Sie ist erfolgreiches Topmodel, Unternehmerin, Investorin und bald auch Podcasterin: Stefanie Giesinger. Ab dem 17. Januar startet ihr erster eigener Podcast "G Spot mit Stefanie Giesinger", in dem sie sich unter anderem mit Tabuthemen beschäftigen will.

Ein Interview

Mit ihrem ersten eigenen Podcast "G Spot mit Stefanie Giesinger" (ab 17. Januar 2024 immer mittwochs überall, wo es Podcasts gibt) will die 27-Jährige verschiedene Themen aus der Tabuzone holen, Horizonte erweitern und nicht zuletzt Safe Spaces schaffen. Im Gespräch mit unserer Redaktion spricht die Gewinnerin von "Germany's Next Topmodel" 2014 über das Verlassen der eigenen Comfortzone und blickt zurück auf die Zeit, in der sie an Depressionen erkrankt war.

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Frau Giesinger, in Sachen Podcast waren Sie schön häufiger gern gehörte Gästin bei verschiedenen Hosts. Nun geht Ihr eigener Podcast "G Spot mit Stefanie Giesinger" an den Start. Was steckt dahinter?

Stefanie Giesinger: Ich freue mich, Raum für meine eigenen Interessen und Fragen zu schaffen. Ich glaube, dass diese Themen, wie unter anderem Beziehungen, Feminismus, Sex, Liebe und Mode, nicht nur mich beschäftigen, sondern auch meine potenziellen Zuhörer und Zuhörerinnen. Mein Ziel ist es, dass ich von den Gästen und Gästinnen lerne, meinen Horizont erweitere und dass die Zuhörerschaft das Gleiche empfindet.

Der Titel "G Spot" ist ja durchaus mit einem schmunzelnden Augenzwinkern zu verstehen – wie kam es zu dem Namen?

Es ist ein Zusammenspiel aus meinem Nachnamen und der eigentlichen Bedeutung. Vor zwei Jahren hatte ich einen Job für eine Dating-App. Nach den Dreharbeiten scherzte ich, dass ich mal einen Podcast kreieren werde, der "Hot Girl Summer by Stefanie G-Punkt" heißen soll. Insgeheim habe ich diesen Scherz sehr ernst gemeint, denn es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht, über meine Erfahrungen und Wünsche zu sprechen. Ein Jahr später saßen wir dann im Produktionsbüro von Studio Bummens und "G Spot" war geboren.

Stefanie Giesinger: "Natürlich fällt es auch mir nicht immer leicht, über tiefgreifende Themen zu sprechen"

Die Gespräche sollen inhaltlich nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern auch Themen wie mentale Erkrankungen aus der Tabuzone holen. Fällt es Ihnen selbst schwer, über schwerere Themen zu sprechen und damit auch eigene Comfortzonen zu verlassen?

Natürlich fällt es auch mir nicht immer leicht, über tiefgreifende Themen zu sprechen, vor allem, wenn es um etwas geht, das Wunden aufreißt. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ein Safe Space entsteht und ich mich ohne Tabus öffnen kann, meine Gesprächspartner und -partnerinnen und ich uns weniger alleine und erleichtert fühlen. Ich glaube, dass wir von einem offenen, empathischen und ehrlichen Austausch nur profitieren und voneinander lernen können. Tabus sind Konstruktionen der Gesellschaft, die rekonstruiert werden müssen, weil sie auf Scham basieren.

Sie selbst waren an Depressionen erkrankt und sprechen sehr offen über diese herausfordernde Zeit. Was hat die Depression damals mit Ihnen gemacht?

Sie hat mir jegliche Energie geraubt. Im Grunde wurde ich von ihr ausgesaugt.

Gab es Momente, in denen Sie Sorge hatten, es nicht aus dieser schweren Episode herauszuschaffen?

Während der Depression hatte ich keine Rationalität, der damalige Zustand war allgegenwärtig. Als wäre es nie anders gewesen, als würde es nie wieder anders werden.

Wie geht es Ihnen heute?

Im Moment geht es mir gut und ich kann jetzt auch mit kürzeren negativen Phasen umgehen. Bis vor kurzem hatte ich an jedem schlechten Tag große Angst, wieder in eine Depression zu fallen.

"Es fällt mir nicht leicht, Ratschläge zu geben, da jede mentale Erkrankung sehr individuell ist"

Und was können Sie Betroffenen mit auf den Weg geben?

Es fällt mir nicht leicht, Betroffenen Ratschläge zu geben, da jede mentale Erkrankung sehr individuell ist und es frustrierend sein kann, wenn man von anderen Ratschläge erhält, die man selbst nicht umsetzen kann oder die einem nicht weiterhelfen. Ich wünsche jeder Person viel Kraft, vor allem in schwierigen Zeiten.

