, und wenn ich Anzeige erstattet hätte, wäre der Film gestoppt worden", erklärte sie.
Weitreichende Vorwürfe
Der aktuelle Prozess ist nicht der einzige Fall, in den Depardieu verwickelt ist. Insgesamt haben etwa 20 Frauen öffentlich Missbrauchsvorwürfe gegen den Schauspieler erhoben, darunter zwei wegen Vergewaltigung. Mehrere Verfahren wurden jedoch wegen Verjährung bereits wieder eingestellt. Die französische Schauspielerin Charlotte Arnould (29), die im Gerichtssaal als Zuschauerin anwesend war, hatte 2018 als erste eine Anzeige gegen Depardieu eingereicht. Im August 2024 beantragte die Pariser Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung gegen den Schauspieler, über das ein Untersuchungsrichter noch entscheiden muss.
Neben Arnould waren jedoch auch Depardieu unterstützende Personen im Gerichtssaal anwesend, darunter die Schauspielerin Fanny Ardant (76), seine Ex-Partnerin Karine Silla (59) und die gemeinsame Tochter Roxanne Depardieu (33). Der Prozess gegen den 76-jährigen Depardieu hatte am Montag begonnen und war ursprünglich bereits für Oktober 2024 angesetzt gewesen, wurde jedoch wegen gesundheitlicher Probleme des Schauspielers verschoben.
Im Falle einer Verurteilung drohen Depardieu bis zu fünf Jahre Haft und eine Geldstrafe von 75.000 Euro. Der Schauspieler hatte bereits im Oktober 2023 in einem offenen Brief erklärt, er habe "niemals eine Frau missbraucht". Er sei sein Leben lang "provokant, überschwänglich und manchmal grob" gewesen, "aber nie ein Vergewaltiger". (dr/spot) © spot on news