- Eric Stehfest lässt sich für die Doku-Reihe "Eric gegen Stehfest: In Therapie" bei einer Psychotherapie begleiten.
- Darin arbeitet er unter anderem seine Testosteron-Abhängigkeit auf.
- Wie er in die Abhängigkeit geraten ist, hat er nun in einem Interview erklärt.
Die zwölfteilige Doku-Reihe "
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der ehemalige GZSZ-Darsteller, der jahrelang mit einer Drogensucht zu kämpfen hatte, warum er die Therapie vor laufenden Kameras machen wollte und wie er seine toxische Männlichkeit überwunden hat. Zudem offenbart der 31-Jährige, warum er wieder als Schauspieler arbeiten will und was ihm in seinem Familienleben heute wichtig ist.
Wann war der Zeitpunkt da, als sie gemerkt haben, dass Ihnen eine Therapie helfen könnte?
Eric Stehfest: Ich war während meines Schauspielstudiums für ein Jahr in einer geschlossenen Langzeittherapie aufgrund meiner damaligen Crystal-Meth-Abhängigkeit. Dies war die Grundlage, um meinen Master of Arts abschließen zu können. Diese Therapie hat allerdings Traumata, die ich erlebt habe, nicht behandelt. Die Therapeutin hat mir damals geraten, den Missbrauch, den ich als Kind erfahren habe, in einer weiteren Psychotherapie zu behandeln.
Während ich mit meiner Frau Edith unser gemeinsames Buch "Rebellen Lieben Laut" geschrieben habe, wurde mir klar, dass ich mich befreien und mich allen Themen meiner Vergangenheit stellen muss.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, die Therapie von Kameras begleiten zu lassen?
Ich werde im Grunde seit meiner Kindheit von der Kamera oder Zuschauern, die auf eine Bühne blicken, begleitet. Es ist Teil meines Lebens, das Private öffentlich zu machen. Insofern war der Schritt nicht so abwegig. Was mich aber auf die Idee des Formats gebracht hat, war die Tatsache, dass ich in den letzten Jahren im Rahmen eines Projekt-Cafés mit vielen Jugendlichen gearbeitet habe, die Suchterkrankungen hatten oder haben. Die Missbräuche erlebt haben und Suizid-Gedanken kennen.
Was ich dabei immer wieder erlebte, war, wie groß deren Angst vor einer Psychotherapie war. Wegen meiner Suchterkrankung befand ich mich schon früher mal fast ein Jahr lang in Therapie. Ich weiß, wie viel dieser Schritt leisten kann. Deshalb möchte ich auch ein Stück weit dafür werben.
War es komisch, diese um sich zu haben und so persönliche Themen zu besprechen?
Anfangs ja. Denn es hörte nicht nur Livia, die Therapeutin zu, sondern auch das Filmteam. Als ich gemerkt habe, dass niemand mich verurteilt, sondern es sehr geschätzt wird, dass ich damit anderen Menschen die Chance gebe, sich mit ihrer eigenen Geschichte zu beschäftigen, haben die Kameras mir einen gewissen Rahmen geschenkt - nämlich die Sicherheit, die Therapie nicht vorzeitig zu beenden, weil es zu schmerzhaft wird.
"Seit meiner Jugend war ich unglücklich mit meinem Körper"
Sie arbeiten bei der Therapie unter anderem Ihre Testosteron-Abhängigkeit auf. Wie sind Sie da hineingeraten?
Seit meiner Jugend war ich unglücklich mit meinem Körper. Zu dünn, zu wenig Muskeln, ich sah die Nachwirkungen meines jahrelangen Drogenkonsums. Es folgte eine Rolle als Kriminalkommissar und ich wollte endlich meinem Idealbild entsprechen. Als deutscher Schauspieler ist es untypisch sich, wie in Hollywood, mit Testosteron und Personaltraining auf eine Rolle vorzubereiten.
Sie sprechen in dem Zusammenhang auch von toxischer Männlichkeit. Wie würden Sie diese beschreiben?
