- 2022 feiert der NDW-Hit "Ich will Spaß" von Markus Mörl 40-jähriges Jubiläum.
- Vor zweieinhalb Jahren erlöste eine Operation den Sänger von den Beschwerden einer Nervenkrankheit.
- Jetzt gibt der Sänger mit seinem neuen Album wieder richtig Gas, wie er im Interview mit unserer Redaktion erklärt.
Herr
Markus Mörl: Ganz genau, die Operation wurde schon vor zweieinhalb Jahren vorgenommen. Die Beschwerden sind Gott sei Dank vorbei, aber der eine oder andere hat diesen Bericht und das dramatische OP-Bild in den falschen Hals gekriegt. Also bevor ich noch Beileidskarten geschickt bekomme (lacht): Danke für die Anteilnahme, aber jetzt freue ich mich darauf, mit meinem Publikum endlich wieder Spaß haben zu dürfen.
Was macht diese Trigeminusneuralgie mit einem Menschen?
Trigeminus sind Nervenstränge, die vom Rückenmark bis ins Gesicht gehen. Bei einem kleinen Prozentsatz der Bevölkerung kommt es vor, dass sich dieser Nerv meldet und echt extreme Schmerzen verursacht. Diese werden mit der Zeit schlimmer und schlimmer. Die Erkrankung ist tückisch, weil man zunächst von Zahnschmerzen ausgeht. Daher wollte ich meine Erfahrungen mit der Öffentlichkeit teilen – um andere auch darauf hinzuweisen, die vielleicht unter ähnlichen Symptomen leiden, aber nicht wissen, womit sie es zu tun haben. Geholfen hat mir dann Herr Dr. Glaser in der Uniklinik Mainz.
Wie wurde diese Nervenkrankheit dann diagnostiziert?
Ich habe unzählige Ärzte aufgesucht, doch niemand kam darauf, worunter ich eigentlich litt. Die Lebensfreude ging mehr und mehr verloren. Erst als Dr. Glaser dahinterkam und mich nach vielen Jahren des Rätselratens operierte, ging es mir endlich besser. Man muss es sich so vorstellen, dass eine Art Tesaband aus Teflon um den Nerv gewickelt wird. Dadurch reiben die Stränge nicht mehr aneinander. Es klingt simpel, doch diese Operation ist nur mit der Technik von heute möglich. Früher haben sich viele Patienten das Leben genommen.
Ihr neues Album "Das Leben liebt mich … und ich liebe das Leben" ist Mitte Juli erschienen. Was wollen Sie mit dem Titel ausdrücken?
In erster Linie bezieht er sich natürlich auf meine lange, glückliche Beziehung mit Yvonne. Es mag etwas vermessen klingen, aber ich bin und bleibe der Auffassung, dass es das Leben mit mir im Großen und Ganzen immer gut gemeint hat. Zumindest sehe ich das so. Ich habe beruflich die Möglichkeit, meiner Passion, der Musik, nachzugehen.
Waren Sie schon immer dieser positive Typ oder hat Sie die Krankheit verändert?
Meine Einstellung hat sich im Verlauf meines Lebens schon verändert. Mit 30 habe ich noch ziemlich mit mir gehadert. Erst später habe ich damit begonnen, Dinge nicht mehr als selbstverständlich hinzunehmen. Oft ist es auch eine Frage der Perspektive, ob einen die eigenen Lebensumstände glücklich machen oder nicht. Natürlich ist es wichtig, die Initiative zu ergreifen, doch manchmal entscheiden auch Zufälligkeiten über Erfolg oder Nichterfolg. Von daher immer weitermachen und dankbar sein. Und ja, ich liebe das Leben immer noch.
Ihren großen Durchbruch hatten Sie vor 40 Jahren mit dem NDW-Hit "Ich will Spaß". Das bedeutet: Sie feiern in diesem Jahr Jubiläum?
Richtig. Ich habe den Eindruck, dass aktuell viele Kolleginnen und Kollegen ihr 40-jähriges Jubiläum feiern. Anfang der 80er: Das war eine Zeit der Aufbruchstimmung. Diesen Spirit spüre ich heute übrigens wieder, wenn ich einige YouTuber und Influencer beobachte. Ich finde es immer gut, wenn junge Leute etwas wagen und ausprobieren. So war das bei der Neuen Deutschen Welle damals auch, eine echte Jugendbewegung.
Den "Summer of the 80's (feat. Yvonne)" besingen Sie auch auf dem Album. Warum war es an der Zeit für diese Hommage?
Die Idee dahinter war, dass wir das, was uns in den 80er-Jahren beschäftigt hat, zitieren und in den Song packen wollten. Wobei damals auch nicht alles Gold war, was glänzte. Das vergessen wir heute manchmal – vom Baader-Meinhof-Terror über die Umweltproblematik (Stichwort: Waldsterben und Ozonloch) bis hin zum Kalten Krieg zwischen Ost und West. Vieles, was uns damals beschäftigte, liegt ja heute leider wieder auf dem Tableau. "Ich will Spaß, ich geb' Gas" war da unser Schrei nach Befreiung aus dieser "No-Fun-Welt". Daher ist mein "Back to the 80s"-Gedanke in gewisser Weise auch ironisch gemeint.
Ihr Sohn Hannes ist in dem Musikvideo zu sehen. Wie hat er sich gemacht?
Erstaunlich gut – und das ohne Schauspielausbildung und Theater-AG in der Schule. Hannes spielt den jungen Markus aus den 80ern. Er und seine Freundin haben sofort zugesagt. Mein Sohn macht auch selbst Musik unter dem Pseudonym Hannessy, wenngleich ich das nicht so unterstütze (lacht) …
Warum das denn nicht?
Nein, war nur Spaß! Ich würde ihn auf jeden Fall unterstützen, aber ehrlich gesagt: Er fragt mich gar nicht um Unterstützung und macht alles alleine. Das nötigt mir schon wieder Respekt ab. Wobei ich es tatsächlich schwieriger finde, heute in der Musik Fuß zu fassen und davon zu leben, als es früher der Fall war. Die Hits der 80er kennt er ja durch mich, aber er macht seine eigene Rap-Musik. Das ist auch gut so: Jede Generation braucht ihre eigene Musik. Ich wünsche ihm und seinen Kollegen auf jeden Fall das Beste.
Sie arbeiten aktuell mit ESC-Legende Ralph Siegel zusammen. In welchem Bereich machen Sie gemeinsame Sache?
Ich kenne Ralph Siegel schon seit vielen Jahren und ich wollte immer schon mal mit ihm zusammenarbeiten. Umso mehr habe ich mich gefreut, als er jetzt mit seinem neuen Musical-Projekt "'N bisschen Frieden" auf uns zugekommen ist und Yvonne und mir eine Rolle zugedacht hat. Wir sind schon absolute Fans seines Musicals "Zeppelin" und "'N bisschen Frieden" wird mindestens genauso grandios. Am 20. Oktober findet die Premiere im Theater in Duisburg statt. Der Kartenvorverkauf läuft schon sehr gut.
Ist "'N bisschen Frieden" nur der Anfang oder werden wir Sie jetzt häufiger auf der Musical-Bühne zu sehen bekommen?
Ich konzentriere mich im Moment auf meine Rolle im Musical. Darüber hinaus bin ich ja auch immer noch mit der "Ich will Spaß Show" auf Live-Tour durch Deutschland. Damit bin ich im Moment gut beschäftigt.
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