Heute wäre der populäre französische Komiker Louis de Funès 100 Jahre alt geworden. Wir würdigen den legendären Schauspieler, der so unterhaltsam cholerisch wie kein Zweiter sein konnte.
Bertrand Barnier hat die Faxen dicke: Das Verwirrspiel um Koffer mit Schmuck, Geld und Kleidung, vertauschte Identitäten und unverschämte Intrigen ist zu viel für seine Nerven. Er schreit und gestikuliert, rennt auf und ab, tänzelt über ein auf den Boden gestelltes Telefon, zieht sich symbolisch die Nase lang; tut so, als würde er sie sich ums Bein wickeln und darauf Violine spielen, und pustet, als würde ihm der Kopf platzen. "Jetzt ist mir wohler", schnauft er und legt sich hin.
Mit solchen Ausbrüchen zwischen Wut und Wahnsinn – der zitierte stammt aus dem Film "Oscar" von 1967 - wurde der französische Komiker Louis de Funès weltberühmt. Kein Mensch konnte so herrlich in die Luft gehen wie er. Seine emotionalen Explosionen waren mehr als nur hysterisches Gefuchtel: Wenn eine von Louis de Funès gespielte Figur hochging, war das ein hochkreatives Feuerwerk, ein energiegeladenes Ballett aus Grimassen, Gesten, Geschrei und Genialität.
Louis de Funès zwischen Genie und Wahnsinn
Im Grunde genommen ist es faszinierend, wie beliebt de Funès angesichts der Menschen war, die er so gerne spielte. Die typische de-Funès-Figur ist hoch cholerisch und erzkonservativ, launisch und scheinheilig, lästig und gestresst. Immer wieder waren es Großindustrielle, Polizisten und andere Machtfiguren, die ihre Untergebenen wie Dreck behandeln, während sie nach oben hin höchst durchschaubar schleimen. De Funès transzendierte alle diese Figuren als ganz eigener Typ, als Kunstfigur; die Rollennamen waren dabei stets so egal, dass sie in den deutschen Verleihtiteln immer wieder verändert und durcheinandergeworfen wurden: Balduin, Louis, Oscar.
Dass diese Charaktere, die wir im wirklichen Leben als höchst unangenehme Menschen empfinden würden, so vergnüglich geraten sind, ist das große Kunststück von de Funès. Es sind Karikaturen von Autoritätsfiguren, Zerrspiegel der Mächtigen. Gleichzeitig sind sie mit ihren Schwächen so menschlich, dass man nicht nur über sie, sondern auch mit ihnen lachen kann. Es ist ein wahres Vergnügen, wie de Funès seine Mitmenschen zusammenstaucht – wie er zum Beispiel in einem diktatorischen Anfall in "Balduin, der Ferienschreck" nicht nur seinen ungehorsamen Nachwuchs frühzeitig ins Bett schickt, sondern das Dienstmädchen gleich mit. Im selben Moment zielt der Spaß auch auf diesen kleinen Giftzwerg ab, der sich wie die Situation immer weniger unter Kontrolle hat, je mehr er sich aufplustert.
Vom hart arbeitenden Schauspieler hin zur Kultfigur
Aber das allein macht den gesamten Reiz von de Funès noch nicht aus. Wie er seine explosive Gestik einsetzt, seine Hektik bis auf Anschlag zelebriert, seine Wutanfälle choreographiert – das ist so virtuos, dass es nur ein großer Künstler erschaffen kann. In der Tat war de Funès ein hart arbeitender Schauspieler, verdingte sich in jungen Jahren als offenbar höchst talentierter Jazzpianist, war Bühnenmensch, Naturliebhaber und nahm Schallplatten mit klassischer Literatur auf.
Es ist somit wohl kein Zufall, dass er in so vielen Rollen stets mit der Welt der Kultur und des Genusses in Berührung kommt: Wir sehen de Funès nicht nur als Machtmensch, sondern auch als Kunsthändler, als Gourmet, Restaurantchef und Bühnenchoreograph. An der Seite von Jean Gabin lernt er in "Balduin, das Nachtgespenst", wie man ordentlich schlemmt – gebackene Kaldaunen, Apfelwein, gefüllter Wirsingkohl, saure Sahne, Hasenpfeffer, ein Beaujolais. In den Gaumenfreuden geht de Funès genauso auf wie in seiner Cholerik: Er verzieht hingerissen das Gesicht, macht lustvolle Geräusche und zeigt mit üppigen Gesten, wie begeistert er ist.
Louis de Funès war ein Unikat. Mit seinem Tod im Jahr 1983 – infolge eines Herzinfarkts im Alter von 68 Jahren – verlor das Kino einen Charakterkopf.
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