Ich habe mich früher immer über meine Frau gestellt und Sätze wie "Ich bringe das Geld nach Hause, ich gehe arbeiten, du nicht" gehörten zur Tagesordnung. Damals habe ich noch gar nicht verstanden, dass wir längst als Team arbeiten. Wenn Arbeit und Familienleben mich überforderten, habe ich oft rumgeschrien und war unfähig das Maß an Liebe zu fühlen, welches ich heute empfinde. Das war eine extreme Belastung für uns. Ich habe Edith nicht ganzheitlich lieben können.
Sie stellen sich bei der Therapie die Fragen "Was für ein Mann bin ich? Wer will ich sein? Und wer nicht?". Haben Sie Antworten darauf gefunden?
Ich bin Schauspieler und möchte auch als Schauspieler wieder arbeiten. Denn ohne diese Arbeit nehme ich zu viele Rollen mit in meine Realität. Ich habe mit meiner Männlichkeit Frieden geschlossen. Ich möchte niemand sein, der sich mit körperlicher oder psychischer Gewalt über die Grenzen anderer hinwegsetzt. Ich bin ein Mann, der zu seiner Frau steht, mit allem was sie mitbringt.
Ich liebe das Spektakel, Surreales und das Nachdenken über Selbstoptimierung und Unsterblichkeit. Ich will in dem, was ich tue der Beste sein und die Welt mit meiner Kraft erforschen. Doch genauso liebe ich die kleinen, leisen Momente in der Realität. Ich erlaube mir alles zu fühlen.
Auch der Prozess um die Vergewaltigung Ihrer Frau wird in der Therapie aufgearbeitet. Wie beeinflusst der Prozess Sie heute noch?
Edith und ich konnten damit nicht abschließen, denn der Täter hat Berufung eingelegt und meine Frau muss im Herbst erneut aussagen, diesmal vor dem Landgericht. Vor Gericht haben wir erfahren, dass der Täter nicht nur wegen Vergewaltigung, sondern auch wegen des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornographie verurteilt wurde. In diesem Thema gibt es in meinen Augen keine Entschuldigung und es ist eine riesige Last, dieses Thema noch länger in unserem Leben haben zu müssen.
Deshalb werden wir uns mit Carsten Stahl zusammentun. Herr Stahl hat sich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Missbrauch und Gewalt an Kindern beschäftigt und es damit bis in die Politik geschafft. Gemeinsam mit ihm werden wir versuchen, diesen Prozess zu gewinnen.
"Ich will weder meines, noch das Leben meiner Kinder verpassen"
Was ist Ihnen bei Ihrem Familienleben mit Ihrer Frau und den beiden Kindern heute wichtig?
Lebensfreude. Mich immer wieder daran zu erinnern, dass wir im Hier und Jetzt leben und es verdient haben, glücklich zu sein. Ich will weder meines, noch das Leben meiner Kinder verpassen, weil ich mit meinen Gedanken entweder nur in der Vergangenheit oder in der Zukunft gelebt habe. Für einen wundervollen Moment braucht es oft nicht mehr als einen wachen Blick für das, was ich bereits habe.
Was wollen Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?
Ich glaube an meine Kinder und sage ihnen das auch. Ich sage ihnen, dass ich sie liebe und wenn ich etwas falsch gemacht habe, entschuldige ich mich dafür. Ich arbeite aktiv daran nicht zu schreien, um hoffentlich nichts in ihren jungen Seelen kaputt zu machen. Ich mache nicht alles richtig. Ich mache nicht alles falsch. Ich erlaube mir, mich jeden Tag neu zu erfinden.
Das Leben darf auch mal still und scheinbar langweilig sein. Genauso darf für ein erfülltes Leben Rausch und Abenteuer nicht fehlen. Egal, welches Problem meine Kinder mit sich oder auch mit mir haben, wir lösen es. Gemeinsam. Ich halte die Wahrheiten meiner Kinder aus. Ich liebe meine Kinder sehr. Die Realität ist genauso schön wie die eigene Fantasie. Das möchte ich meinen Kindern gern zeigen. © 1&1 Mail & Media/spot on news
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