Zusätzlich sind Sie an einer seltenen chronischen Darmkrankheit namens Volvulus durch Malrotation erkrankt. Lange Zeit wurden Ihre Beschwerden jedoch nicht ernst genommen – stattdessen wurde Ihnen vorgeworfen, nur Aufmerksamkeit erhaschen zu wollen. Eine Erfahrung, die vor allem Frauen mit Blick auf verschiedene Erkrankungen immer wieder machen – was macht das mit Ihnen?

Es hat mir die Augen geöffnet, dass ich kein Einzelfall bin. Meine Krankheit ist zwar selten, aber es ist ein gesellschaftliches Problem, dass Frauen oftmals ihre Beschwerden und negativen Erfahrungen abgesprochen werden. Als Kind hatte ich natürlich nicht die Weitsicht, aber jetzt motiviert es mich, darüber zu sprechen und allgemeine Probleme aufzuzeigen, in der Hoffnung, dass wir durch den Austausch etwas verändern können.

"Die Modewelt ist oft pseudofeministisch. Sie bietet zwar Raum für Frauen, aber oft nur für diejenigen, die dem traditionellen Schönheitsideal entsprechen."

Stefanie Giesinger

Vor zehn Jahren wurden Sie "Germany's Next Topmodel" und sind seitdem von den Laufstegen dieser Welt und den Covern bekannter Modemagazine nicht mehr wegzudenken. Hat sich die Modewelt in den vergangenen Jahren verändert und wenn ja, wie?

Die Modewelt ist definitiv etwas diverser und inklusiver geworden, aber noch lange nicht genug. Manchmal habe ich sogar die Sorge, dass diese Veränderungen nur den Konsumenten und Konsumentinnen als Marketingstrategie präsentiert werden.

Inzwischen haben bei der Show nicht mehr ausschließlich Size-Zero-Models die Chance auf den Titel und Diversity wird immer größer geschrieben – ein wichtiger Schritt für das Format?

Ich freue mich über jeden Schritt in die richtige Richtung, vor allem, wenn er bedeutet, dass sich mehr Menschen repräsentiert fühlen und veraltete Muster abgelegt werden.

"Die Modewelt ist oft pseudofeministisch"

Für wie feministisch halten Sie die Modewelt im Allgemeinen? Noch immer spielen Size-Zero-Models und normschöne Körper eine große Rolle …

Die Modewelt ist oft pseudofeministisch. Sie bietet zwar Raum für Frauen, aber oft nur für diejenigen, die dem traditionellen Schönheitsideal entsprechen: schlank, weiß und groß. Solange sich das nicht ändert, ist es schwierig, in diesem Bereich von Feminismus zu sprechen.

Bleiben wir beim Feminismus: Schließen sich Ihrer Meinung nach Schönheits-Operationen und Feminismus aus?

Auf keinen Fall. Jeder Mensch hat das Recht, mit seinem Körper zu tun, was er will. Niemand sollte das Recht haben, die Entscheidungen anderer Frauen zu kritisieren. Vorausgesetzt, sie betreffen ihr eigenes Leben und diskriminieren keine anderen Menschen.

Sie waren gerade einmal 17 Jahre alt, als Ihre Karriere begann – heute sind Sie Model, Unternehmerin und Investorin. Wie haben Sie als so junge Frau diese schnelllebige Geschäftswelt wahrgenommen?

Die Geschäftswelt ist sehr männerdominiert, deshalb bin ich unglaublich dankbar, dass ich mir aussuchen kann, mit wem ich arbeiten möchte. Sobald mein Team und ich eine negative Erfahrung mit einem Unternehmen oder einer Person machen, die nicht bereit ist, ihren Horizont zu erweitern, entscheiden wir uns gegen eine weitere Zusammenarbeit.

Und wie sind Sie da angekommen, wo Sie heute sind?

Ich finde es unglaublich inspirierend, mit Unternehmerinnen zusammenzuarbeiten, die ihre Zeit in eine inklusive und gleichberechtigte Zukunft investieren. Ich bin glücklich, wenn ich an meinen Werdegang denke. Viele Erfahrungen waren schwer und manchmal nicht leicht zu ertragen, aber sie haben mich zu der Frau gemacht, die ich heute bin. Vor allem aber bin ich dankbar für die Frauen, mit denen ich meine Karriere erleben darf. Ohne sie wäre ich nicht da, wo ich heute bin. Angekommen bin ich aber noch lange nicht und werde es auch nie sein, denn ich bin davon überzeugt, dass es wichtig ist, neugierig zu bleiben, immer wieder Luftblasen platzen zu lassen, zuzuhören und zu lernen.

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